Bekenntnis-�kumene

Klick auf den Kompass öffnet den IndexDer Terminus "Bekenntnis-�kumene" ist eng mit dem "Ersten �kumenischen Bekenntnis-Kongre�" verbunden, der im Oktober 2004 in Freudenstadt (Deutschland) tagte und aus dessen Arbeit der "Freudenst�dter Aufruf" erwuchs.

Beide entstanden vor dem Hintergrund eines scheinbar zerfallenden christlichen Glaubens in Europa und der Frage nach Inhalt und Ausrichtung des zuk�nftigen Europas, dessen politische F�hrung bewu�t auf einen Gottesbezug im Verfassungsentwurf verzichtet hatte. Die von Prof. Dr. Peter Beyerhaus geleitete "Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften" f�hrte ihre bisher als "Theologischer Konvent" bezeichnete Konferenz neu als "Ersten �kumenischen Bekenntnis-Kongre�" durch, wobei die katholisch ausgerichtete "Gustav-Siewerth-Akademie" Mitveranstalter wurde. Der "Erste �kumenische Bekenntnis-Kongre�" wurde vorher und hinterher mehrfach auch als "Erster �kumenischer Bekenntniskonvent" bezeichnet, wohl in Anspielung darauf, da� er der siebte Europ�ische Theologische Konvent gewesen w�re bzw. war (vgl. Diakrisis, 2/2005, S. 70). Neben Protestanten und Katholiken wirkten auch Orthodoxe mit.

Als Sch�pfer der "Bekenntnis-�kumene" mu� Prof. Dr. Peter Beyerhaus gesehen werden, der hierin eine Notwendigkeit f�r die Gegenwart sieht. Er, der unter Evangelikalen als Kritiker jeder synkretistischen �kumene der Religionen gesch�tzt wird, bejaht mit Entschiedenheit eine �kumene, die sich aus "bekennenden", also konservativen Gl�ubigen der drei Konfessionen Protestantismus, Katholizismus und Orthodoxie bildet. Sein Anliegen ist es, in der gegenw�rtigen "Umbruchszeit" (Freudenst�dter Aufruf) angesichts einer Minderheitenposition konservativer Christen aller drei Konfessionen, diesen gl�ubigen �berrest zu sammeln, um sich angesichts einer antichristlichen Eschatologie zu verbinden. Dabei ist der "Freudenst�dter Aufruf" ein Versuch, im ethisch-politischen Bereich wie auch im konfessionellen Europa noch einmal die Stimme zu erheben und "die Leitenden in Staat und Kirche sowie alle h�rbereiten B�rger im sich vereinenden Europa" zu den christlichen Wurzeln zur�ckzurufen.

F�r Anliegen und Ausrichtung der "Bekenntnis-�kumene" spielt offensichtlich Beyerhaus� Hochachtung f�r den russischen Schriftsteller und Philosophen Wladimir Solowjew eine entscheidende Rolle: Solowjews "Kurze Erz�hlung vom Antichristen" (1900) sieht neben einer korrupten und angepa�ten Weltkirche in den drei gro�en Konfessionen des Katholizismus, Protestantismus und der Orthodoxie einen �berrest sogenannter "bekennender Christen". Deren Repr�sentanten sind der "letzte Papst", Papst Petrus II. (!), der deutsche Theologieprofessor Pauli und der russisch-orthodoxe Starez Johannes � und sie verbinden sich miteinander ... Diese von Beyerhaus sehr gesch�tzte Vision stellt � im zeitgen�ssischen Kontext unserer Gegenwart � eine sogenannte "�kumene von unten" dar, also keine �kumene, die von Kirchenfunktion�ren, Synoden und Konzilien propagiert und gelenkt wird, sondern eine �kumene des "treuen �berrestes bekennender Gl�ubiger".

In diesem Kontext definiert der "Freudenst�dter Aufruf" die "Bekenntnis-�kumene" folgenderma�en:

"Alle, die an Jesus Christus glauben, sollten sich, unbeschadet ihrer unterschiedlichen konfessionellen Zugeh�rigkeit und Pr�gung, zu einer Gemeinschaft des Betens und Bekennens zusammenschlie�en. Eine solche Bekenntnis�kumene zeichnet sich gegen�ber sonstigen, vielfach nivellierenden �kumenischen Bestrebungen aus durch Treue zum authentischen christlichen Glauben, gerade auch, um eine gemeinsame Front zu bilden gegen antichristliche Geistesstr�mungen, die in alle konfessionellen Traditionen eindringen."

Beurteilung:

Ablehnung antichristlicher Str�mungen und das Anliegen der Neuevangelisierung Europas (ein Terminus von Papst Johannes Paul II.) verbinden die Bef�rworter der neuen "Bekenntnis-�kumene", wohingegen ihnen ein gemeinsames Credo (Glaubensbekenntnis) ebenso fehlt wie ein klares Bekenntnis zur Heiligen Schrift als uneingeschr�nkter und ma�gebender Richtschnur im Sinne des Sola Scriptura (Allein die Heilige Schrift) im Sinne der Reformation. Die von Beyerhaus und dem "Freudenst�dter Aufruf" propagierte neue "Bekenntnis-�kumene" hat sich sowohl von der Basis der Alleing�ltigkeit der Heiligen Schrift als auch von der Basis reformatorisch gepr�gter Bekenntnisse verabschiedet. Reformatorische Bekenntnisse sprechen sich, biblisch begr�ndet, gegen zahlreiche Irrlehren aus >Katholizismus und >Orthodoxie aus; an diesen halten aber gerade die "bekennenden Glieder" dieser Konfessionen bewu�t fest � andernfalls w�ren sie l�ngst ausgetreten und h�tten sich zum schriftgem��en Glauben bekannt! Die neue "Bekenntnis-�kumene" findet ihre Einheit in der Trauer �ber den europ�ischen Zerfall und der Marginalisierung des Christentums, sie hat dem aber keine biblisch-reformatorische Einheit entgegenzusetzen. Von daher muss sie � bei aller vordergr�ndig guten Absicht � doch zugleich als Verf�hrung der Gemeinde Jesu eingestuft werden.

Lit.: Als zustimmende Literatur sind bisher die ver�ffentlichten Vortr�ge vom "Ersten �kumenischen Bekenntnis-Kongre�" anzusehen, die von Prof. Dr. Peter Beyerhaus in der Quartalszeitschrift "Diakrisis" publiziert wurden (Hefte 1+2/2005). Kritische Essays erschienen in der Zeitschrift "Erneuerung & Abwehr" unter der Redaktionsleitung von Dr. Lothar Gassmann, so: (1) Gerhard K. Ulrichs: "�Bekenntnis-�kumene� � was verbirgt sich dahinter?" (Heft 1/2005), (2) Lothar Gassmann: "Theologischer Konvent, Europa und �Bekenntnis-�kumene�" (Heft 1/2005), (3) Reinhard M�ller: "Der �Freudenst�dter Aufruf� auf dem Pr�fstand" (Heft 2/2005).

Reinhard M�ller


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de