Der Begriff Jungfrauengeburt taucht in der Bibel nicht auf, sehr wohl aber die damit bezeichnete Tatsache.
Dieser moderne Begriff dr�ckt aus, dass es zur menschlichen Geburt ohne Zeugung durch einen menschlichen Vater kommt. In der Bibel ist damit bezeichnet, wie der pr�existente Gottessohn, der von Uranfang beim Vater war und seines Wesens ist, Mensch wird und in die Welt kommt. Jungfrauengeburt meint die jungfr�uliche Empf�ngnis Jesu im Leib der Maria ohne das Dazutun eines Mannes durch den Heiligen Geist. Jungfrauengeburt bringt zum Ausdruck, Jesus ist nicht einfach ein Mensch; er ist mehr als ein Mensch und damit auch mehr als ein Prophet, ohne damit aufzugeben, Jesus ist genauso ganz menschlicher wie g�ttlicher Natur. Er ist der pr�existente Sohn Gottes, das fleischgewordene Wort Gottes (vgl. Joh 1,1 ff. 14; 8,58; Kol 1,16 f.; Hebr. 1,2).
Nach dem exegetischen Befund gibt es die eine Geburt aus einer Jungfrau: die Geburt Jesu. Vorausgesagt ist diese bereits im Alten Testament durch Jesaja 7,14 (vgl. auch Jes 9,5 f.; Ps 2,7). Zwar k�nnte das hebr�ische Wort alma in Jesaja 7,14 sowohl "Jungfrau" als auch "junge Frau" bedeuten, da das hebr�ische Wort alma ganz allgemein die junge Frau bezeichnet, die noch kein Kind hat. Doch bereits die Septuaginta benutzt das eindeutige griechische Wort parthenos (Jungfrau), und der Zusammenhang legt nahe, dass in Jesaja 7,14 mit "Jungfrau" zu �bersetzen ist. Das prophetische Wort k�ndigt ein gro�es Wunder an.
Der verhei�ene Sohn soll nach demselben Zusammenhang der Messias sein (vgl. auch Jes 9,5 f.). Im Matth�usevangelium ist das erste der elf Reflexionszitate Jesaja 7,14 und wird hier ganz eindeutig als Jungfrau verstanden in bewusstem R�ckgriff auf die Septuaginta. In Lukas 1,27 wird Maria direkt als Jungfrau bezeichnet.
Sie "wei�" "von keinem Mann" (Lk 1,34). "Der heilige Geist wird �ber" sie "kommen, und die Kraft des H�chsten wird" sie "�berschatten" und "das Heilige, das geboren wird", wird "Gottes Sohn genannt werden" (Lk 1,35).
Das erf�hrt Maria vom Engel Gabriel (Lk 1,26 ff.). Auffallend ist, dass alle Redewendungen aus dem geschlechtlichen Bereich vermieden sind. Vielmehr ist die Empf�ngnis Jesu Gottes Einwohnung durch den heiligen Geist sowohl im Matth�us- als auch im Lukasevangelium knapp und n�chtern berichtet, ohne Ausmalungen, was Zuverl�ssigkeit anzeigt. Es wird damit deutlich: diese Empf�ngnis ist ein Geheimnis. Auf Zuverl�ssigkeit deutet auch die zweifache, jeweils unabh�ngige �berlieferung hin, bei Matth�us und Lukas. W�hrend Matth�us vor allem Josef beleuchtet, beschreibt Lukas vor allem die Vorg�nge bei Maria (Matth�us �berliefert die Erscheinung des Engels bei Josef, Lukas die des Erzengels Gabriel bei Maria). W�hrend Matth�us verdeutlicht, dass Hoffnung auf Rettung des alttestamentlichen Bundesvolkes aus dem Stamm Davids erf�llt ist (Mt 1,22 f.), stellt Lukas die Geburt Jesu in einen weltgeschichtlichen Rahmen hinein (Lk 2,1).
Josef ist nicht der Vater Jesu. Das belegen seine Reaktion und Absicht. Er will Maria heimlich verlassen (Mt 1,19), weil er annimmt, ein anderer sei der Vater des Kindes, mit dem Maria schwanger ist. "Der Engel des Herrn" der ihm "im Traum" erscheint (Mt 1,20) muss ihn �berzeugen, dass das Kind, mit dem Maria schwanger ist, "von dem heiligen Geist" "ist" (Mt 1,20; vgl. auch V. 18). Bis zur Geburt ber�hrt Josef Maria nicht (Mt 1,25). Nach der �berlieferung bei Lukas ist Maria zu dieser Zeit Jungfrau (Lk 1,27.35). Durch die Namengebung erkennt Josef die Vaterschaft nach dem g�ltigen j�dischen � menschlichen � Recht an (vgl. 1. Mose 21,3). Jesus wird sp�ter auch f�r einen Sohn des Josefs gehalten (Lk 3,23); schlie�lich liegt �ber seiner Empf�ngnis ein g�ttliches Geheimnis. Im Matth�usevangelium wird Josef nicht als Vater Jesu bezeichnet (Mt 1,16).
Dabei will die jungfr�uliche Empf�ngnis Jesu in Maria keineswegs die eheliche Gemeinschaft herabsetzen. Nicht um Maria geht es in erster Linie, sondern um Jesus. Der Geburtsvorgang selbst ist nicht mirakul�s geschildert; alles was nach >Doketismus aussehen k�nnte, fehlt ihm. Mit Jesus wird kein Halbgott, wie diese die Antike durchaus kennt, geboren, sondern hier geht der wahre Gott und Mensch in diese Welt ein. Wie Gott in 1. Mose 1,2 durch einen einzigartigen sch�pferischen Akt die Welt ins Dasein ruft, so ist auch die Entstehung Jesu ein einmaliger, einzigartiger Akt Gottes, dem bereits durch seine Empf�ngnis Ausdruck verliehen wird. Die Gottessohnschaft Jesu ist in direktem Zusammenhang der Jungfrauengeburt zu sehen (Lk 1,35; vgl. auch V. 32), was widerlegt, die Jungfrauengeburt sei f�r Christologie, Glaube und Bekenntnis nicht notwendig bzw. belanglos und widerspreche dem Pr�existenzgedanken (so W. Pannenberg). Die im Neuen Testament gut bezeugte Pr�existenz Jesu, bevor er Mensch wurde (Joh 1,1-18; Phil 2,6-11; Kol 1,16; Hebr 2,7) widerspricht dem Gedanken der Jungfrauengeburt nicht, da sie die Weise bezeichnet, wie der Pr�existente ins Dasein in dieser Welt tritt.
Die Jungfrauengeburt Jesu, die in die altkirchlichen Symbole eingeht, ist sei dem 2. Jahrhundert in der fr�hen Kirche ein bekannter und bedeutender Glaubensgegenstand.
Ignatius von Antiochien (� 110)
erw�hnt Jungfrauengeburt als eines der "Geheimnisse, die im Schweigen Gottes geschehen und doch im Zeugnis laut vernehmbar sind". Zu diesen Geheimnissen z�hlt Ignatius Empf�ngnis, Geburt und Tod Jesu.
Justin der M�rtyrer (100-165)
legt Wert darauf, dass die Weissagung in Erf�llung gegangen ist. Die in heidnischen Mythen erw�hnte g�ttliche Geburt stellt f�r Justin die vom Satan eingegebene Entstellung der wahren, in den Evangelien berichteten Geschichte dar.
F�r Iren�us von Lyon (� nach 190)
steht die Jungfrauengeburt im Zeichen der recapitulatio. Maria hebt als gehorsame Jungfrau die Folgen der ungehorsamen Eva auf. Der neue Adam wird aus einer Jungfrau geboren, so wie der erste Adam von der Jungfrau Erde kam.
Aus dem 2. Jahrhundert stammt auch die �berlieferung der schmerzfreien Geburt (Asc Jes; Oden Salomos). Damit verbunden ist die Jungfr�ulichkeit Marias w�hrend der Geburt Jesu, erstmalig belegt im apokryphen Protevangelium des Jakobus (19,9-20,1) (2. Jahrhundert). Zwar entsteht die Vorstellung der fortw�hrenden Jungfr�ulichkeit Marias in der �stlichen Christenheit, doch hat sich am Ende der Zeit der Kirchenv�ter die dreifache Bestimmung der Jungfr�ulichkeit Marias, der zufolge sie vor, w�hrend und nach der Geburt Jesu Jungfrau gewesen sei, in Ost und West durchgesetzt und werden dem widersprechende Ansichten abgelehnt.
Die Geschwister Jesu (vgl. Mk 3,31 f.; Joh 7, 5) stammten dann aus einer fr�heren Ehe Josefs, w�ren also, da Josef als der Vater Jesu betrachtet wird, dessen Halbbr�der und -schwestern. Luther und andere "fr�hprotestantische" Theologen haben, im Gegensatz zum sp�teren Durchschnittsprotestantismus allem Anschein nach an dieser Auffassung festgehalten; zumindest waren sie von der fortw�hrenden Jungfr�ulichkeit Marias �berzeugt wie die offizielle Lehre der r�misch-katholischen und der orthodoxen Kirche. Dabei wiegt schwer, dass in den lutherischen Bekenntnisschriften � �ber die Heilige Schrift hinausgehend! � zweimal die Auffassung vertreten wird, Maria sei immerw�hrende Jungfrau geblieben (Schmalkaldische Artikel I,4, lat. semper virgo; Formula Concordiae, SD VIII, BSLK S. 1024), so dass es sich von dieser Interpretation her verbieten w�rde, diese Ansicht als katholischen Legendenglauben abzutun, da es durch Aufnahme in die geltenden Bekenntnisse zum unab�nderlichen Lehrbestand der betreffenden Kirche z�hlt, auf die die Ordination erfolgt. Da der Ausschluss der Zeugung Jesu durch einen Mann allein noch nicht die S�ndlosigkeit Jesu sichert, weil er durch Maria Anteil an der adamitischen, s�ndigen Menschheit h�tte und deshalb auch von der Erbs�nde erfasst w�re, entwickelt die r�misch-katholische Kirche das Dogma von der ...
"unbefleckten Empf�ngnis Marias".
Demnach w�re Maria von ihrer Zeugung an durch g�ttlichen Gnadenakt davon frei geblieben. Nach der antiochenischen Theologie wird durch die Jungfrauengeburt angezeigt, dass Jesus g�ttlich ist, ohne zu gef�hrden, dass er Mensch war; die g�ttliche Hypostase vereint sich mit der menschlichen Natur. Bis zum Aufkommen historisch-kritischer Forschung gibt es, von einigen judenchristlichen Gruppen und vereinzelt aus dem nichtchristlichen Umfeld abgesehen, keine Bestreitung der Jungfrauengeburt aus Theologie und Kirche. Neben Luther erkennt sie auch der andere Hauptreformator, Calvin, fraglos an. Luther schreibt in seinem Bekenntnis von 1528 davon, er glaube und wisse, Jesus sei
"von dem heiligen Geist ohn Mannes Zutun empfangen und von der reinen heiligen Jungfrau Maria als von rechter nat�rlicher Mutter geboren, wie das alles S. Lukas so kl�rlich beschreibt und auch die Propheten verk�ndigt haben."
Erst seit gut 200 Jahren wankt durch Aufkl�rung und Rationalismus diese allgemeine christliche Auffassung und wird mit sich wiederholenden Argumenten bestritten. Deshalb ist die Einstellung zu ihr in der neueren Theologie- und Kirchengeschichte ambivalent. W�hrend Karl Barth sie als einen Erweis des Gnadenhandelns Gottes wertet, als
"Zeichen der Fleischwerdung des Wortes, auf dass ihr wisset, dass wir es hier mit der freien Gnade zu tun haben" (Credo, S. 65),
und ihr in seiner Dogmatik Gewicht beimisst, lehnen andere Theologen sie ab, so etwa Paul Althaus ("Das Bekenntnis von der Jungfrauengeburt l�sst sich dogmatisch nicht als ein notwendiges und unver�u�erliches St�ck des Bekenntnisses zu Jesus Christus erweisen", RGG, 3. Aufl., Bd. 3, Sp. 1069), Willi Marxsen (Jungfrauengeburt wolle keinen biologischen Sachverhalt ausdr�cken) und auch Wolfhart Pannenberg (Jungfrauengeburt widerspreche der Pr�existenz). Selbst f�r immer mehr r�misch-katholische Theologen hat Jungfrauengeburt keine Beweiskraft mehr und besteht auch bei ihnen keine Einheit mehr dar�ber, ob Jungfrauengeburt m�glich und / oder n�tig ist und im herk�mmlichen Sinne festzuhalten sei.
M�glicherweise wurde im Judentum die Jungfrauengeburt Jesu auf diese Weise bestritten, dass von der j�dischen Apologetik behauptet wurde, Jesu Geburt sei auf ein au�ereheliches Verh�ltnis mit einem Legion�r zur�ckzuf�hren (vgl. Babylonischer Talmud Schabbat XIV,4; Tosefta Chullin II,22-24). Ebenfalls k�nnte es sein, dass der von Gegnern Jesu vorgebrachte Vorwurf seiner vaterlosen Geburt, der in Johannes 8,1 mitgeteilt ist, auf Ger�chte, die im Umlauf waren, zur�ckgeht, die auf eine uneheliche Geburt Jesu hinweisen k�nnten. Das alles bleibt jedoch ungesichert. Besser nachweisbar ist, dass der heidnische Christengegner Celsus behauptet, Panthera sei der uneheliche Vater Christi gewesen (vgl. Origenes, Contra Celsum I, 32-37). In der Kirche selbst bleibt die Anerkennung der Jungfrauengeburt bis zum Aufkommen historisch-kritischer Forschung unbestritten, von einzelnen Str�mungen judenchristlicher Ausrichtung am Rand der Kirche einmal abgesehen.
Der Hinweis, bis zum 19. Jahrhundert habe die christliche Theologie nicht um die Zweideutigkeit des hebr�ischen Begriffs alma gewusst und deshalb mit "Jungfrau" �bersetzt, was auch einfach "junge Frau" hei�en k�nne und was den Sinn besser tr�fe (so Rowan Williams, EKL, 3. Aufl., Bd. 2, Sp. 907), ist exegetisch unhaltbar. Exegetisch ist nur das Verst�ndnis "Jungfrau" m�glich (s. o., Exegetischer Befund). Das natus ex virgine, das seinen Grund allein in Matth�us 1 und Lukas 1 habe, und mit deren historischer Glaubw�rdigkeit stehe und falle, welche nicht gegeben sei (Paul Althaus, RGG, 3. Aufl., Bd. 3, Sp. 1069), kann historisch von seri�ser Forschung nicht bestritten werden, andernfalls wird unter ideologischer Voraussetzung gearbeitet, wobei selbst kritische Theologen feststellen:
"Die kritische Forschung kann selbst nicht endg�ltig �ber die Frage der Historizit�t entscheiden" (Rowan Williams, EKL, 3. Aufl., Bd. 2, Sp. 909).
Lukas gibt als seinen Selbstanspruch ausdr�cklich an, historisch genau zu arbeiten (Lk 1,1-4). Die wunderbare Geburt Jesu ist Jahrhunderte vorher von Propheten angek�ndigt worden. Zwar wird die Jungfrauengeburt "nur" zwei Mal im Neuen Testament bezeugt, was aber keinesfalls eine schlechte Bezeugung ist, doch spricht auch keine andere neutestamentliche Stelle direkt dagegen. Galater 4,4, was von manchen kritischen Theologen dagegen angef�hrt wird, d�rfte die Jungfrauengeburt eher best�tigen als infrage stellen. Auch hinter Offenbarung 12,1 ff. d�rfte die jungfr�uliche Geburt Jesu stehen.
Angef�hrte religionsgeschichtliche "Parallelen" zur Jungfrauengeburt aus der Umwelt des Neuen Testaments (z. B. glaubte man von �gyptischen und babylonischen Herrschern oder auch von Alexander dem Gro�en, sie seien G�tters�hne; auch kennen die griechischen Sagen Halbg�tter) sind keineswegs als ein Hinderungsgrund f�r das im Neuen Testament geschilderte analogielose Geschehen anzusehen. Es besteht ein un�bersehbarer Unterschied zu den sog. religionsgeschichtlichen "Parallelen". Der biblische Bericht ist zur�ckhaltend und n�chtern und beschreibt deshalb im Unterschied zu jenen nicht den Vorgang der Empf�ngnis. So ist die Jungfrauengeburt tats�chlich ohne jegliche biblische oder gar religionsgeschichtliche Analogie oder Parallele. Vergleichbar mit der jungfr�ulichen Empf�ngnis ist lediglich der alttestamentliche Gedanke der "Schechinah" (Einwohnung) Jahwes z. B. in der Stiftsh�tte, wobei das Neue Testament doch �ber diese alttestamentliche Vorstellung hinausgeht.
Die Auffassung, die Berichte Matth�us 1,18 ff. und Lukas 1,26 ff. seien sp�te Produkte der Gemeinde und nicht w�rtlich zu verstehen, weil sie keinen geschichtlichen Wert bes��en, widerspricht der Bibel (so richtig Gerhard Maier, in: Biblisches W�rterbuch, Art. Jungfrauengeburt, S. 216). Auf die Lehre von der Jungfrauengeburt kann nicht verzichtet werden, weil die Gottessohnschaft in urs�chlichem Zusammenhang damit gesehen wird. Die Vorstellung der Gottessohnschaft Jesu l�sst sich keineswegs aus vermeintlichen religionsgeschichtlichen Parallelen ableiten, wonach die Bezeichnung "Sohn Gottes" im Neuen Testament nur Ehrentitel w�re und deshalb nicht w�rtlich zu nehmen. Nach neutestamentlicher Lehre, gerade auch nach der des Hebr�erbriefes, ist Jesus Gottes Sohn (Hebr 3,6). H�her als die Engel (Hebr 1,5 ff.), hat er erst nachtr�glich Fleisch und Blut angenommen (Hebr 2,14.17). Der Pr�existenzgedanke widerspricht keineswegs der Jungfrauengeburt, sondern spricht eher f�r sie; sie bezeichnet die Weise, wie der von Ewigkeit beim Vater seiende pr�existente Sohn Fleisch (freilich kein S�ndenfleisch) annimmt, Mensch wird und in die Welt kommt (gegen Wolfhart Pannenberg).
Das Neue Testament ist nicht nur am "Dass" des in die Weltkommens des Gottessohnes interessiert, sondern, wie Matth�us 1 und Lukas 1 berichten, auch am "Wie". Werden diese Berichte ignoriert, muss eine andere Erkl�rung f�r das "Wie" gefunden werden. Doch alle Hypothesen endeten darin, dass sich die Menschheit in ihrem edelsten Spross und sei's durch Gottes Gnade, den Erl�ser selbst gab. Das aber steht gegen das unwiderlegbare Zeugnis der Heiligen Schrift, dass Gott in Jesus Mensch wurde (so richtig Ulrich Betz, in ELThG, Bd. 2, Art. Jungfrauengeburt, S. 1025). Solche Versuche endeten letztlich in einem von der Kirche aus gutem Grunde verworfenen >Adoptianismus oder Arianismus, die beide die ewige Pr�existenz und das "wahrer Gott und wahrer Mensch" Jesu negieren. Von daher sind Aussagen wie "dogmatisch" lasse "sich" "das Bekenntnis von der Jungfrauengeburt ... nicht als ein notwendiges und unerl�ssliches St�ck des Bekenntnisses zu Jesus Christus erweisen" (Paul Althaus, RGG, 3. Aufl., Bd. 3, Sp. 1069) unhaltbar, weil sie weder der Heiligen Schrift noch der Dogmenbildung der Kirche, den Entscheidungen der �kumenischen Konzilien und der Entscheidung der Reformation gerecht werden. Sie sind deshalb zur�ckzuweisen.
Man mag der Situationsbeschreibung im Evangelischen Erwachsenenkatechismus zustimmen: "Heutige Christen, die das christliche Glaubensbekenntnis nachsprechen, haben es mit diesen Aussagen [empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, W. R.] besonders schwer. Eine �bernat�rliche Empf�ngnis und eine Jungfrauengeburt passen schlecht in unser Weltbild. Auch die gegenw�rtige Theologie hat Schwierigkeiten." (Evangelischer Erwachsenenkatechismus, 4. �berarbeitete Aufl. 1982 <1. Aufl. 1975>, S. 389) Zu bem�ngeln bleibt jedoch, dass es im Evangelischen Erwachsenenkatechismus bei dieser Beschreibung bleibt und nicht herausgestellt wird, was eindeutiger Befund von Schrift und Bekenntnis ist. Die Argumentation mit dem Weltbild �berzeugt im �brigen nicht, denn Weltbilder veralten schnell, kommen und gehen, aber das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.
Die Ansicht, die Jungfrauengeburt Jesu sei bedeutungslos f�r Lehre und Glauben, scheitert nicht allein am exegetischen Befund und hat Bekenntnisse und die �brige Lehrentscheidung und Lehrentwicklung gegen sich, sondern greift einen Eckpunkt von Glaube und Lehre an. Gerade die Jungfrauengeburt Jesu und seine �bernat�rliche Empf�ngnis bringen zum Ausdruck, dass in Jesus zwei Naturen unvermischt und ungeschieden vorhanden sind und der ewig pr�existente, dem Vater wesensgleiche Sohn � und damit Gott selbst � in diese Welt eingeht. F�r den christlichen Glauben kommt alles auf die zwei Naturen in Christus an, dass er ganz und wahrhaftig Gott ist und zugleich ganz und wahrhaftig Mensch war. Nur so kann er den S�nder retten. Denn ihm hilft nur einer, der sowohl auf die Seite Gottes und auf die Seite des Menschen geh�rt. W�re Jesus nur Mensch, er k�nnte den Menschen nicht retten, weil ein Mensch einen anderen nicht aus dem S�ndentod erl�sen kann. W�re er nur Gott, er w�re unnahbar f�r den Menschen geblieben und h�tte nicht f�r die S�nden der Menschen sterben k�nnen. Jesus ist w�hrend seiner ganzen Zeit der Inkarnation wahrer Mensch und wahrer Gott geblieben und das, weil er, wunderbar "empfangen durch den Heiligen Geist", zugleich auch wahrer Gott ist.
Glaube hei�t in erster Linie Vertrauen zu Jesus. Bei dieser Haltung besteht kein Grund daf�r, der Ratio nicht einsichtige Berichte einfach zur�ckzuweisen, also auch nicht die von der Empf�ngnis Marias durch den Heiligen Geist und von der Jungfrauengeburt Es wird auch der Glaube an den allm�chtigen Gott, den Vater bekannt.
"Bei Gott ist kein Ding unm�glich" (Lk 1,37).
Und demnach auch nicht, neben vielen anderen Wunder n, das Wunder der Empf�ngnis durch den Heiligen Geist und die Geburt aus der Jungfrau Maria als ewig einmaliges und damit analogieloses Ereignis. Wer mit der Begr�ndung, sich das Wunder der Jungfrauengeburt nicht vorstellen zu k�nnen, dieses ablehnt, der muss ehrlicherweise noch so manches dessen, was in der Bibel steht, ablehnen, bestimmt doch das gr��te Wunder von dem sie spricht, die Auferweckung Jesu; und nicht so wenige tun das. Wer jedoch solche Eckdaten von Glaube und Lehre ablehnt, muss sich freilich fragen lassen, ob er noch Christ ist.
S. auch: Jesus Christus; Erl�sung; Zweinaturenlehre.
Lit.: K. Barth, Credo, 1935. 7. Aufl. 1948; ders., Kirchliche Dogmatik, Bd. 1 / 2, 5. Aufl. 1960, S. 187 ff.; BSLK: Confessio Augustana Art. 3; Schmalkaldische Artikl I,4; Formula Concordiae SD VIII; H. v. Campenhausen, Die Jungfrauengeburt in der Theologie der Alten Kirche; G. Delling, ThWNT, Bd. 5, 1954, Art. Parthenos, S. 824-835; H. Denzinger / A. Sch�nmetzer, Enchiridion Symbolorum, 1976, Nr. 502, 503, 533, 1880, 2800; W. K�nneth, Fundamente des Glaubens. Biblische Lehre im Horizont des Zeitgeistes, 1975, 112 ff.; O. Rodenberg, Der Sohn. Beitr�ge zum theologischen Gespr�ch der Gegenwart, 2. Aufl. 1970, 9 ff.
Walter Rominger
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de