Blut und Boden

Klick auf den Kompass öffnet den IndexBlut und Boden (BuB) war die >nationalsozialistische Formel, hinter welcher der Gedanke der Bildung einer neuen "Herrenrasse" aus dem angeblich rassisch besonders gesunden deutschen Bauerntum stand.

Die NS-Bewegung kam, aufgrund der deutschen Agrarkrise am Ende der Weimarer Republik, in der Nord- und Ostdeutschen "Landvolkbewegung" (eine bäurische Interessenvertretungen) zu starkem Einfluss. Der Begriff BuB stammte aus dem Buch "Blut und Boden" des späteren NS-Politikers Richard Walter Darré. Neben Darré prägten Auslandsdeutsche wie der Siebenbürger Sachse Georg A. Kenstler den BuB-Mythos. Zur Durchsetzung des BuB-Gedankens gehörte die Eroberung von "Lebensraum" im Osten (Polen, Ukraine, Russland usw.) und die Versklavung, Vertreibung und Vernichtung von Menschen, die als "rassisch minderwertig" galten (vor allem slawische Völker). Diese BuB-Utopie war Teil des Programms der "bevölkerungspolitischen Neuordnung" Europas, das vor allem von der SS vertreten wurde.

Darré wurde im Juni 1933 von Hitler zum Minister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt. Schon vorher, seit 1930, war Darré Leiter der "Agrarpolitischen Abteilung der Reichsleitung der NSDAP" und bereits vor der Übernahme des Ministeramts als "Reichsbauernführer" uneingeschränkter Leiter des "Reichsbauernstandes". Alle Landwirte mussten Mitglied dieser neuen Berufsorganisation sein, die im Sommer 1933 aus der Gleichschaltung aller landwirtschaftlichen Genossenschaften und anderer agrarischen Interessenverbände hervorgegangen war. Da die rassische Abstammung in BuB eine besonders große Rolle spielte, war es folgerichtig, dass Darré auch Leiter des "Rasse- und Siedlungshauptamtes" der SS wurde.

Der Siebenbürger Sachse Georg A. Kenstler gab in den Jahren 1929 bis 1934 eine Zeitschrift unter dem Namen BuB heraus, die dem völkisch-politischen Lager entstammte und ebenfalls stark an der Verbindung der Landwirtschaft mit Rassefragen orientiert war: Geistige Erneuerung, Führerprinzip, Schaffung einer Herrenschicht, völkische Siedlung im Osten, Wehrhaftigkeit, Kampfbereitschaft und die Schaffung eines Bauernadels, der zum erblichen Blutadel werden sollte, waren weitere gesellschaftspolitische Ziele der Autoren der Zeitschrift. Die strikte Ablehnung des als Knechtschaftsinstrument empfundenen Versailler Vertrages, eine Gegnerschaft zum Marxismus, Bolschewismus, Pazifismus, Sozialismus, Kapitalismus, Judentum, Jesuitismus, zur Freimaurerei und Demokratie machte die Zeitschrift auch für Teile des jungkonservativen Adels interessant. Der neuheidnisch geprägte Glaube der nationalistischen Bewegungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts meinte, im Blut- und Bodenmythos geistige Wurzeln zu finden.

Von seiten der politischen Linken wird heute der Siedlerbewegung Israels BuB-Ideologie unterschoben. Dies ist letztlich eine Diffamierung, da sich die Siedlerbewegung nicht als rassistisch im Sinne von Biologismus und Sozialdarwinismus, wie es bei BuB üblich ist, versteht. Die sogenannte antiimperialistische Bewegung versucht, vorzugsweise Israel mit nationalsozialistischen Begriffen zu belegen, um Israels moralische Autorität in Frage zu stellen. So setzten ÖRK und UN in den 70er und 80er des 20. Jhdts. in Resolutionen Zionismus mit Rassismus gleich.     

Nach dem Niedergang des Nationalsozialismus blieb der BuB-Gedanke bei versprengten Anhängern der nationalsozialistisch ausgerichteten Glaubensbewegung Deutsche Christen und in Teilen des rechtsextremen politischen Spektrums erhalten. Seit den 80er Jahren ist eine Zunahme von Gruppen und Grüppchen mit heidnischem Hintergrund aus der Alternativszene zu verzeichnen. Sie führte zu einen vielstimmigen, neuheidnischen-neugermanischen Sektentum in Deutschland (>Neugermanen). Ihre Anhänger verstehen sich nicht als politisch rechts orientiert, sondern als Teil der Alternativ- und >Esoterikszene (New Age). Ihr Ziel ist es, vermeintlich heile Welten und "verlorengegangenes Wissen" aufzusuchen, um ökologische, soziale und persönliche Probleme mit einem neuen (alten) Ansatz ganzheitlich anzugehen. Das Interesse gilt Hexen und Wiccakulten, Naturgöttern, Runenorakeln, Goden und >Druiden, matriarchaler Spiritualität. Man begann, in heilige Haine, zu heiligen Steine und Kraftplätzen zu pilgern, verspürte Energieströme und erhoffte neue harmonische Einklänge von Mensch, Natur, Gott und Kosmos. Deutlich ist in diesen Sekten eine bewusste Verachtung des Christentums und einer von christlicher Ethik geprägten Gesellschaft. Ihr "Zurück zur Natur" sollte Abhilfe schaffen für Fehlentwicklungen einer Kultur. Dabei griff man, nicht immer bewusst, auf Teile des "Blut- und Bodenmythos" zurück. Aus bibl. Sicht sind solche Bestrebungen als Rückfall in das Heidentum und >Götzendienst ausnahmslos zu verwerfen.

Lit.: F.-W. Haack, Wotans Wiederkehr. Blut-, Boden- und Rassereligionen, 1981

Rainer wagner


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de