�kumenischer Rat der Kirchen
Zeitweise war der �kumenischer Rat der Kirchen die einflussreichste �kumenische Gruppe weltweit. Auch noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist er der gr��te Dachverband verschiedener christlicher Kirchen. Ihm geh�ren rund 350 Kirchen in �ber 120 L�ndern an. Die Kirchen kommen aus fast allen christlichen Traditionen. �ber die im gleichen Geist arbeitenden und mit ihm verbundenen so genannten Nationalen Christenr�te, in Deutschland ACK, ist er auch regional pr�sent.
Seit dem Untergang des kommunistischen Ostblocks hat er allerdings an Bedeutung verloren. Die Sowjetunion versuchte, �ber ihr wohl gesonnene westliche Kirchenvertreter und �ber von ihr abh�ngige Kirchenvertreter den �kumenischer Rat der Kirchen f�r ihre au�enpolitischen Ziele zu missbrauchen. Teilweise waren �kumenischer Rat der Kirchen-Mitarbeiter KGB-Agenten.
Die R�misch-Katholische Kirche �bt zwar geistigen Einflu� auf den �kumenischer Rat der Kirchen aus und ist auch mit Gast- bzw. Beobachterstatus bei vielen �kumenischer Rat der Kirchen-Aktivit�ten vertreten. Selbst aber war sie nie Mitglied des �kumenischer Rat der Kirchen und kann es von ihrem exklusiven Kirchenverst�ndnis her auch nie sein. Ihre Verhandlungen im Sinne katholischer Einheitsbewegungen �bt sie in den letzten Jahrzehnten meist �ber die anderen Kirchen bzw. deren konfessionelle B�nde (Lutherischer Weltbund, Charismatische Bewegung) direkt aus (R�ckkehr-�kumene).
A. Vier Wurzeln des Weltkirchenrates
Meist geht man heute von nur drei historischen Wurzeln des �kumenischen Rates der Kirchen aus:
1. Weltmissionskonferenz von 1910 in Edinbourgh
2. Konferenz f�r Praktisches Christentum 1925
3. Konferenz f�r Glaube und Kirchenverfassung (Faith and Order) von 1927.
Allerdings gibt es noch eine heute in ihrer Bedeutung meist �bersehe Vorl�uferorganisation des �kumenischer Rat der Kirchen, n�mlich:
4. Weltbund f�r Freundschaft der Kirchen.
Es ist bemerkenswert, da� �hnlich wie bei der Entstehung der einzelnen Kirchen, einzelne aktive Pers�nlichkeiten die �kumenische Bewegung voran brachten. Bei der Entwicklung des �kumenischer Rat der Kirchen waren es u.a. der evangelikal gepr�gte John Mott, der liberale lutherische Erzbischof Nathan S�derblom, Willem A. Visser�t Hooft, der sp�tere Generalsekret�r des �kumenischer Rat der Kirchen, und William Temple, der seit 1942 rangh�chster anglikanischer Erzbischof (Canterbury) war. Sie trieben den �kumenischen Gedanken in Richtung �kumenischer Rat der Kirchen aktiv und erfolgreich voran.
B. Die Gr�ndung des �kumenischer Rat der Kirchen
Am 23. August 1948 kam es in Gegenwart von 351 Delegierten von 146 Kirchen aus 47 L�ndern zur Gr�ndung des �kumenischen Rates der Kirchen (�kumenischer Rat der Kirchen) oder � wie er auch in Anlehnung an die englische Bezeichnung "World Council of Churches" (WCC) genannt wird -: "Weltrat der Kirchen" bzw. "Weltkirchenrat". Zum ersten Generalsekret�r wurde der Niederl�nder Willem A. Visser t�Hooft gew�hlt. Einer der Pr�sidenten war der Hessen-Nassauische Kirchenpr�sident Martin Niem�ller (1882-1984), der seines mutigen Auftretens und seiner Inhaftierung im 3. Reich wegen weltweit hohe Achtung besa�. In der Gr�ndungserkl�rung hie� es:
"Der �kumenische Rat der Kirchen, in Amsterdam versammelt, gr��t alle, die Jesus Christus angeh�ren. Wir preisen Gott den Vater und unseren Herrn Jesus Christus, da� er die verstreuten Kinder Gottes sammelt und uns hier in Amsterdam zusammengef�hrt hat. Wir sind darin einig, da� wir ihn als Gott und Herren anerkennen."
Es vereinigten sich 1948: Anglikaner, Lutheraner, Reformierte, einige Altorientalische und Orthodoxe Kirchen, Methodisten, einige Baptistenkirchen, Heilsarmee, Qu�ker und Altkatholische Kirche.
C. Die theologische "Basis" des �kumenischer Rat der Kirchen
Der schmale theologische Konsens der Mitgliedskirchen wird im Wortlaut der kurzen Basis deutlich: "Der �kumenischer Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die unseren Herrn Jesus Christus als Gott und Heiland anerkennen". Dabei wurde auch diese Basis noch sehr weitherzig interpretiert. Unter den Gr�ndungsmitgliedern war z.B. die religi�se Gemeinschaft der Qu�ker, eine zwar sehr karitativ wirkende, aber sich nicht im Sinne der Basis als Kirche verstehende Denomination, die auch von ihrer Lehre her ganz am Rand des christlichen Spektrums angesiedelt ist.
Auf der 4. Vollversammlung 1961, als eine gr��ere Zahl orthodoxer Kirchen beitrat, wurde auf deren Dr�ngen die Basis erweitert:
"Der �kumenischer Rat der Kirchen ist eine Gemeinschaft von Kirchen, die den Herrn Jesus Christus gem�� der Heiligen Schrift als Gott und Heiland bekennen und darum gemeinsam zu erf�llen trachten, wozu sie berufen sind, zur Ehre Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes".
Der Bezug auf die Bibel und auf die Dreieinigkeit war den stark von der altkirchlichen Theologie gepr�gten Orthodoxen wichtig und verlieh der Basis etwas mehr an Substanz. In dieser Form gilt sie bis heute. Diese Minimalbasis erlaubt einem breiten Spektrum sich christlich verstehender Gruppierungen, selbst mit sektenhaften Lehren und Ordnungen, die Mitgliedschaft im �kumenischen Rat. Das geht so weit, da� 1998 mit der "Harristen-Kirche" von der Elfenbeink�ste erstmalig eine Kirche aufgenommen wurde, die ihren neuen Mitgliedern die Vielehe (>Polygamie) genehmigt.
D. Die Entwicklung des �kumenischer Rat der Kirchen am Beispiel der Vollversammlungen
Da die Vollversammlungen das oberste Gremium des �kumenischer Rat der Kirchen sind, werden auf deren Tagungen die Weichen und Ziele der Arbeit festgelegt. Dadurch soll der �kumenischer Rat der Kirchen Organ der Kirchen bleiben. Allerdings bereiten der Exekutivausschu� und die B�rokratie des Generalsekretariats und der Kommissionen die Vollversammlungen und andere Tagungen vor. In der Auswahl der Referenten, der Bedeutung der Arbeitsgruppen und des Materials, das die Delegierten vor den Vollversammlungen erhalten, hat die Leitung des �kumenischer Rat der Kirchen viele M�glichkeiten, auch an einzelnen und mehreren der Mitgliedskirchen vorbeizumanipulieren. Dies f�hrte besonders bei den Vertretern der >Orthodoxen Kirche in den letzten Jahren zu gro�er Ver�rgerung.
- 1.Vollversammlung mit Gr�ndung des �kumenischer Rat der Kirchen vom 22.8.-4.9.1948 in Amsterdam
An diese schlo� sich unter der Leitung des Generalsekret�rs Visser�t Hooft eine Zeit der Konsolidierung an. Es wurde besonders am Ausbau der Zusammenarbeit mit dem Internationalen Missionsrat gearbeitet. 1951 wurde eine Erkl�rung des Zentralausschusses �ber "Die Berufung der Kirche zur Mission und Einigkeit" herausgebracht.
- Vom 15.-31.8.1954 fand die 2. Vollversammlung in Evingston / Illinois USA statt
Sie stand unter dem Thema:
"Christus die Hoffnung der Welt".
Hier wurden tiefgreifende theologische Unterschiede deutlich, die in der Formulierung �ber die christliche Hoffnung zum Eklat f�hrten. Der �kumenischer Rat der Kirchen �bernahm aber in politischer Hinsicht Aufgaben, die ihn f�r den Osten als Partner interessant machten.
- Die 3. Vollversammlung fand vom 19.11.-5.12.1961 in Neu-Delhi / Indien unter dem Thema statt:
"Jesus das Licht der Welt".
Diese Vollversammlung brachte vielf�ltige Ver�nderungen. 23 neue Mitgliedskirchen konnten aufgenommen werden. Unter ihnen die Russisch-Orthodoxe Kirche. Die theologisch konservativen Kirchen des Ostblocks vertraten politisch die Interessen der Sowjetregierung. Fortan wurden die politischen Stellungnahmen immer einseitiger zugunsten der Sowjets. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wurde die von Kritikern der �kumene schon lange ausgesprochene Vermutung bewiesen, da� viele orthodoxe Mitarbeiter, die im Stab des �kumenischer Rat der Kirchen in Genf t�tig waren, dem KGB angeh�rten. Den orthodoxen Kirchen zuliebe wurde 1961 der verh�ngnisvolle Proselytenbeschlu� gefa�t. Es traten mit zwei Chilenischen Pfingstkirchen erstmals Pfingstler dem �kumenischer Rat der Kirchen bei. Am 19. November 1961 kam es zum offiziellen Zusammenschlu� mit dem Weltmissionsrat. Seit der Strukturver�nderung 1983 f�hrt er im Komitee f�r Glaube und Zeugnis seine Arbeit weiter.
- Die 4. Vollversammlung vom 4.-20.7.1968 im schwedischen Uppsala brachte den �kumenischer Rat der Kirchen noch st�rker auf antiwestlichen Kurs.
Das Thema lautete:
"Siehe, ich mache alles neu".
Und es kam Neues. Unter dem geistigen Einflu� der Studentenbewegung und den schon wirksamen KGB-Einflu�agenten �ffnete sich der �kumenischer Rat der Kirchen der >Theologie der Befreiung und den Befreiungsbewegungen der 3. Welt. Man klagte den Westen als verantwortlich f�r Armut und Rassendiskriminierung an. Wohl wissend, da� man in der Vollversammlung nicht alle politischen Ziele durchsetzen konnte, beschlo� der Zentralausschu� erst ein Jahr sp�ter im Sinne von Uppsala das Programm zur Bek�mpfung des Rassismus. Durch den damit verbundenen Fonds wurden auch gewaltt�tig arbeitende Befreiungsbewegungen finanziell unterst�tzt. Unter anderen geh�rten die SWAPO, der ANC und die PLO zu den Nutznie�ern.
Der �kumenischer Rat der Kirchen, der nun auch f�r die Weltmissionskonferenzen zust�ndig war, bereitete die Weltmissionskonferenz vom 27.12.1972-12.1.1973 vor. Sie kam in Bangkok unter dem Thema "Heil heute" zusammen. Durch Manipulation mit dem Tagungsmaterial und geschickte Regie wurde die Missionstagung im Sinne der Theologie der Befreiung gesteuert. Mit gruppendynamischen Methoden manipulierte man den teilweise durchaus noch konservativen Teilnehmerkreis und setzte so die linke Politisierung der Missionstheologie durch. Verantwortlicher war Walter Hollenweger vom Genfer Stab, ein aus der >Pfingstbewegung kommender �kumeniker. 1973 wurde das urspr�ngliche Missionsverst�ndnis der Weltmissionskonferenz von 1910 in sein Gegenteil verkehrt. Unter dem Schlagwort "kontextuelle Theologie" wurden heidnische und atheistische Kultur und linke Soziologie in den Bereich der kirchlichen und �kumenischen Mission integriert. Die Ergebnisse waren ersch�tternd. In Bangkok wurde ein einj�hriger Stopp f�r die Entsendung von Missionaren zugunsten von Entwicklungsausgaben beschlossen. Dr. Stanley J. Samartha, der Direktor des Programms f�r den Dialog des �kumenischer Rat der Kirchen, schrieb, es komme darauf an,
"sensibel (feinf�hlig) zu werden f�r das Werk des Heiligen Geistes in der ganzen Welt und zwar nicht nur innerhalb der Religionen, sondern auch innerhalb der westlichen Glaubensrichtungen und Ideologien".
Im Sektionsbericht I wird deutlich, wie der �kumenischer Rat der Kirchen den Dialog mit Atheisten, Kommunisten, Maoisten und Buddhisten verstand:
"Du fandest die ganze traditionelle Sprache sinnlos und wurdest ein Atheist durch die Gnade Gottes: Ich frohlocke mit dir, mein Bruder".
Zur gleichen Zeit wurden Tausende chinesische Christen um ihres Glaubens an Jesus willen durch die Roten Brigaden in chinesischen Umerziehungslagern gequ�lt und fanden dabei oft den Tod.
In gleicher Verblendung sagte der Bericht der Sektion II:
"Heil bedeutet Frieden f�r das Volk in Vietnam, Unabh�ngigkeit f�r Angola, Gerechtigkeit und Vers�hnung in Nordirland und Befreiung aus den Fesseln der Macht der Nordatlantischen Gemeinschaft ..."
Diese Entwicklung des �kumenischer Rat der Kirchen f�hrte besonders in Deutschland zu scharfen Reaktionen. Biblisch orientierte Missionen und Theologen schlossen sich zusammen und antworteten auf Bangkok mit der "Frankfurter Erkl�rung zur Grundlagenkrise der Mission". Die Schaumburg-Lippische Kirche und die Evangelisch-Lutherische Kirche W�rttembergs lie�en ihre Mitgliedschaft im �kumenischer Rat der Kirchen ruhen. Die Heilsarmee, ein Gr�ndungsmitglied von 1948, trat aus dem Weltrat der Kirchen aus.
- Auf der 5. Vollversammlung unter dem Thema:
"Jesus Christus befreit und eint"
vom 29.11.-10.12.1975 in Nairiobi / Kenia versuchte man, die Wellen etwas zu gl�tten. Hatten sich doch auf Initiative von Billy Graham 1974 in Lausanne Evangelikale zum Weltkongre� f�r Evangelisation zusammengefunden (>Lausanner Bewegung). Man versuchte in Nairobi, das Antirassismus-Programm beizubehalten, was auch gelang, aber gleichzeitig Dialog mit den Evangelikalen zu pflegen. So pr�gten praktisch-theologische Themen die Vollversammlung. Probleme der Spiritualit�t (Fr�mmigkeitsformen), von Erziehung und Bildung wurden behandelt. Zwischen den Vollversammlungen stieg der �kumenischer Rat der Kirchen stark in die Problematik von Militarismus und Wettr�sten ein, wobei der �kumenischer Rat der Kirchen wieder Sprachrohr der �ber ihre Vertreter in der Orthodoxen Kirche Einflu� aus�benden sowjetischen Machthaber wurde.
- Die 6. Vollversammlung vom 24.7-10.8.1983 im kanadischen Vancouver brachte teilweise einen theologischen Linksschwenk, gleichzeitig aber auch eine Verfestigung von hochkirchlichen Amts- und Sakramentsvorstellungen. Das Gesamthema lautete:
"Jesus Christus, das Leben der Welt".
An der deutschen Delegation vorbei wurde die damals f�hrende Vertreterin der "Gott-ist-tot-Theologie", Prof. Dorothee S�lle, als einzige Deutsche mit dem einleitenden Referat bedacht. Antiwestliche Anklagen pr�gten das Referat der S�lle. Ansonsten ging es unter dem Thema mehr um theologische Fragen. Das von der Kommission f�r Glaube und Kirchenverfassung verfa�te Lima-Papier wurde behandelt, angenommen und zur Annahme in den Mitgliedskirchen empfohlen. Diese sogenannten Limapapiere vertraten ein �u�erst mystisches und hochkirchliches Verst�ndnis von Kirche, Dienst und Sakrament. Dieses den Orthodoxen und Katholiken sicher entgegenkommende Papier stellte grundlegende reformatorische Erkenntnisse des Priestertums aller Gl�ubigen in Abrede. Verschiedene Amtshandlungen wurden dem als Priesterdienst verstandenen kirchlichen Amt monopolartig zugeordnet. M�glicherweise wollte man die durch Frauenordination und ethische Aufweichung in den westlichen Kirchen verunsicherten Orthodoxen mit diesem Papier aufgeschlossener f�r die �kumenische Arbeit machen. Dem zwischenzeitlich begonnenen Gespr�ch mit Rom kamen derartige Tendenzen auch entgegen. Das Limapapier hat seither viele, auch die deutschen Kirchen, beeinflu�t.
- Die 7. Vollversammlung vom 7.-20.2.1991 in Canberra /Australien trieb eine neue Polarisierung unter die Mitgliedskirchen. Das Thema lautete:
"Komm Heiliger Geist, erneuere die ganze Sch�pfung".
Schon zu Beginn gab es Proteste. Die Teilnehmer sollten sich einem Reinigungsritual unterziehen, das nach Auskunft des �kumenischer Rat der Kirchen die Kultur der australischen Ureinwohner
"mit christlichen L�uterungsritualen und dem reinigendem Feuer des Heiligen Geistes verbunden"
habe. Der T�binger Missionsprofessor Peter Beyerhaus sprach von "nackter Blasphemie" (Gottesl�sterung). Aber es sollte noch schlimmer kommen. Die s�dkoreanische reformierte Theologin Chung Hyung Kyung hielt ein Hauptreferat. Die heute in den USA lehrende koreanische Professorin Chung zog zu Beginn ihres Plenarvortrages die Schuhe aus. Sie erkl�rte, da� sie dies aus Achtung vor dem Land der australischen Ureinwohner tue und forderte die Teilnehmer der Veranstaltung auf, ihr gleich zu tun. Mit einem Tanz beschwor die sich als Schamanin outende Theologin die Geister von Verstorbenen. Sie grenzte sich ab gegen einen "m�nnlichen Macho-Gott". Eine weibliche asiatische Gottheit wurde als "Bild f�r einen weiblichen Christus" herangezogen. W�hrend dieser und anderer Veranstaltungen wurden "Ahnengeister als Ausdruck des Heiligen Geistes" beschworen. Sie rief Geister von verstorbenen Frauen, die durch m�nnliche Macht get�tet wurden, im Namen einer feministischen >Theologie der Befreiung. Die Einzigartigkeit Christi, die in der Basis des �kumenischer Rat der Kirchen festgelegt ist, wurde mit der offiziellen Duldung derart synkretistischer (religionsvermischender) Theologie �bergangen. Die Veranstaltung glich einem synkretistischen Spektakel. Nicht zuletzt wegen dieser Abartigkeiten �u�erten sich die Vertreter der Orthodoxen Kirchen best�rzt und forderten den Weltkirchenrat zu einem grundlegenden Kurswechsel auf. Jetzt, wo die Orthodoxe Russische Kirche nicht mehr als Handlanger des sozialistischen Staates im �kumenischer Rat der Kirchen dienen mu�te, besann man sich auf seine theologischen Grundgedanken. Die Orthodoxen beklagten, da� die Tatsache,
"da� Jesus Christus der Retter ist",
in der Vollversammlung nichts mehr bedeutet. Sie prangerten an, da� der Weltkirchenrat unter solchen Voraussetzungen in Gefahr sei,
"nicht l�nger ein Instrument zu sein, das der Wiederherstellung der christlichen Einheit dient".
Ansto� erregte bei den Orthodoxen auch die Quotenregelung, wonach 40 % der Mitglieder der Vollversammlung Frauen sein m�ssen. Ihre Kirchen lehnen die Frauenordination ab (Frau in der Gemeinde).
- Die 8. Vollversammlung fand vom 3.-14. Dezember 1998 in Harare in Simbabwe statt.
Es w�re ein Anla� zum Feiern gewesen, da die Vollversammlung im 50. Jubil�umsjahr des �kumenischen Rates stattfand. Aber der Weltkirchenrat stand in der schwersten Krise seiner Geschichte. �u�erlich hatte er nach dem Niedergang des Ostblocks an Einflu� verloren. Es gab kaum einen Staat, dem die linke kirchliche Propaganda noch irgendetwas wert war. Die moralische F�hrerschaft und politisch-kirchliche Autorit�t hatte immer mehr der Papst eingenommen. Dieser hatte im Blick auf das Jahr 2000 eine rege Reiset�tigkeit angetreten und das Interesse der �ffentlichkeit auf sich gezogen. Selbst das Grundsatzpapier, das der Generalsekret�r der Vollversammlung vorlegte, sprach von einer "drohenden Spaltung" und mahnte zum Zusammenbleiben. Erste Kirchen, wie die Georgisch-Orthodoxe Kirche, traten aus dem �kumenischer Rat der Kirchen aus. Ihr in Canberra angebrachter Protest war ergebnislos verhallt. Jetzt zogen einige Konsequenzen. Die 23 Orthodoxen Mitgliedskirchen schickten insgesamt nur vier kirchenleitende Pers�nlichkeiten nach Harare. Wichtige Gottesdienste f�hrten sie getrennt von den anderen Teilnehmern durch. Statt der 25 der Russisch-Orthodoxen Kirche zustehenden Delegierten schickte Moskau, die gr��te Mitgliedskirche, nur f�nf Vertreter. Der russische Delegierte Hilarion Alfejew warnte in Harare, da� noch mehr orthodoxe Kirchen dem �kumenischer Rat der Kirchen den R�cken kehren werden, wenn keine radikalen Reformen in Angriff genommen w�rden. Hauptansto� f�r die Orthodoxen ist die Frauenordination und die Anerkennung homosexueller Lebensformen durch die liberalen Kirchen im Westen und den USA (>Homosexualit�t). Afrikanische Politiker und Kirchen protestierten ebenso wie Evangelikale und Orthodoxe schon im Vorfeld der Vollversammlung gegen die Teilnahme von Schwulen- und Lesbenvertretern an der Vollversammlung. Patriarch Alexej II. erkl�rte, die protestantischen Kirchen h�tten "wichtige theologische und moralische Forderungen �ber Bord geworfen". Dies sei m�glich geworden, weil "extrem Liberale", die nicht die Mehrheit der Christen vertreten, eine herrschende Stellung gewonnen h�tten.
Fazit:
Da� sich der �kumenischer Rat der Kirchen nicht von der westlich-liberalen Theologie distanzierte, trieb den �kumenischer Rat der Kirchen zur Spaltung. Nach der Vollversammlung beschlo� der "Heilige Synod", die oberste Kirchenbeh�rde der Russisch-Orthodoxen Kirche, die "aktive Beteiligung" an der laufenden Arbeit des �kumenischer Rat der Kirchen auszusetzen. Da sich die Russisch-Orthodoxe Kirche auch durch die dem �kumenischer Rat der Kirchen nahestehende Konferenz Europ�ischer Kirchen schlecht vertreten sieht, will sie eine eigene Vertretung bei der Europ�ischen Union in Br�ssel einrichten. Die Griechisch-Orthodoxe Kirche und das �kumenische Patriarchat in Konstantinopel handhaben es ebenso.
Obwohl der �kumenische Rat der Kirchen zur Zeit noch rund 350 Mitgliedskirchen umfasst, geht seine kirchen- und weltpolitische, sowie seine theologische und moralische Bedeutung seit Jahren permanent zur�ck. Als Gespr�chspartner mit Regierungen oder der Katholischen Kirche hat der �kumenischer Rat der Kirchen seine Autorit�t weitgehend eingeb��t. Nach dem Untergang des kommunistischen Imperiums gibt es keine politische Macht, die �ber den �kumenischer Rat der Kirchen ihre Au�enpolitik in kirchliche und politische Kreise des Westens einf�hren will. Rom f�hrt seine �kumenischen Gespr�che unter weitgehender Umgehung des �kumenischer Rat der Kirchen mit den konfessionellen B�nden. Sicher hofft der Papst, �ber die kleineren konfessionellen Gruppen seine Vorstellungen von christlicher Einheit eher durchsetzen zu k�nnen als im Gespr�ch mit dem mitgliederstarken �kumenischer Rat der Kirchen.
Zu den heftigsten Kritikern des �kumenischer Rat der Kirchen gilt der sich als biblische Alternative zum Weltkirchenrat verstehende >Internationale Rat Christlicher Kirchen (ICCC).
Lit.: R. Wagner, Gemeinde Jesu zwischen Spaltungen und �kumene, 2002.
Rainer Wagner
Index
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de