Habermas, J�rgen (wurde entwickelt von J�rgen Habermas und ist grundlegend f�r die Ideologie des Neomarxismus.
Habermas, (geb. 1929), Philosoph und Soziologe, neben Theodor W. >Adorno, Herbert >Marcuse und Max Horkheimer Hauptvertreter der Kritischen Theorie (Frankfurter Schule; Neomarxismus).
Habermas sieht folgenden Weg zur neuen Gesellschaft: Nach Durchlaufen der Phasen "vormythische Welt", "Hochkulturen" und "Hochreligionen" befindet sich die Menschheit jetzt in ihrer vierten Phase, der "Evolution":
Ihr Ziel ist der neue Mensch als Gattungswesen. Statt Integration, Identifikation und Konformit�t des Individuums mit der gegenw�rtigen Gesellschaft herrschen Repression, Diskrepanz und Rollendistanz vor. Diese Spannungen muss das Individuum aushalten in einem Akt balancierender Ich-Identit�t, einem st�ndigen Balanceakt zwischen Erf�llung und Verweigerung gegen�ber den gesellschaftlichen Erwartungen bei gleichzeitiger St�rkung des eigenen Ichs. Im "herrschaftsfreien Diskurs" werden alle �berkommenen Werte und Autorit�ten der Kritik preisgegeben. Gleichzeitig wird nach dem Ma�stab der optimalen Bed�rfnisbefriedigung eine neue Universalmoral angestrebt. Im Konsens wird schlie�lich die kollektive Identit�t erreicht. Voraussetzungen hierf�r sind: die Bereitschaft zum Rollentausch (nach dem amerikanischen Behaviorismus), die Bereitschaft zur Kommunikation und Identifikation mit Gruppe und erstrebter Gesellschaft, die Einf�gung in gruppendynamische Prozesse (Gruppendynamik).
Was ist ein "herrschaftsfreier Diskurs"? Nach Habermas verl�uft ein Diskurs (Gespr�ch, Diskussion) dann herrschaftsfrei und kann zu einem Wahrheitskonsens gelangen, wenn folgende Regeln einer "idealen Sprechsituation" eingehalten werden:
1. Kein �u�erer Zwang darf das Gespr�ch behindern.
2. Geltung hat das beste Argument.
3. Jeder hat die gleiche Chance zur Beteiligung am Gespr�ch.
4. Jeder muss zur "ungekr�nkten Selbstdarstellung" f�hig sein und sich den anderen transparent machen.
5. Jeder muss die Grundentscheidungen seines Lebens thematisieren und kritisieren lassen. (Hierzu dient ein ausgekl�geltes System von Rede und Gegenrede, Begr�ndungspflicht f�r alle Aussagen und Behauptungen usw.).
6. Keiner hat Vorrechte aufgrund von Alter, Erfahrung, Autorit�t usw.
7. Jeder muss bereit sein, mit jedem die Verhaltenserwartungen zu tauschen. Jeder soll jederzeit mit jedem zum Rollentausch bereit sein.
8. Diskutiert wird so lange, bis ein Konsens erreicht ist. Ist die neue Wahrheit angenommen, bestimmt sie von da an das Leben und Verhalten der Teilnehmer.
Die ideologischen Hintergr�nde dieses Modells (>Freud-Marxismus, Evolutionismus, Immanentismus, Kollektivismus, >Universalismus und Utopismus) sind fragw�rdig und die sprachliche Verpackung in Fremdw�rter und scheinwissenschaftlichen Jargon ist geradezu ma�los. Dar�ber hinaus dr�ngen sich sechs Einw�nde auf:
a) Es gibt keine Methode, um voraussetzungslos, d. h. ohne vorgegebene Kriterien (au�erhalb gegebener Offenbarung) Wahrheit und Normen zu finden. Auch der herrschaftsfreie Diskurs beruht auf vorgeschalteten Diskursregeln.
b) Alle im herrschaftsfreien Diskurs ermittelten Normen sind letztlich relativ, weil immer neu hinterfragbar. Abgesehen von (von wem?) anerkannten Grundnormen des Diskurses, gilt nichts mehr als letzte Wahrheit und Gewissheit.
c) Damit sind alle die in ihrer Freiheit bedroht, die eine andere Bindung ihres Gewissens f�r h�her achten als die Diskursgrundnormen. Die Kategorie des einzelnen als Gesch�pf und Ebenbild Gottes geht im Kollektiv verloren.
d) F�r Christen steht der Wahrheitsanspruch der Diskursnormen in diametralem Gegensatz zum alleinigen, letztg�ltigen Wahrheitsanspruch Jesu Christi (Joh 14,6; Apg 4,12; 5,29). Jesus als die lebendige Wahrheit und Zuverl�ssigkeit kann von Menschen nicht hinterfragt werden, ebensowenig die Gebote Jesu.
e) Freiheit ist nicht in der optimalen Befriedigung der Bed�rfnisse aller m�glich, sondern nur in der Bindung an die objektive sittliche Idee (vgl. I. Kant).
f) Vers�hnung des Menschen mit seiner eigenen verderbten Natur, wie dies durch St�rkung der Ich-Identit�t geschehen soll, ist theologisch gesehen S�nde, d.h. Vertiefung des Getrenntseins von Gott. Freiheit und Erl�sung gibt es nur durch Vers�hnung des Menschen mit Gott in Christus (R�m 7).
Zur weiteren Beurteilung: Neomarxismus; >Offenbarung; Gruppendynamik.
Lit.: J. Habermas, Erkenntnis und Interesse, 1969; Kultur und Kritik, 1973; Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, 1971. � Kritisch: G. Rohrmoser, Das Elend der kritischen Theorie, 1970; Emanzipation und Freiheit, 1970.
Lothar Gassmann
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1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
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