Dem Wortsinn nach kann Toleranz (Toleranz) mit "Duldung" �bersetzt werden (von tolerare, lat. = dulden, erdulden, ertragen).
Man kann darunter eine Weitherzigkeit besonders in Glaubensfragen verstehen, womit Vergleich und Gespr�ch mit konkurrierenden Vorstellungen nicht gescheut zu werden brauchen. Als Gegensatz zu Toleranz erscheinen Intoleranz und Totalitarismus. Toleranz bedeutet demnach zun�chst nicht schon Gleichg�ltigkeit in der Wahrheitsfrage, obwohl dies heute oft so verstanden wird, womit sich eine Begriffsverschiebung ergeben hat. Toleranz und keine Meinung zu haben ist nicht dasselbe. Toleranz bedeutet durchaus ein Aushalten von Spannungen. Sie wird vielfach als soziale Tugend und als unerl�sslich angesehen, wo Menschen zusammenleben m�ssen, um dieses Zusammenleben zu erm�glichen. Drei verschiedene Stufen der Toleranz lassen sich unterscheiden.
Dabei ist zu beachten, dass diese Unterscheidung nicht streng durchf�hrbar ist, da sich �berschneidungen ergeben. Sie setzt auch eine bestimmte Staats- und Gesellschaftsform voraus, n�mlich westlich-demokratische Staats- und Gesellschaftsstrukturen mit ihren Unterscheidungen von Religion und Politik. Diese Unterscheidung kennt der Islam nicht. Genauso wenig kannte diese das alttestamentliche >Judentum. Und auch dem mittelalterlichen Staat (vgl. z. B. das Heilige R�mische Reich Deutscher Nation) scheint dies trotz aller Staatstheorien nicht gel�ufig gewesen zu sein, da auch dieses sich, nachdem die Kirche einmal Reichskirche geworden war, wie Islam und alttestamentliches Judentum faktisch als Theokratie verstand (Corpus Christianum).
Im R�mischen Reich wurden V�lker und ihre religi�sen Anschauungen toleriert, wenn sie sich dem an sich multikulturellen und damit multireligi�sen r�mischen Staat eingliedern lie�en. Der r�mische Staat erwies sich im Allgemeinen als tolerant gegen�ber allen Religionen und Kulturen und lie� diese gew�hren, solange die Staatsr�son nicht gef�hrdet schien. Auch das Judentum, eine ihrem Wesen nach intolerante Religion, war "erlaubte Religion" (religio licita, Tertullian, Apologie 21).
Dagegen galt das fr�he Christentum seit Nero (vgl. Christenverfolgung 64 n. Chr.) bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts (immer wieder) als staatsfeindlich und unmenschlich, so dass es nicht "erlaubte Religion" war, sondern verschieden starken Repressionen ausgesetzt blieb. Durch das Mail�nder Edikt (312 / 13 n. Chr.), einem Abkommen zwischen Konstantin und Licinus, wurde das Christentum zun�chst "erlaubte Religion" (Religionsfreiheit) im R�mischen Reich, schnell bevorzugte und schon bald unter Kaiser Theodosius (391 / 92 n. Chr.) Staatsreligion, die sich gegen heidnische Religionen wandte und auch Einschr�nkungen f�r Juden brachte. Aus dieser eingeleiteten Entwicklung folgte die Entstehung einer monolithischen christlichen Kultur im Abendland. Damit in Verbindung steht eine teils gewaltsame Verfolgung von Ketzern (Inquisition) und die zwangsm��ige Christianisierung Andersgl�ubiger.
Der zumindest nach au�en bestehende monolithische Block der abendl�ndischen Kirche zerbrach in der Reformation. Luther verwarf Zwang in Glaubensfragen ("Von weltlicher Obrigkeit"). Die Folge der Reformation war, dass sich verschiedene Konfessionen in einem Staat gegen�berstanden, deren Zusammenleben geregelt werden musste. Um die politische Einheit des Reiches zu bewahren, gestand das Reich im Augsburger Religionsfrieden 1555 auf Reichsebene den Konfessionen Gleichberechtigung (Parit�t) zu. Im jeweiligen Territorium bestimmte der Landesherr die Konfession (cuius regio, eius religio). Nach dem Westf�lischen Frieden von 1648 wurden auch Bekenntnisse toleriert, die von der offiziellen Religion des Landes abwichen, ohne dass damit v�llige Gleichheit erreicht worden w�re. Die Religions- und Glaubensfreiheit des Einzelnen wurde durch die Aufkl�rung betont (vgl. z. B. Religionspolitik Friedrich des Gro�en; Toleranzpatent Joseph II. von �sterreich 1781, das den �sterreichischen Protestanten staatsb�rgerliche Rechte und begrenzte Religionsfreiheit brachte; Religionsfreiheit als Menschenrecht in amerikanischer Verfassung von 1776). Das preu�ische Allgemeine Landrecht (1794) beinhaltete Religionsfreiheit f�r jeden B�rger, wobei die F�rderung von Kirchen und anderen Religionsgemeinschaften unterschiedlich ausfiel. Der moderne s�kulare Staat der Gegenwart kennt keine Staatsreligion mehr, erhebt den Anspruch, weltanschaulich neutral zu sein � ohne diesen Anspruch auch immer zu erf�llen � , wei� sich f�r das Heil seiner B�rger nicht verantwortlich und ergreift in konfessionellen Auseinandersetzungen nicht Partei. Toleranz in dem Sinne, dass ein vom staatlichen Bekenntnis abweichender Glaube toleriert wird, gibt es nicht mehr. Der moderne Staat, der sich als weltanschaulich neutral versteht, will Religionsgemeinschaften gleich behandeln. Er gibt den Kirchen, aber auch anderen Religionsgemeinschaften, Gelegenheit zur �ffentlichen Religionsaus�bung. Andererseits gew�hrt der moderne, weltanschaulich neutrale Staat das Recht zum Kirchenaustritt und kennt keinen Zwang zur Teilnahme an religi�sen Veranstaltungen. Gegenw�rtige Situation in Gesellschaft, Kirche und Theologie scheint zu sein, religi�se Ausschlie�lichkeitsanspr�che als intolerant und inhuman zu disqualifizieren und als fundamentalistisch zu stigmatisieren (s.u.).
Bereits der r�mische Staat hatte anerkannt, dass es politisch, weltanschaulich, religi�s sich widerstreitende Meinungen gibt. Er lie� diese zu, solange nicht der Staat als gef�hrdet angesehen und der Kaiserkult nicht infrage gestellt wurde, wobei auch da Ausnahmen m�glich waren (gegen�ber dem Judentum). Der christlich gewordene r�mische Staat (ab 391 / 92 n. Chr.) und das mittelalterliche christliche Abendland kannten solche Toleranz nicht. Toleranz gab es erst seit der Aufkl�rung wieder, mehr jedoch in konfessioneller Hinsicht als in politischer, da in dieser vielfach der Staatsabsolutismus herrschend wurde, in welchem Einheit nicht mehr in derselben Konfession, sondern in der Person des Herrschers repr�sentiert wurde, welcher keine Konkurrenz neben sich duldete. Der moderne demokratische Rechtsstaat ist ohne Toleranz nicht denkbar, ist gewisserma�en Ergebnis von Toleranz Toleranz geh�rt deshalb zu seinen Existenzregeln, an die sich die in ihm lebenden Menschen zu halten haben. Totalit�rem Anspruch muss er sich widersetzen. Doch uferloser Pluralismus kann genauso Toleranz gef�hrden. Die Forderung nach Toleranz kann nicht unbegrenzt gelten. Die Folge kann leicht Intoleranz sein. Rigoroser >Fundamentalismus vertr�gt sich nicht mit einem modernen demokratischen Rechtsstatt, denn dieser ist auf Toleranz aufgebaut und fordert diese ein, welche rigoroser Fundamentalismus nicht leisten kann und auch nicht zu leisten bereit ist, da er sich sonst selbst aufg�be. Christlicher Fundamentalismus f�llt unter die Unvertr�glichkeit mit dem modernen demokratischen Rechtsstaat nicht (siehe die christliche fundamentalistische Bewegung in den USA, vor allem deren Anf�nge 1910-1915 mit den 12 B�nden "The Fundamentals"), weil er das Liebesgebot kennt und deshalb trotz all seiner glaubensm��igen Intoleranz die Person des Un- oder Andersgl�ubigen (der f�r ihn auch ein Ungl�ubiger ist) achtet. Es war das Christentum, das, wom�glich in s�kularisierter Form, den demokratischen Staat erst erm�glichte. Anders verh�lt es sich beim Islam, der seinem Wesen nach in der Art fundamentalistisch ist, dass er bei Andersgl�ubigen nicht die Achtung der Person kennt. Im Bereich des Islam gibt es auch keine demokratischen Rechtsstaaten. Seine Anh�nger sind in demokratische Verh�ltnisse nicht integrierbar, was an den islamischen Minderheiten in demokratischen Staaten deutlich wird. Ihnen entgegengebrachter Toleranz wird mit Intoleranz begegnet, was die Frage aufwirft, ob es von einem demokratischen Staat �berhaupt verantwortlich ist, hier Toleranz zu �ben, da damit sein Bestand gef�hrdet wird und er um seines Erhaltes willen an dieser Stelle intolerant sein sollte. Wer in einem toleranten Staat leben will, ist zu einem gewissen Ma� zu Toleranz verpflichtet. Es ist darauf hinzuweisen, dass das deutsche Grundgesetz (GG) den Begriff Toleranz nicht kennt. Das d�rfte damit zusammenh�ngen, dass der Staat sich als H�ter der Toleranz versteht, die als gesellschaftlich-politische Grundeinstellung vorausgesetzt wird.
Durch das 1. Gebot des Dekalogs ist f�r Israeliten die Beteiligung an fremdreligi�sen Kulten ausgeschlossen. Dass dies dennoch vorkam und in Israel eine synkretistische Mischreligion faktisch immer wieder herrschend wurde, davon legt das Alte Testament beredt Zeugnis ab (vgl. Richter, K�nigs- und Chronikb�cher, Propheten). Das stand jedoch immer unter dem Nein Gottes und zog sich dessen Zorn und Strafe zu. Um den Abfall des Volkes Israel zu minimalisieren, k�nnen sogar fremde Kultst�tten zerst�rt werden (vgl. 2. Mose 34,12 f.; 5. Mose 7,25; 12,2 f.; 2. K�nige 23).
Das 1. Gebot ist durch das Neue Testament keineswegs abgeschafft. Vielmehr geht das Neue Testament davon aus, dass alles Heil an Christus, den Sohn Gottes, gebunden ist, weil "in keinem anderen ... das Heil" "ist", "durch den wir sollen selig werden" (Apg 4,12). Diese Ausschlie�lichkeit Gottes in Christus wird durch den Missionsbefehl (Mt 28,18-20) geltend gemacht. Intolerant ist christlicher Glaube in seiner >Offenbarung, doch l�sst er Toleranz gegen�ber der Person des Nichtchristen walten und achtet den Ungl�ubigen oder Andersgl�ubigen, den er f�r Christus gewinnen will. Dies geschieht in Geduld und gedrungen von der "Liebe Christi" (2. Kor 5,14) durch die Verk�ndigung (2. Kor 5,20). Gegen�ber Irrlehren kennt der Apostel Paulus keinerlei Toleranz (2. Kor 11,4; Gal 1,8 f.; 1. Tim 6,3), wie er auch der Intoleranz der rechten Lehre gegen�ber mit schneidender Intoleranz auftritt (2. Tim 4,3). Augustinus hat die Einstellung des Neuen Testaments zutreffend erfasst, wenn er davon schreibt, die Irrt�mer seien zu vernichten, die Person aber zu lieben.
Luther (1483-1546) ist bestrebt, das neutestamentliche Verst�ndnis nachzuvollziehen. Er geht von der Toleranz Gottes aus, ohne die jeder Mensch unter dem Gericht Gottes zerbrechen m�sste. Allein das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit vermag ihn zu retten. Die aus dem Glauben sich ergebende Liebe kann weit sein, ohne dass dies dem Glauben sch�dlich w�re. Deshalb ist dann Toleranz der Liebe zuzuordnen, nicht dem Glauben (vgl. seinen Traktat "Von der Freiheit eines Christenmenschen", 1520). Damit wird der N�chste als Person ernst genommen, insofern hier "der Glaube durch die Liebe t�tig ist" (Gal. 5,6). Dieses Verst�ndnis widerspricht aber auch einem grenzenlosen Gew�hren-Lassen und einer nicht erlaubten Kompromissbereitschaft in Glaubensfragen.
Zunehmende Globalisierung und die Sehnsucht nach weltweitem Frieden lassen die Frage nach der "Toleranzf�higkeit" der Religionen aufkommen, zumal sich inzwischen, mit angeregt durch Hans K�ngs ">Projekt Weltethos", die Ansicht auf breiter Basis durchgesetzt hat, ohne Religionsfrieden sei kein politischer Friede m�glich. Bei diesen �berlegungen wird den drei gro�en monotheistischen Religionen � Judentum, Christentum, Islam � nur geringe "Toleranzf�higkeit" zuerkannt. Sie sind Religionen, die auf "Rechtgl�ubigkeit" bestehen und erheben einen exklusiven Wahrheitsanspruch, insofern der Gott, den sie verehren, der einzige Gott f�r alle ist und deshalb keine Duldung anderer G�tter erlaubt (vgl. 2. Mose 20,3: "Du sollst keine anderen G�tter haben neben mir"; im AT und NT wird diese Exklusivit�t Gottes immer wieder betont). Dass der Islam Juden und Christen als Gl�ubige zweiter Klasse betrachten kann, ist und war recht theoretisch, insofern dies sie von den wirklichen Heiden, was ihre Beachtung anlangt, nicht gro� unterscheidet und privilegiert. Auch wenn von einer friedlichen Koexistenz gesprochen wird, so ist diese, wenn der Islam in der st�rkeren Position ist, zumeist nur m�glich, wenn sich Juden und / oder Christen die Freiheit zur Aus�bung ihres Glaubens (die immer noch sehr eingeschr�nkt bleibt) teuer erkaufen. Die religi�se Toleranz im Staat Israel ist zumindest Judenchristen gegen�ber begrenzt. Weitaus gr��ere "Toleranz-" und Integrationsf�higkeit wird den asiatischen Religionen Hinduismus und Buddhismus zugestanden, die auch auf westliche Bewohner, vor allem Intellektuelle, einen gewissen Reiz aus�ben, weil sie auf die Wahrheitsfrage verzichten. Doch auch diese als friedlich angesehenen asiatischen Hochreligionen sind dies nicht, wie deren zunehmend intolerantes Verhalten gegen�ber Anh�ngern anderer Religionen belegt.
Um Toleranz richtig beurteilen zu k�nnen, ist zwischen Person- und Sachtoleranz (= inhaltliche Toleranz) zu unterscheiden. Zu denken ist auch an formale Toleranz, die andere Religionen theoretisch und praktisch aus unterschiedlichen Motiven (humanit�ren, politischen, wirtschaftlichen usw.) gew�hren l�sst, oder aber auch aus Gleichg�ltigkeit anderen gegen�ber, wenn sich diese �u�erlich angepasst verhalten und gut einf�gen lassen. Mit Persontoleranz hat das aber nur bedingt zu tun. F�r Christen ist solche formale Toleranz nicht denkbar, da diese auf die Wahrheitsfrage verzichtet und den anderen der Ruhe wegen oder aus Gleichg�ltigkeit im Unheil l�sst. Das bekannte Diktum Augustins, die Person zu lieben, aber deren Irrt�mer zu vernichten, dr�ckt allem Anschein nach die Unterscheidung in Person- und Sachtoleranz (inhaltliche Toleranz) aus. Diese Unterscheidung ist wohl zutreffend, wenn auch die Schwierigkeit benannt werden muss, zwischen Person und Irrtum zu unterscheiden, da Irrt�mer / Irrlehren mit Personen in Verbindung stehen und nicht so einfach getrennt werden k�nnen. Freilich gilt: Gott liebt den S�nder, aber er hasst die S�nde. Persontoleranz ist insoweit zu �ben, dass die Person zu achten und selbst das irrende Gewissen noch zu sch�tzen ist. Staatlich-politisches Handeln ist auf Persontoleranz angewiesen. Als Christen werden wir Andersgl�ubige und Ungl�ubige als Person achten, keineswegs ihren Glauben oder Unglauben oder ihre Ideologie. Vielmehr werden wir sie, weil die Liebe Christi uns dr�ngt, f�r Christus zu gewinnen suchen, freilich mit seelsorgerlichem Gesp�r. Sachliche Toleranz ist nicht akzeptabel. Im Namen der Toleranz ist der biblische Standpunkt keinesfalls aufzugeben. Toleranz darf es nie auf Kosten der >Wahrheit geben. Deshalb sind interreligi�se Gebetstreffen, die in Folge und im Geiste Assisis (1986) stattfanden und noch stattfinden, f�r Christen v�llig inakzeptabel. Dasselbe gilt von Versuchen im Geiste des ">Projekts Weltethos". Zu widersprechen ist einem Toleranzverst�ndnis, wie es etwa Gotthold Ephraim >Lessing (1729-1781) in "Nathan der Weise" vertreten hat und das bis heute wirkt, in welchem die Wahrheit durch die st�ndige Suche nach Wahrheit ersetzt wird. Lessing vertritt ein Toleranzverst�ndnis, das sich Fremdreligionen gegen�ber als tolerant zeigt, der christlichen �berzeugung gegen�ber sich aber als intolerant erweist (siehe wie Christen in "Nathan der Weise" dargestellt werden). Zu widersprechen ist auch der Vorstellung Gustav Menschings, der zwischen formaler und inhaltlicher Toleranz unterscheiden wollte und damit eine Kombination von formaler Toleranz und inhaltlicher Intoleranz f�r m�glich hielt. Aber die Wahrheit ist als Inhalt nie ohne Form zu haben. Toleranz ohne eigene Gewissheit der Wahrheit f�hrt zu indifferenter Haltung gegen�ber der Wahrheit und ist am Mitmenschen uninteressiert. Schlie�lich ist darauf zu verweisen, dass es absolute Toleranz, die alles gleicherma�en gelten lassen will und jedem Wahrheitsanspruch widerspricht, nicht geben kann. Sie ist eine rein theoretische Konstruktion, die sich in der Praxis nicht durchf�hren l�sst. Die Forderung, allem mit Toleranz zu begegnen, kann schnell in repressive Toleranz umschlagen, weil jeder erhobene Wahrheitsanspruch dem widerspricht und darin keinen Platz hat. Aber selbst wenn sich dies durchf�hren lie�e, w�re es f�r Christen in keiner Weise akzeptabel, weil sie damit den Wahrheitsanspruch aufgeben m�ssten, den sie nicht aus sich haben, sondern der der Anspruch dessen ist, der von sich sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater denn durch mich" (Joh 14,6). An diesem Anspruch endet alle Toleranz
Toleranz (lat. tolerare = dulden) ist ein insbesondere im >freimaurerischen und aufkl�rerischen Denken h�ufig gebrauchter Begriff. Er meint dort die Duldsamkeit in religi�sen und ethischen Fragen und richtet sich insbesondere gegen den >Absolutheitsanspruch irgendeiner Religion oder Lehre auf absolute >Wahrheit. Toleranz-Denken in diesem Sinne steht damit im klaren Gegensatz zum Evangelium mit der Absolutheit Gottes und seines Sohnes Jesus Christus (vgl. 2. Mose 20; Joh 14,6; Apg 4,12 u.a.). Aus christlicher Sicht bietet sich eine Unterscheidung zwischen Sach- und Person-Toleranz an: Sach-Toleranz bedeutet Verw�sserung und Aufl�sung der Wahrheit, w�hrend Person-Toleranz die Liebe zum S�nder und Irrenden einschlie�t, um ihn f�r Jesus zu gewinnen. Person-Toleranz soll also dazu dienen, dem N�chsten durch anteilnehmende und abholende Liebe den Weg zu Jesus Christus zu ebnen, w�hrend Sach-Toleranz den Weg zum Antichristen bahnt. Werden diese beiden Begriffe mit ihren unterschiedlichen Zielsetzungen nicht auseinandergehalten und wird einfach nur allgemein von "Toleranz" geredet, dann ist die Verwirrung komplett.
Nun werden heute Christen, die an Jesus Christus als
"dem Weg, der Wahrheit und dem Leben" (Joh 14,6)
festhalten, sehr schnell mit dem Stigma der "Intoleranz." belegt und in die Sekte n-Ecke gestellt.
Sie gelten dann als "unbelehrbare >Fundamentalisten" oder �hnliches, wobei man mit "Fundamentalist" Gewalt und Terror assoziiert, wie man ihn von manchen islamisch-fundamentalistischen Gruppen her gewohnt ist. Dass bibeltreue Christen, die ihren Glauben ernst nehmen, hingegen vom Gebot der Feindesliebe inspiriert sind (oder sein sollten), das in der Bergpredigt (Mt 5,43 ff.) steht, wird dabei verschwiegen.
S. auch: >Offenbarung; >Wahrheit; >Relativismus; �kumene der Religionen; New Age.
Lit.: P. Beyerhaus, Die Christenheit im Spannungsfeld zwischen Toleranz und Fundamentalismus, in: Diakrisis 3 / 2003, 132-143; H. Hempelmann, Wahrheit und Toleranz � Toleranz ohne Wahrheit? Chancen und Grenzen des Dialogs mit Andersgl�ubigen, 1995; ders., Wenn Toleranz zum Ma�stab wird � Streiten f�r den Streit um die Wahrheit? Das Fundament 7 / 1996, S. 12-28; G. Mensching, Toleranz und Wahrheit, 1955; J. Neidhardt, Multikultureller Pluralismus und christlicher Glaube, in: Diakrisis 3 / 2003, 120-132; H. Thielicke, Theologische Ethik, Bd. 3, 2. Aufl. 1968, 603-671; Evangelisches Staatslexikon, 2. Aufl. 1975, Art. Toleranz, Sp. 2638-2647, mit Beitr�gen v. E. Wolf (Toleranz in Theologie und Kirchengeschichte), W. Hamel (Toleranz in Geistesgeschichte und Philosophie), S. Grundmann (Toleranz als Rechtsbegriff); Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG), 3. Aufl. Bd. 4, Art. Toleranz, Sp. 933-946 v. H. Bornkamm.
Walter Rominger (1-5) / Lothar Gassmann (6)
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de