Die Themenzentrierte Interaktion ist ein Versuch, die Ebene des Denkens, die in den meisten gruppendynamischen Methoden verdr�ngt wird, wieder in den Gruppenprozess einzubeziehen. Ich (Einzelperson), Wir (Gruppe) und Es (Thema) � je eingebettet in geschichtliche und gesellschaftliche Gegebenheiten � sollen gleicherma�en zur Sprache kommen. Die sachliche Diskussion kann jedoch jederzeit durch Gef�hls�u�erungen unterbrochen werden. Auch bei der Sachdiskussion selbst sind pers�nliche, subjektive Aussagen gew�nscht, ja gefordert
So verl�uft oder endet das Gespr�ch trotz Einbezug von Sachthemen sehr oft auf der Gef�hlsebene (was nicht unerw�nscht ist, da so eher Ver�nderungen beim einzelnen m�glich sind). Das Thema bleibt letztlich Katalysator (Ausl�ser) eines Selbst- und Gruppenerfahrungsprozesses. Dies zeigt sich auch an der oft sehr pers�nlichen und subjektiven Zielrichtung der Themenstellung, z. B.: Beruf, Geld, Sexualit�t, Partnerschaft, Fr�mmigkeit, Schuld, Zweifel usw. Nach Ruth Cohn, der Begr�nderin der Themenzentrierte Interaktion, gelten f�r die Themenzentrierte Interaktion folgende Gespr�chsregeln:
Ruth Cohn ist Sch�lerin von Fritz Perls (Gestalttherapie). In ihrem Doppelaxiom von Autonomie und Interdependenz des Menschen geht sie von einer ganzheitlich-humanistischen Anthropologie aus (Humanistische Psychologie).
Ihr Weltbild ist immanentistisch:
"Menschliche Erfahrung, Verhalten und Kommunikation unterliegen interaktionellen und universellen Gesetzen"
� wobei sie "Universum" letztlich mit der "Allverbundenheit" der Menschen untereinander gleichsetzt (in: Gruppendynamik Nr. 3/1974, S. 150ff.). Evolutionistische Vorstellungen klingen im Axiom von der Ehrfurcht gegen�ber "allem Lebendigen und seinem Wachstum" (ebd.) durch, ebenso >pantheistische Auffassungen aus ihrer Jugendzeit (vgl. die von ihr h�ufig zitierten Namen Goethe, Spinoza, Siddhartha Gautama, Einstein). Dies wird besonders deutlich, wenn sie sagt, dass das von ihr empfohlene "Meditieren auch Beten zum inneren Jenseits" genannt werden k�nne � unter Verwendung eines "Mantra", also eines okkulten hinduistischen Spruches mit magischer Bedeutung (R. Cohn, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, 1980, 224ff.).
Positiv sei hier angemerkt: Cohns Forderung nach Balance zwischen Individuum, Gruppe und Thema ("Ich, Wir und Es") in der Gruppenarbeit stellt, zumindest theoretisch gesehen, eine Entsch�rfung einseitig emotionsbestimmter Gruppendynamik dar. Mayer-Scheu meint deshalb sogar,
Themenzentrierte Interaktion wolle
"durchaus etwas anderes als Gruppendynamik [...]. Ihre grundlegenden Bausteine [...] sind [...] p�dagogisch-therapeutisch im Sinn einer ganzheitlichen Anthropologie unter Einschlu� des gruppendynamischen Prozesses, der jedoch bewusst strukturiert wird" (in: J. Scharfenberg, Glaube und Gruppe, 1980, 56).
In der Praxis zeigt sich aber h�ufig, dass sich diese Balance nicht durchhalten l�sst: Wer sich nur auf kognitiver Ebene bewegen will, setzt sich fast automatisch dem emotionalen Gruppendruck aus; dabei bleibt dann meistens die emotionale Ebene Sieger (vor allem aufgrund der TZl-Regel "St�rungen haben Vorrang").
Zur Beurteilung s.: Gruppendynamik; Seelsorge; Humanistische Psychologie.
Lit.: R. Cohn, Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion, 1980. � Kritisch: L. Gassmann, F�hlen statt zu denken, 1991.
Lothar Gassmann
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de