Die Bezeichnung Baptisten ist abgeleitet vom griechischen "baptizein", was "untertauchen" und im übertragenen Sinne "taufen" bedeutet.
Wie bei vielen christlichen Glaubensgemeinschaften ist auch bei den Baptisten ein ehemaliger Spottname zur Konfessionsbezeichnung geworden. Über die Mennoniten reicht ihre Tradition zu den Täufern (Wiedertäufern, Anabaptisten) der Reformationszeit.
1608 flüchteten zwei kongregationalistische Gemeinden vor der Verfolgung in England nach Amsterdam. Ihre Leiter waren John Smyth (1570-1612) und Thomas Helwys (gest. 1616). Hier vollzogen sie nach Begegnung mit niederländischen Mennoniten die Glaubenstaufe. Smyth schloß sich später den Mennoniten an. Helwys kehrte 1611/12 nach England zurück und bildete in der Nähe von London die erste Baptisten-Gemeinde. Trotz äußerer Verfolgung durch den Staat kam es innerhalb der Bewegung zu lehrmäßigen Auseinandersetzungen, was zur Gründung der Particular Baptists und der General Baptists führte. 1626 bestanden bereits fünf Baptisten-Gemeinden im Großraum London. 1644 finden sich in der Gegend von London 7 Gemeinden der Partikular-Baptisten. Seit 1641 wurde die Taufe bei den Partikular-Baptisten durch ganzes Untertauchen vollzogen. Im 19. Jahrhundert wuchsen die beiden baptistischen Richtungen zusammen. John Bunyan (1628-88) und Charles Haddon Spurgeon (1834-92) gehören ebenso wie Martin Luther King zu den bekanntesten Baptisten weltweit.
In rund 160 Ländern der Welt existieren heute Baptisten-Gemeinden mit zirka 47 Millionen Mitgliedern. Rechnet man die Kinder und die am Leben der Gemeinde teilnehmenden Freunde hinzu, muss die genannte Zahl mindestens verdoppelt werden. Die meisten nationalen Baptisten-Unionen gehören zum Weltbund der Baptisten (Baptist World Alliance ). Die größten Baptisten-Kirchen bestehen in den USA und der GUS, wo sie die größte protestantische Kirche darstellen.
Seit langem gibt es Spannungen zwischen biblisch konservativen und liberalen Baptisten-Richtungen. Zur Zeit der Christenverfolgung in der Sowjetunion spaltete die die baptistische Bewegung in eine mehr im Untergrund arbeitende Richtung der Nichtregistrierten und eine registrierte Richtung. Der Bruch zwischen beiden Gruppen ist nach dem Ende der UdSSR noch nicht geheilt.
Aufgrund liberaler Entwicklungen im Weltbund sind die US-amerikanischen Südlichen Baptisten (Southern Baptist Convention), mit 11 Millionen Mitgliedern die stärkste Baptisten-Kirche der Welt, 2005 aus dem Weltbund ausgetreten. Sie beabsichtigen, einen biblisch konservativen Weltbund zu gründen.
Der offizielle Name der deutschen Baptisten lautet seit 1941 Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG). Dieser Gemeindebund bildet mit rund 85.000 getauften Mitgliedern (ohne Kinder und Freunde) in rund 850 Gemeinden die größte Freikirche in Deutschland. Zu ihm gehören auch >Brüdergemein-den (Offene Brüder mit ca. 20.000 Gemeindegliedern). Der Bund gehört zur ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, Ökumene). Viele Baptisten-Kirchen gehören auch dem ÖRK (Ökumenischer Rat der Kirchen) an.
Neben dem Bund gibt es in Deutschland über 100 000 Mitglieder freier Baptisten-Gemeinden. Die Mehrzahl von ihnen sind Rückwanderer aus den Staaten der früheren UdSSR. Ihnen gilt der Bund als nicht biblisch genug ausgerichtet.
S. ausführlicher: Täufer, Mennoniten; Täuferisches Kirchenverständnis.
Lit.: W. Kahle, Evangelische Christen in Russland und der Sowjetunion, 1978; R. Wagner, Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und Ökumene, 2002.
Rainer Wagner
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de