Vorwort
von
"Ich durfte nicht mehr Priester sein"

Vorwort von "Ich durfte nicht mehr Priester sein"

Gregor Dalliard


 

 

»Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt« (Mk 8,38)

 

Das vorliegende Buch ist aus einer nicht alltäglichen Begebenheit heraus entstanden. Eine Exkommunikation, der Ausschluss aus der röm.-kath. Kirche war früher ein oft angewendetes Verfahren, um Auffassungen, die der röm.-kath. Lehrmeinung widersprachen, zu bekämpfen. In den vergangenen Jahren haben die Gläubigen der römischen Kirche kaum mehr etwas davon gehört.

Seit meiner Exkommunikation häufen sich Briefe, Telephonanrufe und Gespräche mit Fragen suchender römischer Katholiken und Mitgliedern aus den traditionellen Staatskirchen. Im vorliegenden Buch versuche ich auf manche dieser Fragen einzugehen. Dabei berufe ich mich auf Zeugnisse von Christen und Theologen. Ich berufe mich auch auf Aussagen von Theologen innerhalb der röm.-kath. Kirche. Auch das gewöhnliche röm.-kath. Volk scheint, aufgescheucht durch die heute zugänglichen Informationsquellen, nicht mehr gewillt zu sein, der römischen Hierarchie blindlings zu folgen. Es versucht, die lange Vergangenheit der römischen Kirche im Lichte Jesu und der Apostel zu prüfen. Wie in ein bisher verschlossenes Labyrinth von kirchlichen Geheimnissen öffnen sich heute dem Laien Türen zurück in die Geschichte des katholischen Kirchensystems, bis hin zum Fundament der Apostel und Propheten, bis hin zum Fels, zum Grund- und Eckstein Jesus Christus.

Zu lange und zu weit haben sich die kirchlichen Obrigkeiten von Jesus Christus und der Lehre der Apostel entfernt und sowohl das einfache wie auch das gebildete Volk betrogen, als dass Christen den Mantel der Ökumene über alles werfen könnten, was bloss eine Jesus-Etikette trägt. Der Menschheit, die in einer unermesslichen Ausweglosigkeit steckt, hilft nicht eine neue ökumenische Religion, die jeden in seinen Lehren akzeptiert, sondern allein die Umkehr zu Jesus Christus und zu seinem Wort. Die Liebe zu Jesus Christus und zu seiner Botschaft drängt mich, meinen vielen ehemaligen Glaubensgeschwistern aus der römischen Kirche die Bedeutung des teuer erkauften Sieges Jesu auf Golgatha für unser Leben, für Zeit und Ewigkeit näher zu bringen. Monatelang rang ich im Gebet vor Gott um die Frage: Soll ich in Form eines Buches Zeugnis über den Glauben an Jesus Christus ablegen oder soll ich es lassen? Wie können römische Katholiken spüren, dass ich nicht über die römische Instanz richten will, noch kann, sondern dass es mir vielmehr um das Aufdecken einiger Ereignisse geht, die Jesus Christus, gemäss der Schrift, widersprechen. Der Apostel Paulus fordert die Christen auf:

»Prüft was dem Herrn gefällt, und habt nichts gemein mit den Werken der Finsternis, die keine Frucht bringen, sondern deckt sie auf« (Epheser 5,10-11).

Die Leser sollen die Liebe und das Mitleiden über die Orientierungslosigkeit und das grosse Elend zahlloser religiöser Mitglieder der röm.-kath. Kirche mitempfinden können. Die Leser sollten erkennen können, dass niemand im Geist der Unterscheidung auf die Dauer leben und lernen kann, wenn unlautere Motive und Tatsachen aus der religions-politischen Vergangenheit der Kirche, die heute noch als tragendes Fundament gelten sollen, sich nicht im Lichte der Lehre Jesu und der Apostel prüfen lassen, noch lassen wollen. Sie verhindern die Quelle des Heils in Jesus Christus. Dieses Heil kann und darf durch keine menschliche Strategie überwuchert werden. Vielleicht werden mir Leser Bitterkeit und Hass gegen die röm.-kath. Kirche vorhalten. Nannten nicht auch viele fromme Gläubige der Synagoge, der »Grosskirche« zur Zeit Jesu, Jesus unseren Meister – man bedenke – einen Gotteslästerer, Dämon, Mitarbeiter des Teufels, Satanswerk, Beelzebul, Samariter und von einem Dämon besessen (Markus 2,7; 3,22+ff; Matthäus 9,34; Johannes 7,20.49.52), als er ihnen den Willen des Vaters wie einen Spiegel vor ihre Lebensführung, ihre wahren Gedanken und Lehrsätze hielt, weil sie das Volk betrogen und anders lehrten, als Gott es in den Heiligen Schriften bezeugt hatte?

Öffentlich, vor dem Volk, stellte Jesus die wahren Absichten der religiösen Obrigkeit bloss, deckte sie auf. Denn Gottes Wille soll überall allen erkennbar sein und immer offen bleiben. Das Volk vertraute blind seiner religiösen Obrigkeit, weil sie sich als Gottes Freunde ausgaben.

Das Volk liebte Jesus und erkannte den Unterschied zwischen dem Willen Gottes und dem ihrer religiösen Führer. Das Volk pries Gottes Grosstaten, während die religiösen Führer ihre Posten und Sicherheiten gefährdet sahen. Sie beschlossen, Jesus mit allen Mitteln in der Öffentlichkeit zu denunzieren, zu diffamieren und zu töten (Johannes 5,18; 7,17.19). So konnten sie die religiösen Massen verunsichern.

Jesus prophezeite:

»Und ihr werdet um meines Namens willen von allen gehasst werden,' wer aber bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet... Ein Jünger steht nicht über seinem Meister... wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen« (Matthäus 10,22-25).

Mit Geld und seelischem Druck, mit Drohungen und Versprechungen brachten sie zuletzt – man bedenke – »im Namen Gottes« den Grossteil des Volkes gegen Jesus auf (Johannes 9,22; 12,10-11.42; 16,2; Matthäus 28,11-15).

Jesus kam, um den Willen des Vaters zu tun. Wo er diesen Willen durch religiöse Führer verändert vorfand, scheute er sich nicht, sie mit harten Worten zurechtzuweisen. So nannte er die Hohenpriester, Pharisäer und Schriftgelehrten, die vor dem Volk die Wahrheit verdrehten, sie ihm vorenthielten und mit eigenen Ideen und Menschensatzungen ausfüllten, schonungslos Heuchler, blinde Führer, übertünchte Gräber, Totengebein, Schlangen und Otternbrut und verhiess ihnen das ewige Gericht als Erbe, dem sie nicht entgehen würden (Matthäus 23 u.a.m.).

Da ich gegen keinen einzigen Menschen Hass oder Verachtung im Herzen trage, weil ich um die menschlichen Unzulänglichkeiten weiss, wäre ich dennoch nicht davon zu entschuldigen, wollte ich Unwahrheiten, um freundschaftlicher Banden willen, übergehen )der verschönern. Sicher entspräche es meinem natürlichen Wesen, den Frieden mit allen und mit jedem Menschen zu haben. Manche Feindschaft und Ablehnung könnte ich mir und meiner Familie ersparen. Jesus lehnt aber jeden faulen Frieden mit der Welt ab. Was die Welt und die religiösen Institutionen unter Liebe verstehen, widerspricht oft bei weitem dem, was Jesus Christus unter Liebe gelehrt und gelebt hat. Er sagt:

»Bleibet in meiner Liebe« (Johannes 15,9).

Der Apostel Johannes lehrt:

»Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet« (1 Johannes 2,5).

In seiner Liebe zum Vater und zu den Menschen musste Jesus jene, die den Willen des Vaters zur Handelsware degradiert hatten, aus dem Tempel werfen.

»Er machte eine Geissel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus ...« (Johannes 2,15).

Er nannte Petrus Satan, weil dieser irdische Menschlichkeit dem göttlichen Willen vorziehen wollte:

»... und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen,. denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen« (Matthäus 16,23).

Von Herodes sagt Jesus:

»Geht und sagt diesem Fuchs ...« (Lukas 13,32).

Diese Liebe erlaubt keine Kompromisse, wenn es um die Nachfolge Jesu, die Erfüllung seines Willens und die Verkündigung seiner Heilsbotschaft geht. Jesus Christus fordert uns zum freimütigen Bekenntnis auf, wollen wir in der Stunde unseres Todes nicht von ihm verleugnet werden. Darum sagt er:

»Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Sohn des Menschen schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln« (Markus 8,38).

Zudem wäre ich bereit gewesen, gewisse Vorfälle in diesem Buch nicht zu erwähnen, wenn die katholische Obrigkeit zu einer öffentlichen Aussprache und Klärung bestimmter Vorkommnisse und Missverständnisse bereit gewesen wäre. Stattdessen wich man kirchlicherseits durch eine öffentliche Rufmordkampagne – für die sich einige Priester und deren Freunde mühelos hergaben – einem ehrlichen und sachlichen Gespräch um die Glaubenswahrheiten aus. Wie sehr hätte ich mir dieses Gespräch gewünscht, sogar unter Einbezug eines glaubensneutralen Gremiums.

Einige Themen musste ich aus Platzgründen aus dem Buch streichen. Sie werden in einer Heftreihe erscheinen. Diese Themen sind:

Mörel/Breiten 1991