Friede

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Friede (hebr. schalom, griech. eirene = Friede im Sinne eines umfassenden Heilszustandes):

Die Bibel unterscheidet zwischen dem Frieden Gottes und dem Frieden der Welt.

Der Friede Gottes ist "h�her als alle Vernunft" (Phil 4,7).

Er ist eine Frucht des Heiligen Geistes (Gal 5,22) und kann nicht aus eigener Kraft vom Menschen hervorgebracht werden. Ihn erf�hrt nur derjenige, der sich von Gott rufen l�sst, �ber seine S�nden erschreckt, >Bu�e tut, zu Gott umkehrt und durch den Glaube n an Jesus Christus und sein Opfer am Kreuz Vergebung der S�nden erh�lt. Gottes Friede ist grunds�tzlich und zuallererst Friede mit Gott � und das heisst: Aufhebung der Gottesferne, die durch die Schuld des Menschen verursacht wurde. Das bringt der Apostel Paulus zum Ausdruck, wenn er schreibt:

"Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus" (R�m 5,1).

Und:

"Es ist Gottes Wohlgefallen gewesen, dass in ihm (in Jesus Christus) alle F�lle wohnen sollte und alles durch ihn vers�hnt w�rde mit Gott, es sei auf Erden oder im Himmel, dadurch dass er Frieden machte durch das Blut an seinem Kreuz" (Kol 1,19 f).

Der Friede, den Gott schenkt, strahlt � durch das Leben des Christen hindurch � in die Welt hinein aus. Und doch wird er nie mit dem Frieden der Welt identisch! Jesus Christus selber hat diese Unterscheidung ganz klar ausgesprochen, indem er sagte:

"Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Job 18,36). Und: "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und f�rchte sich nicht" (Joh 14,27).

Der Friede der Welt n�mlich ist ein politischer Friede. Er kommt durch Vertr�ge, B�ndnisse und Waffenstillstandsabkommen zustande. Er wird von Menschen gemacht, die zum allergr��ten Teil keine Vers�hnung mit Gott erfahren haben und denen deshalb nur das Vertrauen auf den eigenen guten Willen und den guten Willen der anderen bleibt. Da aber, wie die Bibel realistisch feststellt, das menschliche Herz nicht von Natur aus gut, sondern "b�se von Jugend auf" ist (1 Mo 8,21; vgl. Ps 51,7; R�m 3,9-20 u. a.), kann ein solcher weltlicher Friede niemals dauerhaft oder gar "ewig", sondern immer nur ein Provisorium bis zum Ausbruch der n�chsten Aggression sein. Das gilt auch dann, wenn die Friedens-Perioden � wie bei uns in Mitteleuropa seit dem Zweiten Weltkrieg � relativ lange dauern k�nnen. "Die Gottlosen, spricht der Herr, haben keinen Frieden", heisst es n�chtern beim Propheten Jesaja (Jes 48,22). Sie haben keinen dauerhaften, ewigen Frieden, weil diesen nur Gott schenken kann.

Freilich hebt diese Erkenntnis die Bem�hungen um politischen Frieden nicht auf. Sie sind wichtig und notwendig f�r das Zusammenleben der Menschen � angesichts der gro�en Bedrohungen heute mehr denn je. Und doch wird allen menschlichen Friedensbem�hungen von der Bibel her der richtige Platz zugeteilt: Er liegt � um an eine Unterscheidung Dietrich Bonhoeffers anzukn�pfen � nicht im Bereich des Letzten, sondern im Bereich des Vorletzten. Menschliche Friedensbem�hungen liegen im Bereich des Vorletzten, das heisst, sie sind Notordnungen zur Aufrechterhaltung des Zusammenlebens innerhalb einer vergehenden Welt. Das Letzte hingegen wird die Wiederkunft Jesu Christi sein, der in einer v�llig neuen Welt mit der Schar der Erl�sten sein ewiges Friedensreich errichtet.

Denn dar�ber l�sst uns die biblische Prophetie nicht im Unklaren:

"Das Wesen dieser Welt vergeht" (1. Kor 7,31).

"Der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit gro�em Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen, und die Erde und die Werke, die darauf sind, werden verbrennen" (2.Petr 3,10).

"Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen" (Mt 24,35).

Dieser Welt ist kein ewiger Bestand verhei�en � und auch kein ewiger Friede. Im Gegenteil:

In der Zeit vor der sichtbaren Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit wird in einer Reihe schrecklicher Gottesgerichte auch der Friede von der Erde weggenommen (Offb 6,4). Die dann vorhandene Gemeinde Jesu wird vielleicht vor, vielleicht aber auch w�hrend dieser Gerichte von der Erde hinweg entr�ckt (Entr�ckung; vgl. 1. Kor 15,23.51f; 1.Thess 4,16ff; 2.Thess 2,6ff; Offb 3,10; 4,1ff). Auf der Erde aber wird sich ein Volk gegen das andere erheben, man wird von "Kriegen und Kriegsgeschrei" h�ren, doch ...

"... das ist noch nicht das Ende" (Mt 24,6f).

Das Ende wird erst kommen, nachdem der Antichrist erschienen ist. Der Antichrist, der endzeitliche, satanische Weltherrscher, wird es schaffen, der Menschheit f�r kurze Zeit Frieden zu geben � seinen Frieden: den Frieden der Welt. Die Menschheit, die inmitten der weltweiten Katastrophen und Kriegswirren sehns�chtig nach diesem Frieden ausschaut, wird dem Antichristen wie eine reife Frucht in den Schoss fallen. Er wird "Macht �ber alle Geschlechter und V�lker und Sprachen und Nationen" besitzen und eine "Einheitsmeinung" mit einer Einheitsreligion herbeif�hren, die sich auf ihn selber als religi�ses Zentrum konzentriert (Offb 13). In Offenbarung 17 ist von den "zehn K�nigen" die Rede, die f�r "eine Stunde Macht empfangen mit dem Tier", mit dem Antichristen.

"Diese haben einerlei Meinung und geben ihre Kraft und Macht dem Tier" (Offb 17,12 f).

Wenn wir den gegenw�rtigen Ort innerhalb der biblischen Heilsgeschichte betrachten, dann m�ssen wir sagen:

Die Welt steht vor dem Kommen des Antichristen. Als n�chstes kommt auf Erden nicht das Friedensreich Jesu Christi, sondern das Reich des Antichristen! Es ist ganz wichtig, diese biblische Reihenfolge zu beachten. Im 2. Thess ist sie deutlich ausgesprochen. Im Blick auf die Zeit vor der Ankunft Jesu heisst es:

"Lasst euch von niemandem verf�hren, in keinerlei Weise; denn er (Jesus) kommt nicht, bevor der Abfall kommt und der Mensch der Bosheit offenbart wird, der Sohn des Verderbens. Er ist der Widersacher, der sich �berhebt �ber alles, was Gott oder Gottesdienst heisst, so dass er sich in den Tempel Gottes setzt und vorgibt, er sei Gott" (2.Thess 2,3 f).

Es sind zwar schon viele Vorl�ufer des Antichristen erschienen (vgl. 1. Joh 2,18 ff), etwa die Juden- und Christenhasser Stalin und Hitler, aber noch nicht der Antichrist selber, der die gesamte Menschheit unter seiner Herrschaft vereinigt.

Das wird ihm voraussichtlich unter Deckm�nteln wie

gelingen.

"Toleranz " ist bei ihm Sachtoleranz � und das heisst:

Verleugnung der >Wahrheit, Verleugnung insbesondere des Absolutheitsanspruchs Jesu Christi, der "die Wahrheit" in Person ist (Joh 14,6). Und doch hat diese Toleranz des Antichristen und seiner � immer schon dagewesenen � Vorl�ufer eine Grenze: Sie liegt da, wo Menschen � auch unter seiner Herrschaft � an Jesus Christus als dem einzigen Herrn, Erl�ser und Friedensbringer festhalten. Deshalb kommt das Einheits- und Friedensreich des Antichristen durch Krieg zustande: durch Krieg mit den Heiligen Jesu Christi, mit denen, die dem "Lamm" folgen, das wegen unserer S�nden "erw�rgt" ist (Offb 13,7 f).

Schlie�lich werden der Antichrist und seine Anh�nger ...

"... streiten gegen das Lamm, und das Lamm wird sie �berwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der K�nig aller K�nige, und die mit ihm sind, sind Berufene und Auserw�hlte und Gl�ubige" (Offb 17,14).

Jesus Christus bleibt Sieger. Und nachdem das tr�gerische, satanische Friedensreich des Antichristen zusammengebrochen ist (Offb 19,20) � erst dann! -, baut Jesus Christus seine neue Welt. Er baut sie in zwei Stufen, die am Ende der Johannesoffenbarung � in den Kapiteln 20 bis 22 � geschildert sind. Zun�chst entsteht � vermutlich noch auf dieser Erde � das sogenannte >Tausendj�hrige Reich. Ob es sich um 1000 Jahre im w�rtlichen Sinn oder um einen Zeitraum im Sinn der g�ttlichen Vollkommenheit (10 x 10 x 10) handelt, mag in diesem Zusammenhang dahingestellt sein. In dem Tausendj�hrigen Reich ist jedenfalls der Satan gebunden, und Gott kann endlich seine Herrschaft auf Erden errichten. Christus sitzt auf dem Thron, und diejenigen regieren mit ihm, die ihm inmitten der antichristlichen Verf�hrungen treu geblieben sind (Offb 20,1-6; vgl. 1 Kor 15,23). Wichtig ist die Tatsache, dass allein Gott das Tausendj�hrige Reich errichten wird und dass allein diejenigen mit Christus regieren werden, die zu ihm geh�ren, auch wenn noch andere Menschen auf Erden leben. Wie viel Ungl�ck und Zerst�rung ist in der Geschichte dadurch entstanden, dass Menschen sich angema�t haben, hier die Stelle Gottes einzunehmen und das Tausendj�hrige Friedensreich aus eigener Kraft aufzubauen! Am Ende des Tausendj�hrigen Reiches wird der Satan noch einmal losgelassen, um dann � in einer letzten gro�en V�lkerschlacht � besiegt und in den "Pfuhl von Feuer und Schwefel" geworfen zu werden (Offb 20,7-10). Die alte Welt wird endg�ltig vernichtet (2 Petr 3,10.12).

Danach erfolgt das gro�e Weltgericht (Offb 20,11-15) und die Aufrichtung der neuen Welt, des ewigen Friedensreiches Gottes. Das ist die zweite Stufe: die endg�ltige Durchsetzung der Gottesherrschaft (vgl. 1. Kor 15,2-28). Diese neue Welt entsteht nicht evolution�r � durch eine H�herentwicklung � aus dieser alten, der S�nde verfallenen Welt heraus, sondern revolution�r � durch Abbruch und Neusch�pfung. Es ist ein "neuer Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen" (Offb 21,1). In dieser neuen Welt, im Reich Gottes, ist � wie es in Offb 21 weiter heisst � kein Platz f�r ...

"... die feigen Verleugner und Ungl�ubigen und Frevler und Totschl�ger und Unz�chtigen und Zauberer und G�tzendiener und alle L�gner",

sondern nur,

"wer �berwindet, der wird es alles ererben" (Offb 21,7 f).

Dann wird endlich Friede sein � ungetr�bte Gemeinschaft mit Gott und ein Zustand allumfassenden Heils. So finden sich am Ende der Bibel die gewaltigen Worte:

"Siehe da, die H�tte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und er selbst, Gott, wird mit ihnen sein. Und Gott wird abwischen alle Tr�nen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron sa�, sprach: Siehe, ich mache alles neu!" (Offb 21,3-5).

Lit.: L. Gassmann, Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Sch�pfung. Wohin f�hrt der Konziliare Prozess?, 1999.

Lothar Gassmann


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Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de