Weizsäcker, Carl Friedrich von (geb. 1912), deutscher Physiker und Philosoph, Hauptinitiator des >Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mit dem Ziel eines Friedenskonzils der Konfessionen und Religionen. Die Ökumene der Religionen, die v. Weizsäcker vertritt, ist im Kurs des Ökumenischen Rates der Kirchen und des Vatikans vor allem seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts zunehmend erkennbar geworden. Und auch bei C. F. von Weizsäcker steht sie im Hintergrund. Er schreibt: "Die Begegnung der Weltreligionen ist vielleicht das wichtigste geistige Ereignis unserer Zeit. Es wird gerade durch die gemeinsame Erfahrung der heutigen Lebensgefährdung der Menschheit vorangetrieben" (Die Zeit drängt, 1986, 96). Dass von Weizsäcker in seiner Schrift "Die Zeit drängt" zunächst nur zu einer "Weltversammlung der Christen" auffordert, hat seinen eigenen Ausführungen zufolge "rein pragmatische Gründe", vor allem "die Hoffnung, es werde schneller möglich sein, eine christliche als eine universale Versammlung zu berufen". Die universale Versammlung könne jedoch "ein nachfolgendes Ereignis sein" (ebd.). Solche Äußerungen überraschen nicht, wenn man weiss, dass C. F. v. Weizsäcker eine ">Erleuchtung" am Grab eines hinduistischen Guru erlebt hat. In seinem Buch "Der Garten des Menschlichen" berichtet er darüber:
"Als ich die Schuhe ausgezogen hatte und im Ashram vor das Grab des Maharshi trat, wusste ich im Blitz: ´Ja, das ist es.` ... Das Wissen war da, und in einer halben Stunde war alles geschehen. Ich nahm die Umwelt noch wahr, den harten Sitz, die surrenden Moskitos, das Licht auf den Steinen. Aber im Flug waren die Schichten, die Zwiebelschalen durchstoßen, die durch Worte nur anzudeuten sind: ´Du` – ´Ich` - ´Ja`. Tränen der Seligkeit. Seligkeit ohne Tränen. Ganz behutsam ließ die Erfahrung mich zur Erde zurück. ... Ich war jetzt ein völlig anderer geworden: der, der ich immer gewesen war. ... Mit unendlicher Sanftheit verließ mich langsam die Erfahrung in den kommenden Tagen und Wochen. Ihre Substanz ist immer bei mir" (S. 594ff.).
In einem Interview, das am 27. März 1988 im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt veröffentlicht wurde, bekannte sich von Weizsäcker zu Fritjof >Capras Schau von der Einheit aller Dinge und Religionen. Capra ist Vordenker einer neuen Spiritualität im Sinne des "New Age ", des sogenannten Wassermannzeitalters. Auf die Frage
"Kann es möglich sein, dass es einmal eine große Weltreligion geben wird, wie es die neue religiöse Bewegung erwartet?"
antwortete von Weizsäcker:
"Wenn es so subtil zusammengehört, wie es wirklich ist, dann entspricht es der Prophezeiung von Jesus Christus."
Von Weizsäcker übersieht dabei nur, dass die biblischen Prophezeiungen über eine universale Weltreligion vom Kommen des Antichristen handeln. Auch wenn er selber den Begriff nicht nennt, so ist C. F. von Weizsäcker doch ein profilierter Vertreter des "New Age" im Sinne einer allumfassenden Spiritualität und eines religiösen >Synkretismus (Religionsvermischung).
Lit.: C. F. v. Weizsäcker, Die Zeit drängt, 1986; ders., Der Garten des Menschlichen, 1987. – Kritisch: L. Gassmann, Ein Konzil für den Frieden?, 1989; ders., Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, 1999.
Lothar Gassmann
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de