Anbetungstanz wird heute immer häufiger im Zusammenhang mit christlichen Gottesdiensten propagiert und praktiziert. Lassen sich jedoch Tanz und Anbetung Gottes miteinander verbinden?
Im Alten Testament kommen "Tanz" und tanzähnliche Bewegungen in folgenden Zusammenhängen vor:
"Unter den Juden war Tanz eine Aktivität, die ausschließlich einzelgeschlechtlich und nicht gemischtgeschlechtlich praktiziert wurde ... Außerdem wurde nie zur Unterhaltung eines Publikums getanzt. Tanz war stets die spontane Reaktion auf eine besondere Situation. Einübung und geplante Bewegungsfiguren waren im Alten Testament anscheinend unbe-kannt. Bestenfalls war Tanz eine ungewöhnliche, spontane und enthusiastische Reaktion auf die Güte und Gnade Gottes. Im Normalfall war alttestamentliche Anbetung das scheue und ehrfurchtsvolle Nahen zu einem heiligen Gott. Der Hohepriester tanzte nicht durch den Tempel ins Allerheiligste, sondern er nahte mit Furcht und Zittern" (B. Edwards, Wenn die Show das Wort erschlägt, S. 64).
Im Neuen Testament kommt Tanz nur in drei Zusammenhängen vor:
An keiner Stelle im Neuen Testament findet sich Tanz im Zusammenhang mit Gottesdienst bzw. Anbetung Gottes. Für Christen, die im Neuen Bund der Gnade stehen, soll Anbetung nicht durch Reigen oder Tanz in Städten und auf Bergen wie teilweise in früherer Zeit geschehen, sondern allein
"im Geist und in der Wahrheit" (Joh 4,20-24).
Wahre Anbetung Gottes geschieht in Sündenerkenntnis und Buße, indem der reuige Sünder "niederfällt auf sein Angesicht, Gott anbetet und bekennt, dass Gott wahrhaftig unter euch ist" (1. Kor 14,25). Es finden sich im Neuen Testament Hinweise, Gott "im Herzen zu singen und zu spielen" und ihn mit "geistlichen Liedern" zu loben (Eph 5,19; Kol 3,16), niemals jedoch mit Tänzen und entsprechenden Zurschaustellungen des Körpers.
Denn allgemein gilt: Tanz spricht sehr stark den körperlich-sinnlichen, bisweilen auch den seelischen Bereich des Menschen an. Anbetung Gottes dagegen ist ein geistlich-geistiger Akt. — Tanz bewirkt in der Regel sexuell-fleischliche Stimulation und birgt in sich die Gefahr von Unreinheit, Unzucht und Ehebruch. Anbetung Gottes ist etwas Heiliges und Reines. — Tanz führt Menschen häufig in Unnüchternheit und Ekstase hinein, so etwa ganz gezielt die aus heidnischen Religionen stammenden Rhythmen oder Harmonien.
Anbetung des lebendigen Gottes dagegen geschieht in bewusster Hingabe und gedanklicher Klarheit (Röm 12,1f.; 1. Petr 5,8). Anbetungstanz im Gottesdienst ist somit für Christen nicht akzeptabel.
Lit.: B. Edwards, Wenn die Show das Wort erschlägt. Tanz und Theater in Evangelisation und Gottesdienst, 2003; A. Graul, Rock-, Pop- und Technomusik und ihre Wirkungen. Eine wissenschaftliche und biblische Untersuchung, 2004; L. Gassmann, Pietismus – wohin?, 2004.
Lothar Gassmann
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