Jesus Christus

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1. Au�erbiblische Quellen

Die Zahl der unabh�ngigen au�erbiblischen Quellen, die etwas �ber Jesus Christus aussagen, ist gering. Der r�mische Historiker Tacitus erw�hnt seine Hinrichtung in Jud�a auf Befehl des Statthalters Pontius Pilatus (Tac. Ann. 15,22). Der kurze Bericht des j�dischen Historikers Flavius Josephus �ber Jesus gilt zwar im Kern als historisch, in seiner positiven Schilderung Jesu jedoch als christlich �berarbeitet. Dem Talmud ist au�er der Angabe, Jesus sei am Vorabend des Passa nach angemessener Verhandlung als "Zauberer", der "Israel in die Irre f�hrte" (San. 43 a) geh�ngt worden, nichts Deutliches zu entnehmen. Au�erbiblische Quellen belegen somit immerhin, dass Jesus gelebt hat, beim Volk wenigstens zeitweise gesch�tzt war, hingerichtet wurde und eine grobe Datierung (Pilatus war Statthalter von 26-36 n. Chr.).

2. Christliche Quellen

Au�erhalb des Neuen Testaments existieren zahlreiche Berichte �ber das Leben Jesu in fr�hchristlichen Schriften (neutestamentliche Apokryphen). Ihr historischer Wert ist im Allgemeinen gering, da sie vielfach legendenhaft sind und / oder gnostische Ansichten verbreiten wollen.

Das apokryphe "Thomas-Evangelium" k�nnte teilweise eine authentische �berlieferung bewahren. Um Informationen �ber den historischen Jesus zu erhalten, sind wir fast ausschlie�lich auf die vier kanonischen Evangelien angewiesen, wobei im �brigen Neuen Testament vereinzelte isolierte Worte Jesu �berliefert sind (z. B. Apg 20,35; 1. Kor 11,23-25).

Die vier kanonischen Evangelien wollen mehr als nur eine Biographie Jesu sein. Sie sind Zeugnis fr�her Christen von Jesus, nicht das Ergebnis distanziert betrachtender Historiker. Sie sind "Werbeschriften" f�r den Glauben an Jesus Christus, ohne damit ihre historische Zuverl�ssigkeit zu verlieren. Der Vergleich mit anderen antiken Schriften zeigt, wie sorgf�ltig die Evangelisten Worte und Taten Jesu bewahrten. Ist auch keine umfassende, exakte Biographie m�glich, so lassen sich doch aus den Evangelien zahlreiche Daten erheben. Damit ist sowohl das Bestreben altliberaler Theologie abzuweisen, eine Jesus-Biographie zu verfassen (dieses Bestreben kam durch das Bahn brechende Werk Albert Schweitzers "Von Reimarus zu Wrede", 1906, sp�ter unter dem bekannteren Titel "Geschichte der Leben Jesu Forschung" zum Erliegen), als auch die Ansicht Rudolf Bultmanns, dass man au�er dem "Dass des Gekommenseins" so gut wie nichts von Jesus wissen k�nne (z. B. in seinem Buch "Jesus", 1926).

3. Das Leben des Jesus von Nazareth

Das Geburtsdatum Jesu l�sst sich nicht genau bestimmen. Er wird kurz vor dem Tode Herodes d. Gr. (4. v. Chr.) geboren. Einzelheiten seiner Geburt enthalten nur das Matth�us- und Lukasevangelium (Mt 1,18-2,18; Lk 1,5-2,40). W�hrend Matth�us sich mehr auf Josef konzentriert, stellt Lukas mehr Maria in den Vordergrund. Jesu Stammbaum f�hren sowohl Matth�us (Mt 1,1-17) als auch Lukas (Lk 3,23-38) �ber Josef, obwohl dieser nicht sein (leiblicher) Vater ist, sondern nur daf�r gehalten wird (Lk 7,23; 4,22). �bereinstimmung besteht bei Matth�us und Lukas darin, dass Jesus �bernat�rlicher Herkunft ist, bei der kein menschlicher Vater beteiligt war. Die Jungfrauengeburt ist denn auch zum Kernbestand christlichen Glaubens und Lehre geworden und hat demgem�ss Eingang in kirchliche Bekenntnisse gefunden (z. B. >Apostolikum: "... geboren von der Jungfrau Maria ..."). Dabei besagt die Aussage der Jungfrauengeburt etwas zur Art des in die Welt-Kommens des Pr�existenten, der seit jeher bei Gott dem Vater ist. Zur �bernat�rlichen Empf�ngnis Jesu stehen seine Geburt im Stall in Bethlehem, die Flucht nach �gypten (Mt 2,13 ff.) und sein Heranwachsen in Nazareth in Kontrast. Au�er dem Auftreten des zw�lfj�hrigen Jesus im Tempel (Lk 2,42-50), welches gro�es Interesse und Begabung an religi�sen Angelegenheiten erkennen l�sst, ist �ber ihn und seine Familie den Evangelien wenig zu entnehmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach w�chst er in einer �berzeugt j�dischen Familie auf (Lk 2,41), die zum "Mittelstand" geh�rt, aber nicht wohlhabend ist. Josef ist wahrscheinlich bereits w�hrend der Jugendjahre Jesu verstorben, so dass davon auszugehen ist, dass Jesus den "v�terlichen" Bauhandwerk-Betrieb �bernehmen muss und f�r Maria, seine vier j�ngeren (Halb!-)Br�der und eine unbekannte Anzahl (Halb!-)Schwestern zu sorgen hat (Mt 6,3). Seine religi�se Sozialisation erh�lt er wohl in der Familie und in der d�rflichen Synagogenschule Nazareths.

Mit etwa 30 Jahren beginnt Jesus sein �ffentliches Wirken (Lk 3,23) einige Jahre nach Johannes dem T�ufers, dessen Wirken etwa 28 n. Chr. eingesetzt hatte (Lk 3,1 ff.). Die Wirksamkeit Johannes des T�ufers ist der Anlass f�r den Beginn des Wirkens Jesu, so dass er aus der Verborgenheit von Elternhaus und -betrieb in die �ffentlichkeit heraustritt. Die Taufe Jesu durch Johannes den T�ufer, der Jesus als den himmlischen Richter ank�ndigt (Mt 3,11 f.; Lk. 3,16 ff.), im Jordan (Mk 1,9 ff. parr.) bezeichnet den Beginn seines Wirkens. Die Wirkungszeit Jesu dauert etwa drei Jahre. Wie sein Geburtsdatum, l�sst sich auch das Kreuzigungsdatum nicht genau festlegen. Es k�nnte in der Passazeit des Jahres 33 n. Chr. gewesen sein, da in diesem Jahr nach astronomischer Berechnung das Passfest auf den 14. / 15. Nisan fiel.

Die �ffentliche Wirksamkeit Jesu geschieht fast ausschlie�lich in Pal�stina und hier wiederum das meiste in Galil�a, vornehmlich am Westufer des Sees Genezareth. Nur einige wenige Male ist er au�erhalb Galil�as unterwegs: ein paar Mal zu Festen nach Jerusalem, wie das Johannesevangelium verr�t; ein Aufbruch nach Ph�nizien (Dekapolis), �stlich Pal�stinas wird berichtet (Mk 7,24-31). Ebenfalls wird eine Reise nach C�sarea Philippi n�rdlich von Galil�a am Fu�e des Hermon-Gebirges geschildert (Mk 8,27 ff. parr.). Ausgerechnet in diesem heidnischen Gebiet spricht Petrus sein Messiasbekenntnis aus (Mk 8,23; Mt 16,16; Lk 9,20).

Als Jesu �ffentliche Wirksamkeit beginnt, befindet sich Pal�stina seit mehr als einem halben Jahrhundert unter r�mischer Herrschaft. Einheimische F�rsten sind von Roms Gnaden und �ben die Herrschaft nur indirekt aus. Auch wenn die r�mische Herrschaft den unterworfenen V�lkern h�ufig sogar Vorteile bringt, ist sie dennoch nicht beliebt. Bei den Juden z. Zt. Jesu ist es vor allem, dass ihre politische Abh�ngigkeit, welche ihnen immer wieder durch die Steuerabgaben vor Augen gef�hrt wird, sich nicht mit dem Anspruch vertr�gt, Gottes Volk zu sein. Galil�a, Heimatprovinz und Hauptwirkungsgebiet Jesu, steht sowohl bei Juden als auch R�mern in schlechtem Ansehen. Seine Bev�lkerung ist vom j�dischen Stammland durch das feindliche Samaria getrennt und war �ber lange Zeit gro�enteils heidnisch, weshalb Galil�a von den jud�ischen Juden als halb heidnisch betracht wird. Die R�mer stufen Galil�a als besonders aufst�ndisch ein. Gesprochen wird in Galil�a Aram�isch, Hebr�isch und Griechisch. Ist auch Aram�isch die Muttersprache Jesu, so ist doch davon auszugehen, dass er auch des Hebr�ischen m�chtig ist. Mit den jud�ischen religi�sen Autorit�ten hat Jesus m�glicherweise Hebr�isch diskutiert und gestritten.

�bereinstimmend berichten die vier Evangelien das Herabkommen des Heiligen Geistes auf Jesus bei seiner Taufe. Damit ist Jesus als der vom Propheten Jesaja angesagte Erl�ser gekennzeichnet (Jes 11,2; 42,1; 61,1); die Stimme vom Himmel bekennt sich zu ihm als dem Sohn (Mk 1,11 parr.; vgl. Ps 2,7; Jes 42,1). Damit ist messianische Hoffnung des Alten Testaments angesprochen und damit genauso, dass Jesus der Erl�ser ist.

Im Anschluss an seine Taufe wird Jesus am Ende seines 40-t�gigen Fastens vom Satan in der W�ste in der N�he der Taufstelle Johannes der T�ufers versucht (Mk 1,12 f.; Mt 4,1-11; Lk 4,1-13). Aus dieser Versuchung geht er gest�rkt in seiner einzigartigen Stellung als Sohn Gottes hervor, wobei dies nicht die einzige Versuchung bleibt, sondern weitere folgen (Mk 8,31-33; Mt 16,21-23).

Bevor Jesus in Galil�a �ffentlich wirkt, tut er dies allem Anschein nach bereits einige Zeit am Jordan und erscheint als zweiter Johannes der T�ufer (Joh 3,22; 4,1 f.). Mit der Verhaftung des T�ufers verlegt Jesus seinen Wirkungsbereich und �ndert seine Wirkweise: er zieht sich in seine Heimat Galil�a zur�ck, wird Prediger und vollbringt Wunder; vom Taufen h�rt man nichts mehr.

Dabei bleibt er ohne feste finanzielle Absicherung und ist, samt seinen J�ngern, auch wenn sie eine gemeinsame Kasse haben, auf die Zuwendungen von G�nnern angewiesen (Mt 10,8-11; Lk 8,9; 10,38-42). Damit lebt er vor, was er lehrt, bei materiellen Bed�rfnissen auf Gott zu vertrauen (Mt 6,24-34) und hat die Freiheit, als Prediger und Heiler, der zu Beginn seiner Wirksamkeit noch in die Synagogen als Gastprediger eingeladen wird, ungebunden durch Galil�a zu ziehen. Die innige Beziehung Jesu mit dem Vater kommt dadurch wie noch mehr durch das intensive Gebet Jesu zu Gott seinem Vater zum Ausdruck.

Jesus sammelt wie andere j�dische Lehrer auch Sch�ler / J�nger; manche kommen aus der J�ngerschaft des Johannes. Zwar h�rt ihm eine betr�chtliche Volksmenge zu; diese ist aber �berwiegend nicht bereit, in eine verbindliche Nachfolge zu treten. Aus einer gr��eren Anzahl beruft er zw�lf, die willens sind, seinen Lebensstil zu �bernehmen. Ihrer Herkunft und Charakter nach sind sie recht verschieden. Sie m�ssen bereit sein, alles zu verlassen und sogar Verfolgung zu erleiden (Mt 10,16-39). Aus dem Zw�lferkreis w�hlt er wiederum drei als seine engsten Begleiter aus: Petrus, Jakobus, Johannes, was an besonderen Ereignissen deutlich wird.

Zu allen Schichten hat Jesus Kontakt und sogar Mahlgemeinschaft mit (moralisch) zweifelhaften Personen, doch genauso mit gut situierten Kreisen (Lk 7,36; 14,11 ff.). Auch mit Samaritanern verkehrt er (Joh 4,4-42; Lk 17,11-13). Sogar mit Heiden, wenn auch allem Anschein nach selten (Mt 8,5-13; 15,22-28); sie haben jedoch einen Platz in Gottes Heilsplan (Mt 8,11 f.; Lk 4,25-27). Seine Anh�ngerschaft kommt ebenfalls aus allen Schichten (auch Wohlhabende sind darunter, Josef von Arimathia und Nikodemus, Joh 19,38-42). Gegen�ber Armut und Reichtum zeigt sich Jesus unbek�mmert und davon unbeeindruckt und erwartet dies von seinen Nachfolgern ebenfalls. Jesus sieht wirkliche Not leiblicher, seelischer und geistlicher Art. Um sie zu beheben kann er auch bestehende Gepflogenheiten �bergehen.

Jesu Stellung zum Gesetz und die damit zusammenh�ngende Auseinandersetzung mit den religi�sen Autorit�ten seiner Zeit, vor allem den Pharis�ern, nimmt einen gro�en Teil in den Evangelien ein. Dass Jesus, der keine herk�mmliche Schriftgelehrtenausbildung besitzt (Joh 7,15) in so manchem von der �blichen Lehre abweicht, f�hrt zu einem leidenschaftlichen Konflikt und schlie�lich wachsender Feindschaft und tr�gt endlich zu seinem Todesurteil bei. Bei der Auseinandersetzung geht es an sich nicht um die Autorit�t des Gesetzes, sondern um die Vollmacht seiner Interpretation. Jesus achtet die Tradition, die sich um das Gesetz gelegt hat, gering, im Gegensatz zu den Theologen seiner Zeit. Autorit�t ist nur das Alte Testament und er selbst, der von Gott gesandte Sohn. Jesus hebt das Gesetz nicht auf, sondern versch�rft es, wie z. B. die sechs Antithesen der Bergpredigt (Mt 5,21-48) zeigen. Da er Grunds�tze h�her als Einzelgebote bewertet, kann er diese sogar au�er Kraft setzen (Mt 5,38 f.).

Sowohl christliche als auch die wenigen nichtchristlichen Quellen belegen die Wundert�tigkeit Jesu. Die meisten der in den Evangelien �berlieferten Wunder sind Heilungswunder, oft mit Exorzismus. Drei Totenerweckungen werden �berliefert (Mk 5,35-43: Tochter des Jairus; Lk 7,11-17: J�ngling zu Nain; Joh 11,1-45: Lazarus). Die Wunder Jesu hinterlassen zumeist den Eindruck der Vollmacht Jesu �ber k�rperliche und geistliche Leiden und �ber Naturgewalten. Meist sind es spontane Wunder aufgrund bedr�ckender Not. Freilich sind Jesu Wunder Erweis seiner g�ttlichen Natur, wie dies in der Theologie schon herausgearbeitet wurde, aber sie sind auch Hinweis auf die Besiegung des B�sen und dem proleptischen Beginn des "Reiches Gottes", welches eine entscheidende Botschaft Jesu ist.

Jesus wird als Anstifter zum Aufruhr angeklagt

(Lk 23,2: "...er sei Christus ein K�nig"),

doch von Pilatus davon freigesprochen (Lk 23,13-16). Zwar kommt der Titel "Christus" als Selbstbezeichnung bei ihm nicht vor, aber er spricht vom "Reich Gottes", was offen f�r nationalistische Missverst�ndnisse ist. M�glicherweise bringt ihm ein solches Missverst�ndnis anfangs begeisterte Anh�nger, die meinen, er werde das Land von den R�mern befreien. Evtl. wollen sie ihn aufgrund dieses Missverst�ndnisses zu ihrem K�nig machen (Joh 6,14 f.). Als aber bemerkt wird, dass er nicht den W�nschen entspricht und sich politisch nicht vereinnahmen l�sst, schl�gt die Begeisterung in zunehmende Ablehnung um. Jesus nimmt sich der sozialen Probleme an, doch ist die Sicht mancher Ausleger auf eine politisch revolution�re Absicht eine unerlaubte Verk�rzung, die in den Evangelien keinen Anhaltspunkt hat und deshalb sich selbst richtet. Dass sich f�r Jesus diese Deutung nicht nahe legt, zeigt seine �ffentliche Kritik an der j�dischen Nation seiner Tage. Damit verfallen diese Ausleger in denselben Fehler der Zeitgenossen Jesu, der bis hinein in den Zw�lferkreis besteht.

Am ausf�hrlichsten berichten die Evangelien �ber die letzten Tage Jesu in Jerusalem. Bei seinem letzten Passa in Jerusalem ist sich Jesus voll bewusst, was ihn in Jerusalem erwartet. Er wei� um seinen bevorstehenden Tod am Kreuz (Lk 13,33; 18,31-33). Dass Jesus selbst von seinem Ende �berrascht gewesen sei, das haben Ausleger schon vertreten, doch besteht f�r diese Auslegung kein Anhaltspunkt.

Jesu Einzug in Jerusalem (Mk 11,1-10) ist in Sacharja 9,9 f. angek�ndigt. Er zeigt Jesu messianischen Anspruch und wird als solcher auch von den Menschen aufgefasst, wenn auch politisch-nationalistisch und damit falsch interpretiert. Danach begeht Jesus mit der Tempelreinigung eine bewusst provozierende Zeichenhandlung (Mk 11,15 f. parr.). Mit seiner Tempelreinigung bringt Jesus seinen messianischen Anspruch zum Ausdruck und sieht sie als Erf�llung alttestamentlicher Prophetie (Mal 3,14; Sach 14,21). Seine letzten Tage in Jerusalem sind von Streitgespr�chen mit seinen Gegnern gepr�gt, die ihm wohl eine Falle stellen wollen, um einen Anhaltspunkt gegen ihn zu finden. Gibt Jesus auch keine ihn eigentlich belastbaren Antworten, so wird dennoch seine Ablehnung der gegenw�rtigen j�dischen F�hrung deutlich.

Wenige Stunden vor seiner Gefangennahme vollzieht Jesus an seinen J�ngern die Fu�waschung (Joh 13,1-20), h�lt in ihrem Kreis die sog. Abschiedsreden (Joh 13-17) und das letzte Mahl und bezeichnet seinen Verr�ter. Viel ist dar�ber ger�tselt worden, ob dieses Abendmahl im Rahmen eines Passamahles eingesetzt worden sei oder nicht. Soviel l�sst sich wohl dazu sagen: Jesus hat dieses Mahl im Voraus geplant (Mk 14,12-16); es handelt sich um ein vorgezogenes Passamahl, das, wie dies m�glich war, einen Tag vor dem offiziellen Passatermin gefeiert wurde, da es am darauf folgenden Tag zu sp�t gewesen w�re. Doch das Passmahl findet w�hrend der Feier durch Jesus eine Umdeutung. Durch das Austeilen von Brot und Wein und die Deuteworte verdeutlicht Jesus, sein kurz bevorstehender Tod sei eine Tat der Erl�sung. W�hrend der Einsetzung des Abendmahls nimmt Jesus den vom Propheten Jeremia verhei�enen "Neuen Bund" (Jer 31,31-34) auf, der den Alten Bund vom Sinai abl�sen wird. Dieser "Neue Bund" wird durch Jesu Opfertod aufgerichtet; mit ihm beginnt ein neues Zeitalter.

In aller Heimlichkeit soll Jesus gefangen genommen werden. Durch Judas, der wei�, dass er sich im Garten Gethsemane am �lberg aufh�lt, wird er verraten. Obwohl Jesus gekonnt h�tte, widersetzt er ich der Gefangennahme nicht, da er die Gewissheit hat, dass es der Wille seines Vaters ist, dass er sein Leben hingebe zur Erl�sung f�r viele (Mk 10,45). Leicht f�llt ihm dies nicht, aber sein Gehorsam reicht "bis zum Tode an Kreuz" (Phil 2,8), und er lebt bis zur �u�ersten Konsequenz vor, was er im Vaterunser zu beten gelehrt hat: dein Wille geschehe.

Noch w�hrend der Nacht findet der Prozess Jesu statt. Dabei wird ein wohl erstes, inoffizielles Verh�r vor Hannas durchgef�hrt worden sein, das jedoch ergebnislos verl�uft (Joh 18,12-23). Anschlie�end d�rften zwei Vernehmungen vor Kaiphas folgen. Die erste, noch in der Nacht, ist vorl�ufig und soll Ergebnisse bringen, die dann in einer anschlie�enden Vernehmung von dem gesamten Hohen Rat in den fr�hen Morgenstunden best�tigt werden sollen. Jesus ist wegen Gottesl�sterung angeklagt, aller Wahrscheinlichkeit nach wegen des Messiastitels und der Anspielung auf und damit Inanspruchnahme von Psalm 110,1 und Daniel 7,13. Nach j�dischem Gesetz ist Gottesl�sterung mit dem Tode zu bestrafen; f�r das r�mische Recht ist dies kein Anklagegrund. Pilatus kommt zur �berzeugung, dass Jesus kein politischer Revolution�r und die Anklage aufgebauscht ist. Den j�dischen Untertanen gegen�ber empfindet er Abneigung. Dennoch gelingt es ihm nicht, sich der Angelegenheit zu entledigen; so �bergibt er, obwohl von Jesu Unschuld �berzeugt, diesen nach der Gei�elung zur Kreuzigung, der Todesstrafe f�r kriminelle Sklaven oder gegen die r�mische Staatsmacht Aufs�ssige. Vermutlich handelt Pilatus aufgrund f�r ihn ung�nstiger politischer Umst�nde so. Historisch betrachtet mag man dar�ber r�tseln, wer die gr��ere Schuld an der Hinrichtung Jesu hat, Juden oder R�mer und meist wird den Juden mehr Schuld gegeben; theologisches Urteil kann sich nicht damit zufrieden geben und kann nicht in dieser distanzierten Betrachtungsweise, die mich ja freispr�che, verharren, sondern kann nur sagen, Jesus ist "um unserer S�nde willen" gekreuzigt worden (R�m 4,25) � gerade auch um meiner.

Wie Jesus sein Todesleiden am Kreuz ertr�gt, �berzeugt mindestens zwei: den einen mit gekreuzigten Verbrecher (Lk 23,40-42) und den Hauptmann (Mk 15,39), w�hrend eine nicht geringe Menge ihren Spott daran hat. Jesus bittet auch f�r diese beim Vater um Vergebung. Sein Tod geschieht zur S�hne der Schuld aller. Seine sieben Worte am Kreuz sind Ausdruck von Vergebung und Sorge um andere. �ber Jesus entl�dt sich nicht ein blindw�tendes unausweichliches Schicksal, welchem er unterlegen w�re, sondern das geschieht nach Gottes Plan, in welchen er eingewilligt hat, so dass er trotz allem Herr des Geschehens bleibt. Sein letztes Wort nach dem Johannesevangelium zeigt dies: "Es ist vollbracht" (19,30). Dass Jesus in einem Felsengrab in unmittelbarer N�he der Kreuzigungsst�tte, das dem Ratsherrn Josef von Arimathia geh�rt, bestattet wird, zeigt, wie sich bis zuletzt auch Einflussreiche zu ihm halten. In aller Regel bleiben Gekreuzigte unbestattet.

Wie Jesu Passion in allen vier Evangelien gut bezeugt ist, so auch seine Auferstehung, besser:

Begebenheiten um seine Auferstehung und Erscheinungen vor seinen J�ngern und auch einem weit gr��eren Kreis. Denn Jesu Auferstehung ist zwar ein historisches Ereignis (die Wachen fallen in Ohnmacht, vgl. Mt 28,4). Wie bei einem Rad, bei welchem die Speichen auf die Nabe zulaufen, diese aber nur ein Loch ist, so bleibt auch die Auferstehung selbst unsichtbar. Alle vier Evangelien bezeugen das Auffinden des leeren Grabes am ersten Tag der Woche (Sonntag nach Karfreitag), so dass das leere Grab historisch nicht anfechtbar ist und auch die Auffassung, Jesus sei nicht leiblich auferstanden, die immer wieder vertreten wird, allein schon aufgrund der Text�berlieferung und nahe liegender -interpretation nicht vertretbar ist. Eine nicht leibliche Auferstehung ist zumindest im j�dischen Umfeld, in das sie und ihre Bezeugung hineingeh�rt, nicht vorstellbar. Der leiblich auferstandene Jesus, der bereits den Geistleib tr�gt, ist, wie dies die vier Evangelien und Paulus (1. Kor 15) bezeugen, bei unterschiedlichen Anl�ssen, meist nicht vorhergesehen, Einzelpersonen oder auch ganzen Gruppen ("500 Br�dern auf ein Mal", 1. Kor 15,6) erschienen. Diese elf verschiedenen Erscheinungen einfach als Halluzinationen zu werten, ist nicht haltbar. Es sind wirkliche Erscheinungen Jesu vor den J�ngern, der allerdings nicht mehr an die r�umlich-zeitlichen Bedingungen unserer Welt gebunden ist, aber doch als Mensch erscheint und auch von seinen N�chsten nicht erkannt werden kann (Maria von Magdala h�lt den Auferstandenen zun�chst f�r einen G�rtner, Joh 20,15).

Vierzig Tage dauern diese Erscheinungen an. Im Unterschied zur Situation vor seiner Kreuzigung lebt Jesus w�hrend dieser Zeit nicht mehr mit seinen J�ngern zusammen. Sie haben jedoch die Gewissheit seiner Auferstehung. Er verhei�t ihnen seinen Heiligen Geist (davon hat er auch schon in seinen Abschiedsreden kurz vor seiner Gefangennahme gesprochen, Joh 16,7 ff.). Dieser Geist f�hrt als der Christus praesens sein Werk fort. In ihm ist er bei ihnen (Mt 28,18-20). Jesus selbst kehrt zu seinem Vater zur�ck (Apg 1,9-11) und hat Teil an dessen Herrschaft in universeller Weise.

4. Jesu Botschaft vom Reich Gottes

Formal lehrt Jesus �hnlich den j�dischen Lehrern und doch ist die Wirkung seiner Lehre eine ganz andere, was das Volk am Ende der Bergpredigt deutlich merkt, das sich "�ber seine Lehre" "entsetzte"; "denn er lehrte sie mit Vollmacht und nicht wie ihre Schriftgelehrten" (Mt 7,28b.29). Seine Lehre ergibt sich aus Begegnungen und bestimmten Situationen und ist deshalb auch immer lebensnah. Dabei benutzt er einpr�gsame Formulierungen und Gleichnisse und erkl�rt anschaulich; dieser Anschaulichkeit dienen auch Zeichenhandlungen.

Autorit�t f�r Jesus und seine Lehre ist das Alte Testament. Deshalb benutzt er es in Streitgespr�chen als letztg�ltige Autorit�t. In seinen �berlieferten Worten in den Evangelien ist das Alte Testament mehr als 40 Mal w�rtlich zitiert, etwa 60 Anspielungen gibt es und mehr als 100 weitere m�gliche Ankl�nge an das Alte Testament. Jesus sieht in seiner Sendung Erf�llung des Alten Testaments. Sein Kommen bedeutet erf�llte Zeit. Er beginnt sein Werk in Galil�a mit: "Die Zeit ist erf�llt und das Reich Gottes herbeigekommen" (Mk 1,15). Damit ist die Zeit des Messias gekommen. Zwar benutzt er selbst f�r sich den Titel Messias nicht, und doch sind sein Anspruch, sein Reden und Handeln die des Messias. Auf die Frage Johannes des T�ufers, ob er der sei, der kommen solle, antwortet er (Mt 11,2-6) mit Hinweis auf die Zeichen, die nach dem Alten Testament mit dem Messias in Verbindung gebracht werden (Jes 35,5 f.; 61,1). Mit Jesu Kommen beginnt ein neues Zeitalter. Das Alte Testament weist auf ihn voraus. Er bringt die Erwartung zur Erf�llung.

Dass mit Jesus ein neues Zeitalter beginnt, wird besonders in seiner Lehre vom Reich deutlich. Dieses Reich ist schon da und andererseits liegt es auch noch in der Zukunft. Mit dem Begriff ist die Souver�nit�t Gottes ausgedr�ckt, der zwar immer herrscht, dessen Herrschaft aber vom Menschen abgelehnt wird. Das Kommen des Reiches Gottes betrifft zun�chst Einzelne, die Jesus anerkennen und damit ein Sohnesverh�ltnis mit dem Vater bekommen, ihn als "unser Vater im Himmel" (Mt 6,9) und "Abba" (R�m 8,15) anreden k�nnen. Diese kommen in das Reich Gottes hinein oder empfangen es (Mk 10,15.23-25: Lk 12,31; 16,16). Da wird Gottes Herrschaft bereits aufgerichtet. Am Ende der Zeit wird das Reich Gottes mit Kraft kommen (Mk 9,1; Mt 6,10; Lk 19,18; 22,18). In der Zeit zwischen Jesu irdischem Dasein und seiner >Wiederkunft lebt seine Gemeinde in dem spannungsvollen Zustand des "schon jetzt" und "noch nicht" (Oscar Cullmann). F�r diese Zwischenzeit gilt keine Beliebigkeitsethik, auch wenn der Botschaft Jesu keine vollst�ndigen Anweisungen entnommen werden k�nnen. F�r eine Gesellschaftsreform hat er keine direkten Anweisungen. Auch wenn er in einzelnen F�llen �ber herk�mmliche Gepflogenheiten hinweggehen kann, so bedeuten seine ethischen Weisungen eine Versch�rfung (siehe Bergpredigt). Seine Ethik ist vom Doppelgebot der Liebe bestimmt (Mk 12,30 f.; Mt 22,37 f.; Lk 10,27) das sich aus dem Alten Testament ergibt (5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18) und am Heil und Wohl des N�chsten orientiert ist und damit gerade nicht gesetzlos wird. Sie gilt bei Jesu Nachfolgern.

Jesu Selbstverst�ndnis entspricht, dass er das Reich Gottes herauff�hrt. Dieses ist das Werk des Messias. Er versteht sich selbst als der Messias; auch wenn er diesen Titel nicht benutzt, so widerspricht er nicht, wenn er so bezeichnet wird. Aber sein Verst�ndnis des Messias ist ein anderes als das, welches sich landl�ufig damit verbindet. Es geht bei ihm nicht um Herrschen, sondern um Dienen, Leiden und Sterben. Dies ist auch das durchgehende Thema seiner Lehre, wobei er immer wieder darauf verweist, dass dies so geschehen m�sse, weil es im Alten Testament geschrieben stehe (z. B. Jes 53). Jesus ist sich dessen gewiss, dass er "sein Leben gebe als L�segeld f�r viele" (Mk 10,45) und sein Blut "vergossen wird f�r viele zur Vergebung der S�nden" (Mt 26,28). Mit seinem Tod bringt Jesus das letztg�ltige Opfer, das Vergebung der S�nden bewirkt und die Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch wiederherstellt.

Jesu Sendung und Botschaft vom Reich Gottes beinhalten auch die Sammlung seiner Gemeinde / Kirche. Zu seiner Gemeinde / Kirche geh�ren die, die durch Jesu Erl�sungstat Zugang zum Reich Gottes erlangt haben. Zwar beschr�nkt sich w�hrend des irdischen Lebens diese Gemeinschaft auf seine J�nger, erf�hrt aber nach seiner Himmelfahrt eine alle Grenzen �berspringende Ausdehnung (vgl. Missionsbefehl Mt 28,18-20 und Pfingsten Apg 2,1 ff.). Das Volk Gottes besteht nun aus Heiden und Juden. Andererseits ist es begrenzt auf diejenigen, die dem Ruf Jesu folgen.

Jesus rechnet mit einer Zwischenzeit. Das sichtbare Hereinbrechen des Reiches Gottes liegt noch in der Zukunft und kommt mit seiner Wiederkunft, welche weltweit sichtbar und unverkennbar sein wird. Sie wird unerwartet und pl�tzlich geschehen. Den Zeitpunkt kennt nicht einmal der irdische Jesus, sondern nur der himmlische Vater (Mk 13, 32). Deshalb ruft Jesus zur Wachsamkeit auf (Mk 13,33-37), eine Mahnung, die den Christen aller Zeiten gilt.

5. Jesus der Christus

Ist es in der neutestamentlichen Wissenschaft bis heute umstritten, ob sich Jesus als Sohn Gottes und Messias ("Christus") verstanden hat, so reden hier die Evangelien doch eine eindeutige Sprache. Wenn er auch als verh�llter K�nig die K�nigsherrschaft Gottes verk�ndigt (Mk 5,43), und von einem Messiasgeheimnis (William Wrede) umgeben ist, so widerspricht dies nicht seinem Selbstverst�ndnis, der Messias zu sein. Auch seine Selbstbezeichnung "Menschensohn" (nach Dan 7,3-14) weist auf Jesu Messianit�t hin. So hat die fr�he Gemeinde gerade recht getan, indem sie in Jesus den erwarteten Messias erkannte und als den Christus Gottes bekannte.

(a) Jesus f�r den christlichen Glauben

Der christliche Glaube bekennt sich aufgrund des Neuen Testaments zu Jesus Christus als dem von Ewigkeit her gekommenen Sohn Gottes des Vaters, der schon vor Erschaffung der Welt beim Vater war und dessen Sch�pfungsmittler ist. Er ist der Christus Gottes, der dem Volk Israel verhei�ene Messias, das fleischgewordenen Wort Gottes (Joh 1,1.14) und hat sich selbst als Erl�sungsopfer f�r die S�nden der Welt dargebracht (Joh 1,29; Hebr 9,14 f.). W�hrend Jesus � ein h�ufiger Name j�discher S�hne � die griechische Wiedergabe des hebr�ischen Jeschua ist und auf deutsch "Gott rettet" hei�t, ist "Christus" das griechische Wort f�r den hebr�ischen Titel "Messias" und hei�t "der Gesalbte". Jesus Christus ist also mehr als ein Name: er ist eher ein Bekenntnis, wiewohl er dann doch bereits von Paulus auch wie ein Name benutzt wird. F�r den christlichen Glauben liegt das Hauptgewicht auf der Person Jesu und der vom Vater in Christus vollbrachten Heilstat. Jesu Tod dient der Vers�hnung von Gott und Mensch und hebt die in Adam geschehene S�nde auf. Der Weg zum Vater ist wieder frei. Jesus selbst ist der Weg (Joh 14,6). Au�er dem Sch�pfungsmittler und Vers�hner ist Jesus der, der wiederkommt zum Gericht �ber die S�nder und zur endg�ltigen, auch leiblichen Erl�sung all derer, die an ihn glauben (Mt 25,31-46; Joh 3,16; 1. Kor 15,20-28; 1. Thess 4,13-18; Offb 20,11-15).

(b) der Gesalbte im Alten Testament (= Exkurs)

Die Salbung bezeichnet in Israel eine Einsetzungshandlung f�r Priester, besonders den Hohepriester, aber auch f�r K�nige. Gesalbte sind demnach Beauftragte Gottes. Am h�ufigsten werden im Alten Testament K�nige als Gesalbte bezeichnet (�ber 30 Mal), weit seltener die Hohenpriester und nur zwei Mal die Erzv�ter Israels (Ps 105,15; 1. Chr 16,22). Die Salbung geschieht auf Befehl Gottes zum Dienst f�r Gott, so dass der Gesalbte durch diese Handlung als von Gott Beauftragter gekennzeichnet ist. Israel erwartet den Gesalbten Gottes aus dem Haus des K�nigs David als Heilsk�nig der messianischen Zeit (2. Sam 7,11-16, = Nathanweissagung; Jes 33,17; Ps 89,4). Doch bereits fr�here Verhei�ungen weisen auf einen Heilsbringer hin: bereits in der Urgeschichte (1. Mose 3,15), die Berufung Abrahams (1. Mose 12,1-3), der Jakobssegen (1. Mose 49,10), die Spr�che Bileams (4. Mose 24,17).

6. Jesus Christus in Theologie und Kirche (theologie- und kirchengeschichtlich)

Die Frage, wer ist Jesus Christus, beginnt im Neuen Testament und ist darin eindeutig beantwortet:

er ist der Christus Gottes, der von Israel erwartete Messias. Die verwendeten christologischen Hoheitstitel bestimmen bereits das Verh�ltnis Jesu zum Vater. Denn es muss ausgedr�ckt werden, was Jesus mit dem Vater verbindet, als auch, was ihn unterscheidet. So sind zumindest die fr�hen christologischen Diskussionen Versuche, eine Verh�ltnisbestimmung von Vater und Sohn vorzunehmen.

(a) Fr�he Kirche

Schon bald werden f�r diese Verh�ltnisbestimmung Begriffe wie Substanz, Wesen, Natur, Ursprung verwendet. W�hrend die sog. Apostolischen V�ter in Jesus Christus vor allem Gott erkennen, macht sich fast gleichzeitig eine Anschauung breit, deren Vertreter zusammenfassend als >Ebioniten bezeichnet werden, die Jesus vor allem als Menschen sehen. Ab etwa 250 n. Chr. wird durch die sog. Adoptianer diese Lehre weiterentwickelt. Demnach w�re Jesus erst zu Gottes Sohn geworden (etwa durch die Taufe). Wer die Jungfrauengeburt und Pr�existenz Jesu beim Vater ablehnt, wird beim >Adoptianismus enden, der von der rechtgl�ubigen Kirche verworfen wird. Als weitere Gruppe treten ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. die Apologeten in Erscheinung (Apologetik). Sie sind bestrebt, die christliche Botschaft denkerisch in der damaligen Zeit zu vermitteln und bedienen sich deshalb der damals g�ngigen philosophischen Begriffe und Vorstellungen. F�r die Weiterentwicklung der Christologie bleiben die Apologeten wesentlich bestimmend. Sie bedienen sich des Begriffs Logos / Wort, der bei Johannes vorkommt (z. B. Joh 1,1; 1. Joh 1,1), den aber auch die griechische Philosophie kennt. Dadurch l�sst sich die Pr�existenz Jesu f�r die griechische Welt verst�ndlich ausdr�cken. Dieser Logos ist "als die Zeit erf�llt war" (Gal. 4,4) durch die Geburt Jesu aus der Jungfrau Maria ins Fleisch gekommen (Joh 1,14). Gnostischen Tendenzen, die bereits in neutestamentlicher Zeit aufgetreten sein m�ssen, tritt bereits der 1. Johannesbrief entgegen (1. Joh 1,1-3; Gnosis). Der sog. >Doketismus (von griechisch dokein = scheinen) leugnet, dass Jesus wirklich Mensch geworden ist; dies sei nur Schein. Weiter muss gekl�rt werden, ob Gottes Einzigkeit und Alleinherrschaft nicht in der Gefahr steht, aufgel�st zu werden, wenn Christus ihm vollkommen ebenb�rtig ist, wie dies die sog. >Monarchianer vertreten, die neben dem Vater im Sohn einen zweiten Gott erblicken. Eine Reaktion darauf stellt der >Modalismus oder nach seinem Hauptvertreter Sabellius auch als >Sabellianismus bezeichnet, dar, der lehrt, Christus sei lediglich eine Seinsweise Gottes und besitze keine selbst�ndige Existenz. Die christologischen Auseinandersetzungen bewirken die Ausbildung der Trinit�tslehre (Dreieinigkeit).

Nicht �bersehen werden darf in der gesamten Entwicklung Arius (um 320 n.Chr.), der dies beeinflusst und beschleunigt (Arianismus). Er vertritt die Meinung, der Logos (Christus), sei nicht aus dem Vater geboren, sondern geschaffen, wenn auch vor allen anderen Gesch�pfen, aber eben doch nur Gesch�pf. Athanasius begr�ndert demgegen�ber, dass der Logos, der Mensch wurde, wahrhaft Gott ist. Im Sinne des Athanasius entscheidet die erste �kumenische Synode von Nic�a (325 n.Chr.): Christus ist wesenseins mit dem Vater, als dessen Sohn geboren und nicht als Gesch�pf geschaffen. Dies geht in das Nic�nische (325 n. Chr.) / Nic�no-Konstantinopolitanische (381 n. Chr.) Bekenntnis ein, welches von allen Gro�kirchen anerkannt ist

("... aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; ...").

Damit aber sind die christologischen Auseinandersetzungen nicht abschlie�end entschieden, sondern weitere christologische Streitigkeiten herbeigef�hrt. So lehrt Apollinaris von Laodicea, zwei in sich vollkommene Wesenheiten k�nnten nicht eins werden.

Um zwei Subjekte in Christus zu vermeiden, ersetzt er die menschliche Seele Christi durch den Logos. Weil die menschliche Natur Christi damit unvollst�ndig ist, wird Apollinaris von Laodicea verurteilt. W�hrend Apollinaris die menschliche Seite Christi unterbetont, erf�hrt diese eine �berbetonung bei Nestorius. Er will jegliche Vermischung der beiden Naturen vermeiden, weil dies zu einer Verg�ttlichung der menschlichen Natur Christi f�hrte. Dagegen lehrt Cyrill von Alexandria, dass in der g�ttlichen Natur Christi die menschliche so innig aufgenommen ist, dass von einer einzigen � n�mlich g�ttlichen � Natur bei Christus gesprochen werden kann.

Das Konzil von Chalcedon (451 n. Chr.) �bernimmt keine dieser Positionen, sondern beschlie�t:

Christus existiert in zwei Naturen, die unvermischt und unver�ndert, aber auch ungetrennt und unzerteilt sind, in der Einheit der Person. Verworfen ist der >Nestorianimus, w�hrend dies f�r den >Monophysitismus (Cyrill von Alexandrien) nicht in diesem Ma�e gilt, auch wenn er durch ein �kumenisches Konzil nicht abgedeckt ist.

(b) Mittelalter und Reformation

W�hrend die Besch�ftigung mit der Christologie in den ersten Jahrhunderten vor allem um das Geheimnis der Person Christi und die substantielle Bestimmung des "wahrer Gott und wahrer Mensch" kreist, tritt im Mittelalter eine Verbindung zur Erl�sungslehre hinzu und verlagert sich damit das Gewicht. Vor allem die Satisfaktionslehre des Amseln von Canterbury (1033/34-1109) n. Chr.) verbindet das Persongeheimnis Christi und sein Heilswerk. Es ist n�tig, dass nur einer, der zugleich Gott und Mensch ist, eben der Gottmensch Jesus Christus, Satisfaktion (Genugtuung) f�r die durch die S�nde verletzte Ehre Gottes leistet.

In der Reformation bleiben die altkirchlichen Entscheidungen g�ltig, werden doch die drei altkirchlichen Symbole (Apostolikum, Nic�no-Konstantinopolitanum, Athanasianum) �bernommen, aber doch tritt das Heilswerk Christi in den Vordergrund. Dies wird beispielsweise bei Melanchthon deutlich, der in seinen Loci schreibt: "Christus erkennen, hei�t seine Wohltat erkennen." In Kreuz und Krippe sieht Luther die erniedrigte Menschheit Christi. Gott offenbart sich in der Erniedrigung. Allerdings wird die Zweinaturenlehre in der Abendmahlslehre wichtig. Nach der Lehre von der Idiomaten-Kommunikation kann sich eine Natur der anderen mitteilen, womit, f�r die Abendmahlslehre von Bedeutung, Christus allgegenw�rtig ist (Ubiquit�tslehre). (Zweinaturenlehre)

(c) 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert ist u. a. gekennzeichnet von den Spannungen, die zwischen dem christologischen Dogma und den Ergebnissen der sog. "Leben-Jesu-Forschung" bestehen. Albrecht Ritschl und Adolf von Harnack bewerten die christologische Tradition der fr�hen Kirche als metaphysisch und wollen sie, beeinflusst durch den Idealismus, durch ethische und idealistische Kategorien ersetzen. Damit wird Jesus zum Verk�ndiger der sittlichen Herrschaft Gottes. Der Hilfe der lutherischen Kenosislehre bedient sich Gottfried Thomasius: der Logos habe sich in der Menschwerdung selbst beschr�nkt und lasse sein g�ttliches Selbstbewusstsein vorl�ufig ruhen. Martin K�hler unterscheidet den historischen Jesus vom biblisch-geschichtlichen Christus. Die Besch�ftigung mit der Christologie wird im 20. Jahrhundert durch diese Unterscheidung beeinflusst. Auf die Spitze wird das in dieser Unterscheidung bereits Angelegte bei Rudolf Bultmann getrieben, der durch seinen Existenzialismus und sein >Entmythologisierungsprogramm eine Enthistorisierung und Remythisierung betreibt und den Versuch einer Allegorisierung darstellt. (Liberale Theologie)

Bei der Beurteilung neuerer christologischer Entw�rfe kann geurteilt werden, dass dieselben Problematiken, mit der sich bereits die fr�he Kirche auseinandersetzen musste, im Grunde genommen wieder auftauchen, diese also nicht �berwunden sind, sondern die Zeiten �berdauernde Ph�nomene sind (z. B. sind sowohl Rudolf Bultmann als auch Paul Tillich letztlich Doketen!). Die gegenw�rtig in den Kirchen tats�chlich herrschende Theologie ist stark arianisch-nestoriansich eingef�rbt, auch wenn die geltenden Bekenntnisse dem widersprechen; die Gefahr des Monophysitismus erscheint bei weitem nicht so gro�. Jesus erscheint daher oft lediglich als vorbildlicher Mensch.

7. Die Notwendigkeit des Glaubens an Jesus den Christus

Wie bereits der historische Jesus seine Zuh�rer herausgefordert und zu einer Entscheidung gen�tigt hat, so tut dies der erh�hte Christus nicht weniger. Er l�sst nicht in Neutralit�t verharren. Wer nicht f�r ihn ist, ist gegen ihn (Mt 12,30). Allein der Glaube an ihn, der "um unserer S�nde willen dahingegeben" ist (R�m 4,25), rettet vor dem Endgericht Gottes. Auf ihm entl�dt sich der Zorn Gottes wegen unserer S�nde. Wer dies nicht im Glauben ergreift, bleibt unter Gottes Zorn. Gut wird die Rechtfertigung des in der S�nde verstrickten gottlosen Menschen, der zum Glauben kommt, im Artikel 4 des Bekenntnisses von Augsburg zum Ausdruck gebracht.

"Weiter wird gelehrt, dass wir Vergebung der S�nde und Gerechtigkeit vor Gott nicht durch unser Verdienst, Werk und Genugtuung erlangen k�nnen, sondern dass wir Vergebung der S�nde bekommen und vor Gott gerecht werden aus Gnade um Christum willen durch den Glauben (gratis iustificentur propter Christum per fidem), [n�mlich] wenn wir glauben, dass Christus f�r uns gelitten hat und dass uns um seinetwillen die S�nde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird."

Die einzige Mittlergestalt zwischen Gott und den Menschen ist Jesus, der Christus. Er selbst sagt:

"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Joh 14,6).

Und sein Apostel schreibt:

"Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, n�mlich der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gegeben hat f�r alle zur Erl�sung" (1. Tim 2,5 f.).

Freilich ist damit gemeint: der Mensch gewordene Gott, dessen Tod f�r alle zur Erl�sung ausreicht (vgl. Mk 10,45), welche tats�chlich aber nur f�r die, die an ihn glauben, wirksam wird, so dass einer >Allvers�hnung damit keineswegs das Wort geredet wird.

Lit.: Fachlexika und theologische Nachschlagewerke: Artikel: Jesus in: Evangelisches Kirchenlexikon (EKL) 3. Aufl. Bd. 2, 1989, Sp. 824-831, v. T. Holtz; Art. Jesus Christus in: Biblisches W�rterbuch, 1982, S. 208-211, v. H. Krimmer; Calwer Bibellexikon, 6. Aufl. 1989, Sp. 636-662, v. J. Schneider; Das gro�e Bibellexikon, Bd. 2, 1988, S. 683-692, v. O. Betz; Evangelisches Gemeindelexikon, Sonderausgabe 1986 (1. Aufl. 1978). S. 276-278, v. F. Fl�ckiger; Evangelisches Lexikon f�r Theologie und Gemeinde (ELThG), Bd. 2, 1993, S. 989-995, m. Beitr. v. O. Betz, A. Geense, U. Swarat; Lexikon zur Bibel, hg. v. F. Rienecker, 18. Aufl. 1988 (1. Aufl. 1960), Sp. 692-698; Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament, Bd. 2, 7. Aufl. der Gesamtausgabe, 1986 (1. Aufl. 1971), S. 757-768, v. K. H. Rengstorf; Theologisches W�rterbuch zum Neuen Testament (ThWbNT), Bd. 4, 1942, Artikel: Nazareios, v. H. H. Schaeder; Artikel: Jesus von Nazareth, in Jerusalemer Bibellexikon, hg. v. K. Hennig, 1990, S. 415-418. � Aufs�tze und Monographien: U. Asendorf, Gekreuzigt und auferstanden. Luthers Herausforderung an die moderne Christologie, Arbeiten zur Geschichte und Theologie des Luthertums Bd. 25, 1971; O. Betz, Was wissen wir von Jesus, 1991; H. Burkhardt, Man fragt wieder nach Jesus, in: Theologische Beitr�ge, Jhg. 2 / 1971; O. Cullmann, Die Christologie des Neuen Testaments, 5. Aufl. 1975; H. Frey, Die Frage nach dem Zeugnis von Jesus Christus (Auseinandersetzung mit W. Marxsen), 1966; R. Guardini, Der Herr. Betrachtungen �ber die Person und das Leben Jesu, 1951; M. Hengel, Der Sohn Gottes, 1975; M. K�hler, Der so genannte historische Jesus und der geschichtliche biblische Christus, neu hg. v. E. Wolf, 2. Aufl. 1956; W. K�nneth, Glaube an Jesus, 2. Aufl. 1963; O. Michel, der Menschensohn in der Jesus�berlieferung, in: Theologische Beitr�ge, Jhg. 2 / 1971; C. H. Ratschow, Jesus Christus, in: Handbuch Systematische Theologie, Bd. 5, 1982; R. Riesner, Jesus als Lehrer, WUNT 2 / 7, 3. Aufl. 1987; A. Schweitzer, Geschichte der Leben Jesu Forschung (1. Aufl. unter dem Titel: Von Reimarus zu Wrede), 3. Aufl. 1984.

Walter Rominger


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de