Leichenverbrennung

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Die Verbrennung der Leichen Verstorbener ist ein schon aus der heidnischen Antike bekannter Vorgang. Hintergrund war die  Verachtung des Leibes, der im Hellenismus als Gef�ngnis der Seele betrachtet wurde.

Im heidnischen Umfeld spielte auch die Angst mit, die ruhelose Seele Verstorbener k�nnte in den K�rper zur�ckkehren und den Lebenden Probleme machen (Wiederg�nger). Das Nichtbeerdigen von Toten findet sich in einigen heidnischen Religionen. So findet man unter den Zarathustraanh�ngern (>Parsismus) Persiens und Indiens den Brauch, Tote zu zerst�ckeln und von V�gel fressen zu lassen. Vergleichbares gibt es in Tibet. Im Hinduismus ist die Leichenverbrennung �blich, die bis zur Mitverbrennung der noch lebenden Ehefrau ging (Witwenverbrennung).

Im Juden- und Christentum wurde die Leichenverbrennung abgelehnt. Der Mensch, der als Einheit von Geist, Seele und Leib (Pneuma, Psyche, Soma) betrachtet wird, hat als Ganzes Gottebenbildlichkeit (Gen1,27).  Mit der biblischen Hoffnung der Auferstehung verbindet sich auch das Wissen um die Erweckung des Leibes in verkl�rter Form (1Kor 15,42). Zwar ist f�r die Auferstehung die Unversehrtheit des Leibes nicht n�tig, dennoch wird der jetzige Leib als Saatgut der Auferstehung betrachtet (Offb 20,1ff). Die entstehende katholische Kirche (alte Kirche) z�hlte die Beerdigung von Toten, nach dem Vorbild des apokryphischen Tobias (Tob2,7), zu den sieben Werken der Barmherzigkeit. Wenn die Bibel Leichenverbrennung erw�hnt, kommt diese oft einer strafw�rdigen Leichensch�ndung gleich (Am 2,1). Nur in Notsituationen, um schlimmerer Leichensch�ndung etwa durch Feinde im Krieg (wie bei der Familie Sauls) vorzubeugen, wird sie akzeptiert (1Sam 21,12f). Verbrennung von Menschen ist Strafe f�r besonders schreckliche Gr�uels�nden (1Mo 38,24; 3 Mo 20,15; 21,9, Jos 7,15; Jes 33,12). Selbst hingerichteten Straft�tern kommt noch eine Beerdigung zu (5Mo 21,23). Das Nichtbeerdigen ist oft Zusatzstrafe f�r besonders verruchte Menschen (1K� 21,23). Wie heilig der menschliche Leib ist, zeigt sich daran, dass Gott den Leichnam des Mose selbst beerdigt (5Mo 34,6). Das NT berichtet, dass Engel Michael gegen Satans Versuch, sich des Leichnams des Mose zu bem�chtigen, k�mpfte (Jud9).

Die moderne Leichenverbrennung begegnet uns in Deutschland als Kremation. Der Verstorbene wird bei 800�1200 Grad C. in hei�er Luft im Laufe von ca. 60-90 Minuten in einem Krematorium zu Asche verbrannt. Die Asche wird in einer Urne in Einzelgr�bern bzw. heute auch anonymen Massengr�bern beerdigt. F�r die Kremation werden hygienische und �konomische Argumente eingesetzt. Bei sachgerechten Beerdigungen ist jedoch das hygienische Argument gegenstandslos. Das Argument der niedrigeren Kosten einer Feuerbestattung sagt weniger �ber Vorz�ge dieser Bestattung als �ber den materialistischen Ansatz im Denken der heutigen Menschen aus. 

Das erste deutsche Krematorium wurde 1878 in Gotha er�ffnet. Aus antikirchlicher Haltung waren es vor allem Freidenker und >Freimaurer, die die Kremation einf�hrten und verbreiteten. Entstandene Leichenverbrennungsvereine, bei den die Mitglieder ihre geplante Verbrennung durch Beitr�ge vorfinanzierten, wurden im Volksmund Gottlosenvereine genannt. Die Katholische Kirche lehnte, auch wegen des urspr�nglichen Widerstands Roms gegen die Freimaurerei, die Verbrennung grunds�tzlich ab und bestrafte Teilnehmer an derartigen Trauerfeiern mit Ausschluss von den Sakramenten. Die Evangelische Kirche akzeptierte die Kremation nach anf�nglichem gelegentlichem Widerstand. Einige Landeskirchen stellten die Mitwirkung dem Gewissen des Pfarrers frei. Von 1981�1990 stieg der Anteil der Kremationen von 18,7% auf 26,7% der Beisetzungen mit steigender Tendenz.

Eine besonders bizarre und menschenverachtende Art der Geringsch�tzung des menschlichen Leibes zeigt sich in den durch Gunther von Hagens aufgekommenen Ausstellungen "K�rperwelten". Der Leichnam von Menschen wird chemisch pr�pariert und in einer spektakul�ren Schau ausgestellt.

S. auch: Auferstehung; Ganztod-Lehre; H�lle.

Lit.: F. Bl�stler, "Der Christ vor dem Problem der Feuerbestattung", Sonderdruck Bibelbundverlag, 2003.

Rainer Wagner


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Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

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2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

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