Reinkarnation

Klick auf den Kompass öffnet den Index1. Begriff:

Der Begriff "Reinkarnation" kommt vom lateinischen "re�in�carne", das bedeutet: "wieder � ins � Fleisch" gehen. Der Begriff be-zeichnet die Vorstellung, dass die "Seele" � oder besser: das Nichtstoffliche, Nicht-Materielle � des Menschen nach dessen Tod wieder in einen neuen K�rper Einzug h�lt und eine weitere Existenz lebt. In der Regel wird von vielen tau-send Verk�rperungen jeder "Seele" ausgegangen. Manchmal wird auch "Seelenwanderung" als Synonym gebraucht. Das ist jedoch nicht korrekt, denn der Begriff "Seelenwanderung" geht von der abendl�ndisch-westlichen Vorstellung einer individuellen "Seele" im Sinne einer unteilbaren, unverwechselbaren Pers�nlichkeit aus, w�hrend die fern�stlichen Vorstellungen von "Reinkarnation" gerade die Aufl�sung des "Selbst" erstreben. "Atman" ist gerade nicht das "individuelle Ich", das die Existenz �berdauert, sondern wesensgleich mit "Brahman", der �berindividuellen "g�ttlichen" Transzendenz, an welcher Atman, das die einzelnen Existenzen durchflie�t, teilhat, um am Ende der Verk�rperungen ins Meer des Brahman zu m�nden und sich aufzul�sen (Nichtung, Entselbstung, Nirwana als Ziel). Freilich werden in der westlichen Literatur beide Begriffe nicht immer klar unterschieden.

2. Wo finden sich Reinkarnationsvorstellungen?

a. Fern�stliche Religionen:

Reinkarnationsglaube assoziiert man zu Recht mit den religi�sen Systemen des Hinduismus, wo er fr�hestens am Anfang des ersten Jahrtausends v. Chr. sich durchsetzte, und des Buddhismus. Er ist wichtiger Bestandteil dieser Religionen. Durch viele Erdenexistenzen hindurch soll der Mensch seine "Erl�sung" (im Sinne der Aufl�sung von Atman ins Brahman) bewirken, was konkret heisst, die Kette der Inkarnationen abzubrechen. Heute berufen sich Vertreter moderner Reinkarnationsvorstellungen gerne auf diese alten Religionen � meist zu Unrecht, denn im Hinduismus und Buddhismus wird im Gegensatz zu modernen Konzepten das "Immer-Wieder-Geboren-Werden-M�ssen" als Fluch verstanden.

b. Griechische Antike:

Auch in der griechischen Philosophie finden sich Reinkarnationsvorstellungen, die sich aber nie ganz durchsetzen konnten. Pythagoras, Empedokles und >Platon lehrten in einer bereits optimistischen Umdeutung der fern�stlichen Vorstellungen, dass der Mensch durch verschiedene Erdenleben zur Vervollkommnung streben solle.

c. Reinkarnation in der Neuzeit im Westen:

Die Lehre der Reinkarnation trifft man selten isoliert an, sie ist meistens Teil eines gr��eren religi�sen Systems und hat gegen�ber den fern�stlichen Wurzeln manche Umdeutungen erfahren. Heute findet sie sich z.B. in den religi�sen Systemen der Anthroposophie, der Theosophie, der >Rosenkreuzer, des >Universellen Lebens, von Scientology und bei anderen esoterischen Gruppen und Autoren. H�ufig begegnen wir aber auch Reinkarnationsvorstellungen, die nicht an ein bestimmtes religi�ses System gebunden sind (vgl. die vielen Menschen, die fr�her einmal eine ber�hmte Pers�nlichkeit gewesen sein m�chten, z.B. die K�nigin von Saba, Julius Caesar u.�.). Manchmal wird behauptet, es seien R�ckerinnerungen an eine fr�here Existenz vorhanden.

3. Kennzeichen der Reinkarnationslehre:

a. Leib-Seele-Dualismus:

Alle Reinkarnationsmodelle unterteilen den Menschen in einen materiellen Teil, im nachfolgenden der Einfachheit halber "Leib" genannt, und in einen immateriellen Teil, im nachfolgenden � trotz obiger Differenzierung � der Einfachheit halber "Seele" genannt. Dabei sei die "Seele" das Eigentliche, was den Menschen ausmache. Der Leib spiele kaum eine Rolle oder wird als etwas Negatives (bei Plato: "Kerker") gesehen.

b. Wiederverk�rperung:

 Die Seele des Menschen sei unsterblich. Daher sterbe beim Tode nur der Leib, die Seele l�se sich von ihm und inkarniere sich in einem neuen Leib eines neugeborenen Babys. So wie ein Mensch die alten Kleider ablege und neue anlege, so lege die Seele den alten K�rper ab und einen anderen, neuen an. Die Zeitspanne, die zwischen Tod und Neuinkarnation liegt, variiert von System zu System.

c. Karma:

Untrennbar mit allen Reinkarnationsvorstellungen verbunden ist die Lehre vom >Karma, oft wiedergegeben mit "Schick-salgesetz". Karma ist der Ausgleich zwischen guten und b�sen Taten. F�r jede Tat, die ein Mensch tut, wird er in seinem n�chsten Leben einen Ausgleich schaffen oder erleiden m�ssen. Entweder wird man durch gute Taten die b�sen s�hnen oder aber die b�se Tat am eigenen Leibe erdulden. F�r Gruppen gibt es � etwa nach anthroposophischer Ansicht � Gruppenkarma. Jedes Volk beispielsweise habe sein spezielles Karma � mit entsprechenden Auswirkungen.

d. H�herentwicklung:

W�hrend in den fern�stlichen Reinkarnationsvorstellungen das Ziel die Erl�sung vom Erdendasein ist, geht es bei den modernen Varianten (z.B. bei G. E. >Lessing, Reinkarnation Steiner) darum, dass der Mensch bzw. seine "Seele" sich h�herentwickelt, eine Art "geistige Evolution " durchmacht. Der Mensch soll in jedem Erdenleben etwas dazulernen und dem G�ttlichen n�herkommen. Das bedeutet in vielen Systemen, dass die Seele verschiedene Verk�rperungen in Pflanzen und Tieren durchgemacht hat, bevor sie sich das erste Mal in einem Menschen inkarnieren konnte. Und oftmals verl�sst sie die Menschenstufe und n�hert sich immer mehr der "Engelsstufe" oder "g�ttlich-geistigen Welt" an.

4. Empirische Kritik:

a. Wunschdenken und Betrug: Es ist auffallend, wie oft Menschen, die sich angeblich an eine fr�here Existenz zur�ckerinnern, irgendeine bedeutende historische Pers�nlichkeit (z.B. C�sar, Napoleon oder die K�nigin von Saba) gewesen sein oder ein besonderes historisches Ereignis miterlebt haben wollen. Dazu Ian Stevenson: "Wenn alle, von denen behauptet wird, sie h�tten die Kreuzigung Christi in einem fr�heren Leben beobachtet, wirklich zugegen gewesen w�ren, h�tten die r�mischen Krieger bei diesem Ereignis wohl keinen Platz mehr zum Stehen gehabt" (Wiedergeburt, 1989, 51f.). In vielen zun�chst spektakul�ren F�llen stellte sich hinterher heraus, dass die Angaben falsch waren oder auf Kryptomnesie beruhten. Kryptomnesie ist eine Ged�chtnisst�rung, bei welcher Ged�chtnisinhalte, deren Erinnerungscharakter nicht bewusst ist, als scheinbare Neusch�pfung aufgefasst werden. Weiter ist zu bedenken, dass aufgrund von "R�ckerinnerungen" noch keine arch�ologischen Funde gemacht wurden und keine bisher unbekannten antiken Schriftzeichen entziffert werden konnten.

b. Suggestion:

Wichtige Faktoren beim Zustandekommen von R�ckerinnerungen unter >Hypnose sind die Bereitschaft des Patienten, sich an etwas zu erinnern und der damit verbundene Leistungsdruck. Die Sitzung soll ja etwas bringen, und erinnert man sich nicht, ist sie vergebens gewesen. Ferner sind gerade Menschen unter Hypnose f�r Suggestion besonders empf�nglich, so dass bereits der Hypnotiseur den Patienten dazu bringen kann, sich zu "erinnern". Diese M�glichkeit wurde in Versuchen festgestellt.

c. Spiritistische Einfl�sse:

Ian Stevenson und eine weitere Reinkarnationstherapeutin, Helen Wambach, r�umen beide ein, dass das Wissen auch auf �bersinnliche statt auf nat�rliche Quellen zur�ckf�hrbar sein kann. Wambach schreibt: "F�r mich ist das menschliche Gehirn wie ein Empf�nger, der einfach nur aufnimmt, was an Wellen vorhanden ist" (Conta Costa Times, 2.12.1977). Sie rechnet mit der M�glichkeit, dass Personen unter Hypnose von "Geistern und D�monen" ergriffen werden k�nnen. Die Bibel redet eine klare Sprache von D�monen als den "Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, den b�sen Geistern unter dem Himmel" (Eph 6,12). Diese k�nnen dem Menschen Botschaften aus dem Jenseits � auch aus der Vergangenheit � vermitteln, st�rzen ihn daf�r aber in die geistliche Finsternis.

d. Widerspr�che:

 Die verschiedenen religi�sen Systeme, die die Lehre der Reinkarnation eingebaut haben, f�hlen sich oft als eine gemeinsame Bewegung, die das Bewusstsein f�r Seelenwanderung im Volke schafft. Jedoch sind die verschiedenen Modelle sehr unterschiedlich und widerspr�chlich, z.B. in den Fragen, wie viel Zeit zwischen den einzelnen Inkarnationen liegt, was das Ziel der verschiedenen Erdenleben ist und wie sich das Karma auswirkt. Die Systeme, die "den Christus" zu integrieren versucht haben, z.B. Theosophie und Anthroposophie, weisen ihm eine v�llig unterschiedliche Rolle und Bedeutung zu. Viele derjenigen, die heute Reinkarnation propagieren, wollen bei den alten fern�stlichen Religionen wie Buddhismus und Hinduismus ankn�pfen. Sie berufen sich auf sie als Autorit�t. Dabei lassen sie au�er Acht, dass in den erw�hnten Religionen Reinkarnation durchaus nicht als etwas Positives angesehen wird, sondern als Fluch, den es zu �berwinden gilt. Die verschiedenen Erdenleben werden nicht als Spirale gesehen, die nach oben f�hrt, sondern als ein sich (fast) ewig drehendes Rad von m�hseligen, leidvollen Verk�rperungen.

e. Fehlender Lerneffekt:

Das Karmagesetz soll uns erziehen. Jedoch fehlt bei fast allen Menschen die Erinnerung an ihre fr�here Existenz und die vollbrachten Taten (die wenigen Ausnahmen sind fraglich; s.o.). So weiss also niemand, warum er gerade leidet, und hat keine M�glichkeit, aus seinen Fehlern zu lernen.

f. Unbarmherzigkeit:

Ein Beispiel einer ganzen Kultur, die nach den Vorstellungen von Reinkarnation und Karma aufgebaut ist, ist die indische. In den Augen eines Hindus hat es keinen Sinn, einem leidenden Menschen zu helfen, denn dadurch w�rde man dessen Karma nur aufschieben, nicht aber aufheben. Wer leiden muss, der wird auch leiden, und nichts kann ihn davor bewahren. Deshalb k�mmert sich ein Hindu � zumindest im Rahmen seines religi�sen Systems � nicht um seinen N�chsten und tut nichts gegen seine Not und sein Elend, da er ja doch nichts ausrichten kann. Nach diesem Denken muss auch der 2. Weltkrieg als positives Ereignis gesehen werden, da hier viel Karma abgebaut worden ist. Auch die Juden haben, denkt man konsequent in karmischen Kategorien, in Hitlers Gaskammern nur ihre gerechte Strafe erlitten. Aber hier offenbart sich eine weitere Frage: Wurde hier nicht ebenso viel neues Karma geschaffen? Wann wird das abgetragen? Wo ist der Ausweg aus diesem Kreislauf? Das Reinkarnations- und Karma-Denken ist unbarmherzig und stellt keine wirkliche Antwort auf die Frage nach dem Grund des Leidens dar.

5. Biblische Kritik:

a. Reinkarnation oder Auferstehung?

Reinkarnationslehren gehen von einem zyklischen Weltgeschehen aus: Alles wiederholt sich zwangsl�ufig, alles ist schon einmal dagewesen und alles wird wieder sein. � Christlicher Glaube aber kennt ein lineares Weltbild: Gott, der Herr, hat mit der Sch�pfung der Erde aus dem Nichts einen Anfang geschaffen. Nach dem S�ndenfall hatte der Mensch wenig Erkenntnis von Gott, dieser offenbarte sich erst im Lauf der Geschichte immer mehr. Abraham, Mose und schlie�lich Jesus Christus und seine Gemeinde bilden eine Linie der fortschreitenden Offenbarung. Gott wird dieser Welt ein Ende setzen und etwas vollkommen Neues schaffen. Gott selbst ist Anfang und Ende (Offb 21,6; 22,13).

Die Seelenwanderungslehre teilt den Menschen dualistisch auf in Leib und Seele, dabei ist der Leib von geringer Bedeutung. Dies muss so sein, denn die Seele inkarniert sich ja in viele verschiedene Leiber, die wie Kleider wieder abgelegt werden. � Nach biblischem Menschenbild ist der Mensch eine Einheit aus K�rper und Seele. Der K�rper des Menschen wird in der Bibel nicht gering geachtet. Die Seele des Menschen existiert nicht unabh�ngig vom Leib und ist auch nicht das Wahre, das Bessere, das Eigentliche, das den Menschen ausmacht. Bei der Erschaffung des Menschen machte Gott einen Leib aus Erde, dem er den Lebensatem einhauchte. Dadurch "wurde der Mensch zu einem lebenden Wesen" (Gen 2,8). In Psalm 139,13 heisst es: "Du hast mich gebildet im Mutterleibe". Es heisst nicht "Du hast mir einen Leib gebildet im Mutterleib". Auch die christliche Auferstehungshoffnung zeigt, dass der Mensch nicht nur eine Seele ist, die vor�bergehend von einem nicht so wichtigen Leib �berkleidet wird. Es ist in der Tat eine schwierige Frage, ob und wie der Mensch zwischen Tod und Auferstehung ohne den Leib existieren kann, jedoch ist dies kein Grund, deshalb den Menschen nur in seiner Seele zu suchen. In der Auferstehung wird der gesamte Mensch in seinen geistigen und materiellstofflichen Dimensionen an sein seliges Ziel kommen. Dem Tod gegen�ber steht aber die christliche Auferstehungshoffnung (1. Kor 15,35-49). Die Auferstehung wird leibhaftig sein, und auf die Frage, mit was f�r einem Leib man auferstehen wird � der erste ist ja dann schon verwest � antwortet Paulus, dass sich der Auferstehungsleib zum jetzigen K�rper verh�lt wie eine Pflanze zum Samenkorn (1. Kor 15,36-38). Der neue Leib der Erl�sten ist unsterblich (1. Kor 15,53 ff.), unverweslich (1. Kor 15,42.53) und kennt keine Schmerzen (Offb 7,16f.; 21,4). Im Gegensatz zu modernen Reinkarnationsvorstellungen kennt die Bibel keine H�herentwicklung des Menschen. Der Mensch ist vollkommen verdorben und s�ndhaft und daher dem gerechten Gericht Gottes verfallen. Deshalb werden diejenigen, die durch den Glauben an Jesus Christus als Retter Vergebung haben, zum ewigen Leben auferstehen, die anderen zur ewigen Verdammnis (Joh 5, 28f.; Mt 25,41; Mt 3,12.42; 2. Thess 1,9 u.a.).

b. Selbsterl�sung oder Erl�sung?

Die Karmavorstellung ist mit der Erl�sung in Christus unvereinbar. Dem allm�hlichen Abtragen immer neuer Aktuals�nden durch eigene gute Werke im Laufe vieler Wiederverk�rperungen steht die ein f�r allemal geschehene und vollkommene Erl�sung des Menschen von allen S�nden durch die stellvertretende Selbst-hingabe Jesu Christi am Kreuz in radikaler Weise entgegen, die im Glauben empfangen wird (R�m 3,23 f; 8,1; Eph 2,8 f; Hebr 9,12; s.o.). Gal 6,8 als Entfaltung von Gal 6,7 ist geradezu eine Widerlegung der Karmalehre und besagt: Der Mensch, der auf sein "Fleisch" s�t � das heisst: der auf sein altes, unerl�stes Wesen und dessen Werke baut (auch auf seine "guten Werke" im Verlauf vieler hypothetischer Wiederverk�rperungen!) -, "der wird von dem Fleisch das Verderben ernten". Wer aber auf den "Geist" s�t � wer allein auf die Kraft Gottes vertraut und die "Frucht des Geistes" hervorbringt -, "der wird von dem Geist das ewige Leben ernten." Gegen alle Selbsterl�sungsbestrebungen ist das Wort des Paulus gesprochen: "So halten wir nun daf�r, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben" (R�m 3,28).

c. Findet sich Reinkarnation in der Bibel?

Immer wieder wird behauptet, es g�be Hinweise auf Reinkarnation und Karma in der Bibel. So sei Johannes der T�ufer der wiederverk�rperte Elias gewesen, und auch bei der Heilung des Blindgeborenen in Joh 9 sei von Reinkarnation und Karma die Rede. Man �bersieht in dieser Argumentation jedoch die Einzigartigkeit des Elias und seiner Funktion, durch die er gerade kein Beispiel f�r andere Menschen sein kann. Vor allem gilt: Elias ist gar nicht gestorben, sondern er wurde "entr�ckt" (2. K�n 2,11), so dass von einer Reinkarnation, die den physischen Tod voraussetzt, nicht geredet werden kann. Weil Elias nach der biblischen Erz�hlung nicht gestorben war, herrschte in der vorchristlichen �berlieferung des Judentums und im j�dischen Umfeld Jesu die allgemeine �berzeugung, dass der Weggang des Elias "keinen endg�ltigen Abbruch seiner Beziehungen zur Erde u[nd] zu seinem Volk bedeute, dass der Entr�ckte vielmehr auch noch in der Gegenwart, wann er wolle u[nd] wie er wolle, auf der Erde erscheine". Gegr�ndet auf Mal 3,1.23f, wo Elias als "Wegbereiter Gottes" und "Friedensstifter zwischen V�tern u[nd] S�hnen" geschildert wird, war die Erwartung der "Wiederkunft des Propheten Elias am Ende der Tage" ein "feststehender Glaubensartikel der alten Synagoge" geworden (Strack/Billerbeck, Exkurse zu einzelnen Stellen des Neuen Testaments, IV/1, 1956, 746.779). Das Kommen des Elias ist somit an das Kommen des Messias gebunden, dem es vorausgeht. Johannes der T�ufer bereitete als der angek�ndigte Elias dem angek�ndigten Messias Jesus bei seinem ersten Kommen im Fleische den Weg (Mt 3,3 parr). Nur in dieser heilsgeschichtlichen Konkretion ist das Wort Jesu aus Mt 11,14 zu verstehen, das vollst�ndig heisst: "Er ist Elias, der kommen soll." Wenn Johannes der T�ufer als eine "Verk�rperung" des Propheten Elias verstanden wurde, so ist das vom biblischen Textbefund her im �bertragenen Sinn zu verstehen: Nach Lk 1,17 wird Johannes der T�ufer "in Geist und Kraft des Elias" vor dem Herrn hergehen, was auf die Ausr�stung mit einer besonderen Vollmacht, nicht jedoch auf eine Wesensidentit�t hinweist. Nach Joh 1,21 lehnt es Johannes der T�ufer sogar ausdr�cklich ab, Elias zu sein. Vom biblischen Gesamtkontext her ist die Vorstellung einer Wiederverk�rperung eindeutig auszuschlie�en.

Das Gleiche gilt f�r die Erz�hlung vom Blindgeborenen (Joh 9). Die Frage der J�nger "Meister, wer hat ges�ndigt, er oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?" (V. 2) scheine � so der anthroposophische Autor Reinkarnation Frieling � "bei den J�ngern die Meinung vorauszusetzen, dass �er` eventuell selbst durch S�ndigen in einem vorangegangenen Erdenleben die Ursache f�r sein Blindgeborenwerden geschaffen haben k�nnte". Es habe damals auch "j�dische Anschauungen" gegeben, denen zufolge "dieses fr�here S�ndigen in einem pr�existenten seelischen Dasein h�tte m�glich sein k�nnen". Aus der "abweisenden Antwort" des Christus ("weder er noch seine Eltern ..."; V. 3) d�rfe man nicht eine "prinzipielle Verneinung" der Wiederverk�rperung heraush�ren. Verneint werde "nur im Hinblick auf gerade diesen speziellen Fall, wo das nicht so stand" (Christentum und Wiederverk�rperung, 1974, 93). Diese Deutung von V. 2 gibt jedoch nur eine von mehreren M�glichkeiten wieder, und zwar diejenige, die dem j�dischen Denken zur Zeit Jesu am wenigsten entspricht. Die Lehre von der Pr�existenz der menschlichen Seele findet sich bei den pal�stinensischen Schriftgelehrten � unter hellenistischem Einfluss � "erst seit der Mitte des 3. Jahrhunderts so vereinzelt ... dass sie f�r Jesu Zeit �berhaupt nicht in Betracht kommt" � und damit auch nicht die Lehre von der Reinkarnation. Hingegen gibt es in der rabbinischen Literatur und auch in der Bibel einige Stellen, die "ein S�ndigen des Kindes im Mutterleib" erw�hnen (vgl. Gen 25,22; Ps 58,4 u.�.), und ganz gel�ufig war die andere � auch medizinisch erhebbare � Vorstellung, dass "k�rperliche Gebrechen der Kinder auf Vers�ndigungen der Eltern zur�ckzuf�hren" sein k�nnen (z.B. Blindheit der Kinder durch eine Geschlechtskrankheit der Eltern) (Strack/Billerbeck, Das Evangelium nach Markus, Lukas und Johannes und die Apostelgeschichte, 1956, 528f.). Diese Vorstellungen m�gen am ehesten hinter der Frage der J�nger gestanden haben, wogegen der Gedanke an eine Pr�existenz oder gar Reinkarnation mit gro�er Wahrscheinlichkeit auszuschlie�en ist. Und selbst wenn der Gedanke an Reinkarnation in der Frage der J�nger anklingen sollte, so wird er doch durch die Antwort Jesu Christi klar abgewehrt: "Es hat weder dieser ges�ndigt noch seine Eltern, sondern die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden" (Joh 9,3).

Erschwerend f�r derartige Argumentationsversuche der Reinkarnationsanh�nger kommt hinzu, dass zahlreiche Bibelstellen die Vorstellung eines wiederholten Sterbens und Geborenwerdens klar verneinen, z.B. 2. Sam 12,23; 14,14; Ps 78,39; Lk 23,39-43; Apg 17,31; 2. Kor 5,1.4.8; 6,2; Gal 2,16; 3,10-13; Eph 2,8 f.; Phil 1,23; Hebr 9,27; 10,12-14; Offb 20,11-15. In Hebr 9,26-28 etwa wird die Einmaligkeit der menschlichen Lebensexistenz so selbstverst�ndlich vorausgesetzt, dass sie als Vergleichspunkt dienen kann, um die Einmaligkeit des Opfers Jesu � im Gegensatz zu dem j�hrlich sich wiederholenden Opfergang des j�dischen Hohenpriesters (Hebr 9,25) � herauszustellen. Die Reinkarnations- und Karmalehre widerspricht somit v�llig der Mitte des Evangeliums von der Rechtfertigung des S�nders durch Jesu S�hnetod (R�m 4,5; 5,6-9 u.�.). Die Bibel verk�ndigt nicht die Reinkarnation, sondern die Auferstehung zum Gericht oder zur ewigen Seligkeit. Das ist ihre eindeutige und rettende Botschaft.

S. auch: >Mensch; Seele; Auferstehung; Hinduismus; Buddhismus; Anthroposophie; Theosophie; u.a.

Lit.: M. Albrecht, Reinkarnation � die t�dliche Lehre, 1988; L. Gassmann/L. Wiese, Reinkarnation und Karma. Gibt es viele Erdenleben?, 1999.

Lothar Wiese / Lothar Gassmann

Karma: Reinkarnation

Seelenwanderung: Reinkarnation

Wiederverk�rperung: Reinkarnation


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de