Erstmals ist in einem Brief der Mailänder Synode um 390 an den Bischof Siricius von Rom vom "Bekenntnis der Apostel" die Rede. Der Name geht auf eine Legende zurück, die Bischof Rufin von Aquileja (345-410) überliefert. Danach habe ein jeder der zwölf Apostel nach Pfingsten eine Aussage zu diesem Bekenntnis formuliert. Als Sitz im Leben des Apostolikums (A.) ist die frühchristliche Taufpraxis anzusehen. Die Täuflinge mußten u. a. einem "trinitarischen" Bekenntnis zustimmen, bevor sie getauft wurden. Aus dieser Taufpraxis entwickelte sich das "Symbolum Romanum", das vom 2. bis 5. Jhd. in Rom für den Katechumenenunterricht und als Taufbekenntnis gebraucht wurde. Durch Zusätze wurde daraus das A. Um 500 n. Chr. wurde das A. das Taufbekenntnis der südgallischen Kirche, nachdem es die Franken nach der Taufe Chlodwigs (496) als Bekenntnis übernommen hatten. Karl d. Gr. kannte es und durch den Einfluß karolingischer Kirchenpolitik wurde es in die römische Liturgie übernommen und 1564 in den Catechismus Romanum aufgenommen. In der Ostkirche wurde das A. nie übernommen. Die Reformatoren haben das A. geschätzt. Den apostolischen Ursprung ließen sie offen. Für M. Luther (1483-1546) war es eine treffende Zusammenfassung der apostolischen Predigt, da es "kurz und richtig die Artikel des Glaubens gar fein fasset". Luther nannte das A. auch "Kinderglaube", was als Lob zu verstehen ist. J. Calvin (1509-1564) nannte es ein "compendium et quasi epitome quaedem fidei". J. A. Comenius (1592-1670) äußerte: "Kein anderes ist so kurz, so herzig, keines faßt das Entscheidende so treffend zusammen." In den reformatorischen Kirchen erhält das A. Vorrang. Luther hat es sowohl im Kleinen als auch im Großen Katechismus erklärt. Zudem ist es auch neben den beiden anderen altkirchlichen Bekenntnissen, dem >Nicäno-Constantinopolitanum und dem >Athanasianum (Die drei Haupt-Symbola oder Bekenntnis des Glaubens Christi in der Kirchen einträchtiglich gebraucht) in den Bekenntnisschriften der Evangelisch-Lutherischen Kirche (BSLK) enthalten. Durch das Festhalten der Reformationskirchen am A. wird die Kontinuität mit den Anfängen der Kirche und das Selbstverständnis dieser Kirchen zum Ausdruck gebracht. Sie zeigten damit, daß sie auf dem Glaubensfundament der einen wahren Kirche stehen und keine Sekte (n) sind. Deshalb haben auch die evangelischen Freikirchen in Deutschland das A. übernommen. Das A. wurde übernommen, weil für die Reformatoren die alte Kirche wahre Kirche war im Gegensatz zur Papstkirche. Die positive Aufnahme wie bei den Reformatoren hat das A. in der Folgezeit häufig nicht erhalten (>Apostolikumsstreit).
Zwar hat in vielen, aber nicht in allen evangelischen Kirchen das A. in Liturgie, Unterweisung und Ordination seinen festen Ort; seinen inhaltlichen Aussagen stimmen offiziell alle evangelischen Kirchen zu, die sie in der Praxis jedoch häufig bestreiten.
Das A. enthält die entscheidenden heilsgeschichtlichen Fakten (Schöpfung, Erlösung, Vollendung) in trinitarischer Gliederung, die bereits das NT kennt (Mt 28,19; 2. Kor 13,13), wobei die trinitarische Gliederung keine Aufgabenteilung der drei Personen der Trinität bedeutet; an allem ist Gott als Dreieiniger beteiligt. Durch das A. wird ausgedrückt, daß der christliche Glaube auf historischen Heilstatsachen beruht und sich auf den dreieinigen Gott bezieht.
S. auch: Apologetik; >Bekenntnis; Dreieinigkeit; Jesus Christus.
Lit.: BSLK, S. 23, 510 – 512 (Kl. Kat.), 646 – 662 (Gr. Kat.); EKL, 3. Aufl. (Neufassung), Bd. 1, Sp. 229 f.; ELThG, Bd. 1, S. 106 – 108; RGG, 3. Aufl., Bd. 1, Sp. 512 – 516. Darin auch jeweils weiterführende Literatur. Oscar Cullmann, Die ersten christlichen Glaubensbekenntnisse, 1943; J. N. D. Kelly, Altkirchliche Glaubensbekenntnisse, 1972; W. Trillhaas, Das apostolische Glaubensbekenntnis. Geschichte, Texte, Auslegung, 1953.
Walter Rominger
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de