R�ckkehr-�kumene nach Rom

Klick auf den Kompass öffnet den IndexZur Zeit der Anf�nge der �kumenischen Bewegung hielt sich die R�misch-Katholische Kirche sehr zur�ck. Von ihrem Selbstverst�ndnis her ist es ihr nicht m�glich, sich als gleichberechtigte Gemeinschaft in die Zahl der vielen Kirchen der Welt einzureihen. Da sich die H�lfte aller offiziellen Christen zur Kirche Roms z�hlte, sah diese Kirche in den anderen christlichen Konfessionen Schismatiker (Abgespaltene) oder Ketzer. Die Katholische Kirche betrachtet sich als im Vollbesitz der seligmachenden Gnade. In den Anf�ngen der "Konferenz f�r Glaube und Kirchenverfassung" gab es 1927 offizielle Versuche, auch Rom in diese Bewegung einzubetten. Trotz eines gewissen Wohlwollens Roms im Blick auf derartige Bestrebungen unter den anderen Kirchen, verbot Rom die Beteiligung von Katholiken an der Bewegung.

Erste vorsichtige Ann�herungen an den �kumenischen Proze� gab es unter Papst Pius XII. Zwar verbot er weiter die Mitarbeit von Katholiken in �kumenischen Aktivit�ten im Umfeld des �RK, aber seine Einsch�tzung der �kumeniker war ma�voller als fr�here Verurteilungen von Gliedern anderer christlicher Konfessionen. In der Instruction "Ecclesia catholica" von 1949 hie� es:

"Der Geist Christi hat sich gew�rdigt, sie (die nichtkatholischen Kirchen) als Mittler des Heils zu gebrauchen."

Seit den 50er Jahren gab es erste vatikanisch legitimierte Gespr�che  mit der �RK-Arbeitsgruppe "Glaube und Kirchenverfassung". Der gro�e Durchbruch kam dann mit dem II. Vatikanischen Konzil (1962-65).

Von vornherein stellte der Papst Johannes XXIII. das Konzil unter den Gedanken der Herstellung der Einheit der Kirche. Er erkl�rte in der Antrittsenzyklika "Ad Petri cathedram",

"das Hauptziel des Konzils besteht darin, die Entwicklung des katholischen Glaubens zu f�rdern, das christliche Leben der Gl�ubigen zu erneuern und die kirchliche Disziplin den Bedingungen unserer Zeit anzupassen".

Daran schlo� der Papst eine erste, noch sehr vorsichtige W�rdigung der �kumenischen Bewegung an:

"Wir haben auch zur Kenntnis genommen, da� fast alle diejenigen, die zwar von uns getrennt und unter sich gespalten sind, aber doch den Namen Christen tragen, des �fteren Versammlungen abgehalten haben, um Verbindungen unter sich zu kn�pfen. Zu diesem Zweck haben sie feste Institutionen geschaffen. Diese Initiativen sind Ausdruck ihres lebhaften Wunsches, zumindest zu einer gewissen Einheit zu gelangen."

Danach r�hmte er in seinem Schreiben die in der r�misch-katholischen Kirche vorhandene Einheit der Lehre, der Leitung und des Kultes als ein ,,wunderbares Schauspiel". Er appellierte an die nichtr�mischen Christen:

"La�t euch von uns in liebevoller Sehnsucht Br�der und S�hne nennen. La�t uns die Hoffnung auf eure R�ckkehr hegen."

Die Sicht Johannes XXIII., da� die getrennten Br�der zur�ckkehren sollen, war und blieb das Verst�ndnis katholischer �kumene. Ganz gleich mit welchen Worten und Aktivit�ten die �kumenische Bewegung von r�mischer Seite vorangetrieben wurde, ging es doch immer um die R�ckkehr der getrennten Br�der unter das Dach Roms. Im Konzilsdokument "Lumen gentium" hei�t es dann auch im Blick auf die Einheit der Kirche und ihrer Bisch�fe: "mit Petrus (d.h. dem Papst) und unter Petrus"!

Noch vor Beginn des Konzils wurde am 5.6.1960 das "Sekretariat f�r die Einheit der Christen" gegr�ndet. Der Papst ernannte den 79j�hrigen hochqualifizierten Jesuitenpater und deutschen Kurienkardinal Augustin Bea zum Leiter des Sekretariats. Er war vorher unter anderem Leiter des Heiligen Offiziums (ehemals Inquisition). Sekret�r wurde der sp�tere Nachfolger von Bea, der holl�ndische Professor Jan Willebrands. 1992 �bernahm Kardinal Edward Cassidy das Sekretariat � und nach ihm Kardinal Walter Kasper.

Nach den Worten Johannes XXIII. sollte dieses Sekretariat

"ein besonderes Zeugnis des Wohlwollens und der Liebe zu jenen darstellen, die den Namen Christi tragen, aber vom Apostolischen Stuhl getrennt sind".

Sein erster Zweck aber war nach Beas Worten:

"... die getrennten Gemeinschaften �ber die Vorbereitung und den Ablauf des Konzils zu unterrichten und die von den Nichtkatholiken ausgesprochenen Anregungen und W�nsche nach eingehender Pr�fung den zust�ndigen Konzilskommissionen zuzuleiten. So ist das Sekretariat ein bevorzugter Treffpunkt zwischen der Katholischen Kirche und den getrennten Br�dern geworden, ein ausgezeichnetes Werkzeug f�r das Konzil, um der Einheit den Weg zu bereiten, da es nun den Nichtkatholiken eine einzigartige M�glichkeit bietet, die Katholische Kirche kennen, verstehen und sch�tzen zu lernen" ("Die Einheit der Christen", Augustin Bea, Freiburg 1963).

Die Einberufungsbulle "Humanae salutis" vom 25. Dezember 1961 erkl�rte dann offiziell, da� auch Nichtkatholiken zum Konzil eingeladen werden. Kardinal Bea verschickte Mitte des Jahres 1962 Einladungen an den �RK, verschiedene konfessionelle Weltb�nde, an einzelne Kirchen, darunter auch an die EKD sowie Einzelpers�nlichkeiten, die als Sonderg�ste geladen wurden. Es wurden Kirchen und Vertreter aller gr��eren Denominationen bis zu Pfingstlern und Adventisten eingeladen.

Im August 1960 kam es zu einem ersten offiziellen Treffen zwischen Kardinal Bea und dem Generalsekret�r des �RK Visser�t Hooft. Im Dezember 1960 empfing Johannes XXIII. das geistliche Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, den damaligen Erzbischof von Canterbury Dr. Fisher in Privataudienz. Wenige Monate sp�ter empfing der Papst den obersten Bischof der amerikanischen Episkopalkirche, Dr. Lichtner, sowie Dr. Jackson, den Pr�sidenten des Nationalen Baptisten-Bundes (Farbige) der USA. Auch Dr. Craig, der Pr�sident der Schottischen Presbyterianer, erhielt eine Privataudienz im Vatikan. Der Durchbruch war damit geschafft.

An der Vollversammlung des �kumenischen Rates vom 19.11.-5.12.1961 nahmen erstmals f�nf offizielle r�misch-katholische Beobachter teil. Dies ist besonders interessant, da seit dieser Vollversammlung in Neu-Delhi der Einflu� des Proselytenbeschlusses gilt und die dort beigetretenen Orthodoxen Kirchen immer st�rker wurden. Die Teilnahme von Vertretern Roms an den Tagungen des �RK wurde von da an st�ndige Praxis. Heute sind die katholischen Beobachter wie selbstverst�ndlich in die Entscheidungsprozesse des �RK voll einbezogen. 1965 kam es dann zu einer st�ndigen Arbeitsgruppe "Vatikan-�RK", die mit je 12 Vertretern besetzt und voll stimmberechtigt ist.

Wie die Katholische Kirche ihr Verh�ltnis zu den getrennten Br�dern sieht, beantwortet Kardinal Bea in seinem Buch "Die Einheit der Christen" (Freiburg 1963):

"In der Tat spricht man mit Recht von �S�hnen' und ,Br�dern'. Durch die Taufe werden, wie der Apostel Paulus lehrt, alle Getauften in Christus einverleibt: sie werden ,dem Bilde seines Sohnes gleichgestaltet, damit er selbst der Erstgeborene unter vielen Br�dern werde' (R�m. 8,29); sie werden, wie Petrus sagt, ,der g�ttlichen Natur teilhaftig' (2. Petr. 1, 4), mit einem Wort, wie Johannes sagt, ,Kinder Gottes' (1. Joh. 3, 1; vgl. R�m. 8, 14; Gal. 4,6). Durch die Taufe werden also alle Getauften unter sich Br�der und Schwestern, Glieder der einen gro�en Familie Christi. Diese W�rde kann dem Getauften niemand nehmen, wenn er sie nicht selbst mit voller Kenntnis der Sache wegwirft. Diejenigen, die das von ihren Ahnen empfangene christliche Erbe im guten Glauben bewu�t annehmen und bejahen, sind, auch wenn sie ,nicht zum sichtbaren Gef�ge der katholischen Kirche geh�ren' (wie Papst Pius XII. es einmal ausdr�ckte), dem mystischen Leib Christi zugeordnet und erhalten infolge dieser Zuordnung auch Kraft und Gnade f�r ein christliches Leben; ,in ihnen wirkt' � wie ebenfalls Pius XII. sagt � ,der Geist Christi`." Bea folgert daraus: ,,Alle die, und nur die, die g�ltig getauft sind, mu� die Kirche (R�misch-Katholische Kirche; R.W.) als irgendwie zu sich geh�rig betrachten, als ihre Kinder; auch wenn sie nicht sichtbar mit ihr verbunden sind, und sie mu� ihnen ihre m�tterliche F�rsorge angedeihen lassen. "

Das hei�t, durch eine magisch verstandene Taufwiedergeburtslehre geh�ren alle Christen, ob sie es wollen oder nicht, ob sie es wissen oder nicht, automatisch zur R�misch-Katholischen Kirche! Die sichtbare Einheit mu� nur noch durch ihre �u�ere R�ckkehr in den Scho� Roms deutlich werden. Diesem Ziel dienen die katholischen �kumenischen Bem�hungen in letzter Hinsicht. Dem dienen die gemeinsamen Arbeitspapiere und Teilergebnisse von Verhandlungen. Alle Christen geh�ren der Herde des r�mischen Hirten.

Dabei steht f�r Bea und den Vatikan bis heute fest, wie Bea im gleichen Buch schreibt, da� keine Rede davon sein kann

"da� ein Konzil Kompromisse auf dem Gebiet des Dogmas der katholischen Glaubenslehre machen k�nnte."

Weiter sagt er, da� es unm�glich sei, wenn man den getrennten Br�dern Hoffnung machen wollte,

"die r�mische Kirche werde von ihnen f�r die Wiedervereinigung nur die Anerkennung der ,wesentlichen Dogmen' fordern, werde etwa auf die Annahme der Glaubensdekrete des Konzils von Trient verzichten oder sich dazu verstehen, das Dogma vom Primat oder von der Unfehlbarkeit des Papstes zu revidieren. Was die Kirche einmal als Glaubenssatz verk�ndet hat, hat sie verk�ndet unter dem Beistand des Heiligen Geistes, als eine von Gott geoffenbarte Wahrheit, �ber die sie selbst in keiner Weise verf�gen kann."

Das bedeutet, da� alle Beschl�sse des gegenreformatorischen Konzils von Trient (1545-1563) gelten. Das hei�t, alle Kirchen m�ssen akzeptieren, da� die katholische �berlieferung (Tradition) gleichberechtigte Offenbarungsquelle des Willens Gottes neben der Bibel ist.

Das bedeutet weiter folgendes:

Der katholische Glaube ist heute lehrm��ig und von der praktizierten Spiritualit�t her noch weiter vom Evangelium entfernt als zur Zeit der Reformation. Hatte die Katholische Kirche im 16. Jahrhundert nur behauptet, da� Konzile nicht irren k�nnen, was Luther aufs Heftigste bek�mpft hat, so mu� heute geglaubt werden, da� auch der Papst nicht irren kann, wenn er im Amt redet (ex cathedra) (Dogma von 1871). Um selig zu werden, mu� nach katholischer Lehre geglaubt werden, da� Maria leiblich in den Himmel aufgefahren ist (Lehrentscheidung ex cathedra von Pius XII. aus dem Jahr 1950) usw. Zu diem Absolutheitsanspruch im Blick auf die Lehre stand auch der Pionier der katholischen �kumene, Kardinal Bea. Heute wird allgemein angenommen, da� die Kirche Roms hinter die beim II. Vatikanischen Konzil gemachten Beschl�sse zur�ckgegangen sei. Somit mu� man Beas Forderungen im Blick auf die katholische Verhandlungsbasis noch ernster nehmen als in den 60er Jahren. Aufschlussreich ist, dass Papst Benedikt XVI. in der von ihm unterschriebenen Erkl�rung "DOMINUS IESUS � �ber die Einzigkeit und die Heilsuniversalit�t der Kirche" am 6. August 2000, 10 Monate nach der >Gemeinsamen Erkl�rung des Lutherischen Weltbundes mit der R�mischen Kirche zur Rechtfertigungslehre erkl�rte:

"Wie es nur einen einzigen Christus gibt, so gibt es nur einen einzigen Leib Christi, eine einzige Braut Christi: �die eine alleinige katholische und apostolische Kirche".

Einfacher gestrickt war da der 1954 sehr popul�re Jesuitenpater Leppich, der in Braunschweig w�hrend einer volksmissionarischen Predigt zur zentralen Bedeutung des katholischen Abendmahls- und Amtsverst�ndnisses den zahlreich anwesenden evangelischen Christen zurief:

"Ihr Protestanten, auf euren Alt�ren w�chst ja Gras!"

Am 10. Juni 1969 kam es zum ersten Besuch von Papst Paul VI. beim �RK in Genf. Bei allen Einheitsbekundungen verstand sich dieser wie alle anderen P�pste in dem Satz

"Ich bin Petrus!"

Obwohl es einige schw�rmerische �kumeneverfechter anders erhofften, gab und gibt es f�r Rom keine M�glichkeit, dem �RK beizutreten. Da sich die Kirche Roms als die eigentliche Kirche versteht, kann sie sich in einen derartigen Bund nicht integrieren. Auch unterscheidet sie zwischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Kirchen sind nach ihren Verst�ndnis nur derartige Kirchen, die die apostolische Sukzession, das hei�t, die angebliche ununterbrochene Linie der Bischofsweihen von den Aposteln her, aufweisen und die sieben katholischen Sakramente verwalten. Somit ist ein Gro�teil, besonders der Protestanten, nicht Kirche im Vollsinn Roms, sondern nur kirchliche Gemeinschaft. Eine Konsequenz daraus ist, da� deren Amtshandlungen f�r Rom nicht vollg�ltig sind. So ist eine nach r�mischem Ritus geschlossene Ehe unaufl�slich. Ein protestantisch Verheirateter jedoch kann sich nach einer Scheidung auch katholisch wieder trauen lassen.

Zur katholischen R�ckkehr-�kumene geh�ren auch Gespr�che, die der Vertrauensbildung mit f�hrenden Protestanten dienen. Hier sind sicher auch Gespr�che und Empf�nge mit solchen bedeutenden Evangelikalen wie Professor Peter Beyerhaus aus T�bingen oder dem Weltevangelisten Dr. Billy Graham einzureihen. Die Lehrgespr�che, �ber die das Sekretariat f�r die Einheit der Christen Kontakte zu den konfessionellen Weltb�nden und zu Einzelkirchen pflegt, haben die gleiche Zielrichtung. Im folgenden eine kurze Auflistung:

Orthodoxe Kirchen

Mit diesen Kirchen war es am leichtesten, da sie der Lehre Roms sehr nahestanden. Am 7.12.1965 erfolgte die Aufhebung des Bannfluches zwischen Rom und Konstantinopel. Dieser war in Folge der Kirchenspaltung von 1054 sowohl von Rom gegen Konstantinopel wie auch vom dortigen Patriarchen gegen den Papst ausgesprochen worden. Im Juli 1967 stattete der Papst dem Ehrenoberhaupt der Orthodoxen, dem Patriarchen von Konstantinopel, einen Besuch ab, den dieser schon im Oktober des gleichen Jahres bei Paul VI. erwiderte. Es wurde die Anerkennung der Eheschlie�ung und der Eucharistiefeier auf Gegenseitigkeit 1967 bis 1969 beschlossen. Die N�he der Kirchen in dogmatischen Fragen konnte die Vorbehalte der Ostkirchen gegen das zentralistische System der R�mischen Kirche nicht aufheben. Erst 1975 wurde eine Kommission ernannt, die dem "Dialog der Liebe", wie er genannt wurde, den "Dialog der Wahrheit" folgen lassen sollte. Aber diese Kommission brauchte weitere f�nf Jahre, bis sie ihre erste Vollversammlung (25.5.-4.6.1980) durchf�hrte. Aber auch jetzt geht die Ann�herung Roms an die Orthodoxe Kirche noch weiter. Im Mai 1999 kam es zu einem Besuch des Papstes in Rum�nien. Papst Johannes Paul II. und Patriarch Teokist von Rum�nien tauschten mehrmals "Bruderk�sse" und als Zeichen der �kumene die Abendmahlskelche aus. Probleme gab es nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Ru�land, dem Staat mit der gr��ten Orthodoxen Kirche der Welt. Die als Staatskirche etablierte Orthodoxe Kirche Ru�lands betrachtet sich als f�r Ru�land allein zust�ndige Kirche. Besonders heftige Auseinandersetzungen gab es im Streit um die sogenannten Unierten, die auf der Lemberger Synode auf Stalins Druck hin mit Zwang zur Orthodoxen Kirche gebracht wurden. Diese im orthodoxen Ritus arbeitenden, dem Papst unterstehenden Unierten Kirchen haben sich vor 400 Jahren von der Orthodoxie des Ostens getrennt. Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus trat die Unierte Kirche wieder offen auf. Der russische und der ukrainische Orthodoxe Patriarch verloren die Herrschaft bei den Unierten. Seither gibt es oft peinlichste Prozesse um Kirchengeb�ude zwischen Orthodoxen und Unierten Kirchen in der Ukraine und Ru�land. Sollten diese Eifers�chteleien �berwunden werden und es zu einer Vers�hnung zwischen dem noch romfeindlich gesonnenen Patriarchen Alexej II. von Moskau kommen, steht nichts mehr zwischen Rom und der Orthodoxie. Dann w�re der �ber 950 Jahre w�hrende Streit zwischen der Kirche des Ostens und Rom so gut wie beigelegt.

Altorientalische Kirchen

Diese der orthodoxen Kirche �hnelnden Glaubensgemeinschaften, die sich schon zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert von der Kirche abspalteten, kamen zu �hnlichen Vereinbarungen mit Rom wie die Orthodoxe Kirche. Es handelt sich dabei u.a. um die Armenisch- und Syrisch-Orthodoxe Kirche, die Koptisch-Orthodoxe Kirche und die �thiopisch-Orthodoxe Kirche. 1971 gab es eine gemeinsame Erkl�rung in Wien, in der es hei�t, da� diese Kirchen und die R�misch-Katholische Kirche ihr "gemeinsames Fundament in derselben apostolischen Tradition haben".

Anglikanische Kirche

Nach dem Besuch von Erzbischof Fisher 1960 beim Papst setzten sich die engen Verbindungen in der Entsendung von drei anglikanischen Beobachtern beim II. Vatikanischen Konzil fort. Im M�rz 1966 machte Erzbischof Michael Ramsey, das damalige Oberhaupt der Anglikanischen Kirche, einen weiteren Besuch, diesmal bei Paul VI. Diese Besuche brachten den r�misch-anglikanischen Dialog weiter voran. Noch 1966 wurde ein anglikanisches Studienzentrum mit einem st�ndigen Vertreter des Erzbischofs von Canterbury beim Vatikan in Rom er�ffnet. Da die Lehr�hnlichkeiten zwischen der bisch�flich verfa�ten Anglikanischen Kirche und Rom ebenfalls stark sind, brachte eine gemeinsame Kommission schon 1971 die sogenannte "Windsor-Erkl�rung" �ber die gemeinsame Sicht der Eucharistie (Abendmahl) und 1973 die Canterbury-Erkl�rung �ber das Amt (Bischof/Priester) heraus. 1976 und 1981 gab es eine Erkl�rung �ber die Autorit�t der Kirche. Erschwert wurde der Dialog 1996 durch die Einf�hrung des weiblichen Priesteramtes in der Anglikanischen Kirche. Aber insgesamt gab es schon immer einen romfreundlichen Fl�gel in der Anglikanischen Kirche, der heute st�rker ist denn je. Offizielles Oberhaupt dieser Kirche ist der jeweilige englische K�nig oder die K�nigin. Dabei ist es interessant, da� erstmalig erwogen wird, da� Mitglieder der K�nigsfamilie auch Glieder der R�misch-Katholischen Kirche heiraten d�rfen. Dies war bisher aus historischen und theologischen Gr�nden verboten. Es gibt weitere seperate Verhandlungen mit den Anglikanern auf Weltebene, z.B. in USA oder S�dafrika.

Lutherischer Weltbund

Schon seit dem Konzil gibt es offizielle Kontakte zwischen Vatikan und Lutherischen Weltbund. Seit 1965 besteht eine gemeinsame Arbeitsgruppe, die ebenfalls mehrere theologische Erkl�rungen herausgab. Zwischen 1967-72 arbeitete die Kommission "Evangelium und Kirche", die als gemeinsames Konsenspapier den Malta-Bericht 1972 ver�ffentlichte. 1978 erschien ein gemeinsames Papier zum "Herrenmahl" und 1980 eine Stellungnahme zum Augsburger Bekenntnis und eine Erkl�rung "Wege zur Gemeinschaft". Eine wichtige Erg�nzung dazu bildeten die Gespr�che auf nationaler Ebene, besonders in den USA, aus denen insgesamt sieben Ergebnistexte hervorgegangen sind:

Am 13. Dezember 1995 erfolgte ein Besuch des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, des badischen Bischofs Klaus Engelhardt beim Papst. Zwar kam Engelhardt namens der EKD und nicht der Lutherischen Kirche oder des Lutherischen Weltbundes. Da er aber Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands war, zu dem auch die Deutschen Lutherischen Kirchen geh�ren, und da er das Land der Reformation in Rom repr�sentierte, wurde er als Vertreter der Lutheraner betrachtet. In Rom nahm er namens der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) die Lehrverurteilungen der Reformationszeit offiziell zur�ck. Dies war Rom insofern wichtig, da es in der Deutschen Kirche die Kirche Luthers sieht. Denn von Deutschland ging die Reformation aus. Wobei einigen fraglich ist, wof�r sich die EKD eigentlich entschuldigt hat. In der Reformation gab es keine einzige Lehrverurteilung der R�mischen Kirche. F�r solch ein Vorgehen h�tte den Protestanten jedes Gremium gefehlt. Auch in den Bekenntnischriften gibt es keine ausdr�ckliche Verurteilung der R�mischen Lehre. Im Gegensatz dazu aber sind die Protestanten hunderte Male seit der Bannbulle gegen Luther 1521 offiziell durch Rom verurteilt worden. Letztlich lief die Entschuldigung Engelhardts auf eine Entschuldigung f�r die Reformation und die Probleme, die die R�mische Kirche dadurch hatte, hinaus.

S. hierzu auch: Gemeinsame Erkl�rung zur Rechtfertigungslehre

Reformierter Weltbund

Nach Vorgespr�chen 1968/69 nahm auch eine Studienkommission des Reformierten Weltbundes und des Einheitssekretariates seine Arbeit 1970 auf. Sein Thema lautete "Die Gegenwart Christi in der Kirche und der Welt". 1977 kam es zu einem Schlu�bericht, in dem es u.a. gemeinsame Aussagen zur Lehrautorit�t der Kirche gibt.

Methodistischer Weltrat

Das Gespr�ch mit dem Methodistischen Weltrat (seit 1967) besch�ftigte sich vor allem mit den Themen: Christliche Spiritualit�t, Eucharistie, Ehe, Familie, Autorit�t, Heiliger Geist. Nach Abschlu� einer ersten Gespr�chsrunde 1971 wurde eine zweite �ber Fragen nach den Beziehungen zwischen dem Christentum und den anderen Religionen und Ideologien aufgenommen.

Pfingstkirchen

Die zurzeit weltweit sehr stark wachsende >Pfingstbewegung geh�rt in die Gespr�chsrunden Roms hinein. Vertreter dieser Kirche waren ebenso wie Orthodoxe und Vertreter der Kirchen der Reformation zum II. Vatikanischen Konzil geladen. Sie haben die Einladung schon damals angenommen. Hier gibt es �ber die katholisch-charismatische Bewegung ohnehin starke Ber�hrungspunkte. Johannes Paul II. hat die katholisch-charismatische Bewegung unter seinen speziellen Schutz genommen. Lange Zeit war Kardinal Leon Joseph Suenens von Br�ssel der Vatikanische Beauftragte f�r die Charismatiker. Sp�ter nahm der Stra�burger Kardinal dieses Amt wahr. Die katholische charismatische Bewegung unterh�lt nach Zwischenstationen etwa in Br�ssel seit 1981 ihr B�ro direkt in Rom. In den USA f�hrten die Ann�herungen von Katholiken und Pfingstlern zu einem aufsehenerregenden �bertritt einer ganzen Pfingstgemeinde in die R�misch-Katholische Kirche.

Konsequenz:

Wenn wir ernstnehmen, was Kardinal Bea sagte, da� die R�mische Kirche den anderen Kirchen

 keine "Hoffnung machen wolle, die R�mische Kirche werde von ihnen f�r die Wiedervereinigung nur die Anerkennung der wesentlichen Dogmen fordern...",

dann mu� man zu dem Schlu� kommen, da� die f�hrenden Protestanten und Orthodoxen, ja selbst Freikirchler wie Methodisten und Baptisten dabei sind, ihr Glaubensgut zugunsten des r�mischen Dogmas und einer Einheitsphilosophie zu opfern. Der Zeitgeist versteht die konfessionellen Unterschiede kaum. Aber dieser Zeitgeist darf nicht Ma�stab sein. Liebe ohne Wahrheit ist Heuchelei oder Affenliebe. Die Anbiederung an Roms Dogma ist ein Verrat an der Reformation und letztlich an unserem Herrn.

Es pa�t in eine Zeit, von der Paulus sagte:

"Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gel�sten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren. Du aber sei n�chtern in allen Dingen, leide willig, tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus" (2. Tim 4,3-5).

Lit.: T. Rhese, �kumene � woher und wohin? 1983, R. Wagner, Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und �kumene, 2002.

Rainer Wagner


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de