Weleda-Medizin

Klick auf den Kompass öffnet den IndexWeleda war eine germanische Heilpriesterin am Oberlauf der Lippe, die bald nach ihrem Tod als G�ttin verehrt wurde. Daneben begegnet der Name als Rangbezeichnung f�r die Hohepriesterin an keltischen Druidenst�tten, die dort magische Rituale vollf�hrte. Es ist sicherlich kein Zufall, dass Rudolf Steiner gerade diesen Namen f�r die Tr�gersubstanzen seiner "geistigen Heilkraft" in der anthroposophischen Medizin gew�hlt hat. Stellte doch die mit ihm kooperierende �rztin Ita Wegman fest:

"Es war stets das Bestreben Rudolf Steiners � und ich brachte ihm hierin vollstes Verst�ndnis entgegen -, das alte Mysterien-Wesen zu erneuern und in die Medizin einflie�en zu lassen" (Grundlegendes f�r eine Erweiterung der Heilkunst, Steiner-TA 701, 136).

Altes Mysteriendenken wird also in der anthroposophischen Medizin wiederbelebt, die von Steiner in mehreren Stufen � zuletzt zusammen mit Ita Wegman � entwickelt wurde. Bereits 1911 hatte er in Prag einen Vortragszyklus �ber "Okkulte Physiologie" gehalten. Vom 21.3. bis 9.4.1920 sprach er in Dornach vor etwa 35 �rzten und Medizinstudenten �ber "Geisteswissenschaft und Medizin". 1925 kam schlie�lich posthum sein zusammen mit Ita Wegman verfasstes Buch "Grundlegendes f�r eine Erweiterung der Heilkunst" heraus.

Worum geht es in der anthroposophisch gepr�gten Medizin? Sie beruht auf der Ansicht, dass der Mensch aus vier Leibern (physischer Leib, �therleib, Astralleib und Ichleib) besteht. Daneben wird eine Aufteilung des Menschen in drei "Systeme" vertreten: das Nerven-Sinnes-System, in dem das Geistige in Bewusstsein und Denken vorherrscht; das Stoffwechsel-Gliedmassen-System, in dem das Leiblich-Vegetative und der Wille dominieren; und das rhythmische System mit dem Schwerpunkt auf dem Seelisch-Gef�hlsm��igen in Atmung und Herzt�tigkeit. Das rhythmische System stellt den Ausgleich zwischen den beiden anderen Systemen her, die einander polar gegen�berstehen.

Diese Polarit�t begegnet in der Esoterik immer wieder, so etwa bei Steiner im Gegensatz von Luzifer (Geistiges) und Ahriman (Materielles), zwischen die der zum "Erdgeist" werdende "Christus-Sonnengeist" ausgleichend eintritt. In seinem "Menschheitsrepr�sentanten", den man im Goetheanum besichtigen kann, hat Steiner diese Idee der Polarit�t augenf�llig demonstriert. Und dieses polare Weltbild, das einen Vorl�ufer z.B. in Gestalt des chinesischen Taoismus besitzt (die Lebensenergie ">Chi" entfaltet sich in der Polarit�t von ">Yin" und "Yang"), hat auch bei der anthroposophischen Medizin Pate gestanden. Denn Krankheit entsteht nach Steiner als eine St�rung dieses polaren Gleichgewichts, und Gesundheit kann erreicht werden, wenn das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Leibern oder Systemen wiederhergestellt wird.

Die anthroposophische Heilkunst findet heute � im "Zeitalter des alternativen Denkens" � viel Anklang. Die Menschen suchen nach Medikamenten und Therapieformen ohne Nebenwirkungen und auf "nat�rlicher" Basis. Au�erdem wurde in der psychosomatischen Medizin zunehmend die Einheit von Leib, Seele und Geist erkannt. Sicherlich hat in dieser Hinsicht die Alternativmedizin vor der Schulmedizin, die sich lange Zeit nur auf einzelne K�rperteile spezialisiert hat, einiges voraus. Aber ist die anthroposophische Medizin wirklich nur als harmlose Alternativmethode ohne sch�dliche Nebenwirkungen zu betrachten? Oder k�nnen sich hier "Nebenwirkungen" auf einer ganz anderen Ebene � n�mlich in Gestalt einer okkulten Belastung � ergeben? Um diese Frage zu beantworten, gehen wir etwas ausf�hrlicher auf Diagnose und Therapie in der anthroposophischen Medizin ein.

In der Diagnostik ist � neben den allgemein �blichen Untersuchungen � ein "intuitives Erkennen" der Krankheit gebr�uchlich. Viele anthroposophische �rzte orientieren sich hier am Vorbild von Rudolf Steiner, der auf diesem Gebiet augenscheinlich ganz besondere F�higkeiten aufwies. Eine der ersten �rztinnen am Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim, Grete Kirchner-Bockholt, beschreibt Steiners Vorgehen bei den dortigen Krankenbesuchen:

"F�r jeden seiner Besuche bereiteten wir sorgf�ltig alles vor. Analysen und Untersuchungsbefunde lagen bereit; er sah sich alles genauestens an. Dann aber, als die Patienten vor ihm standen, war seine Methode v�llig verschieden von der hergebrachten. In scharfer Konzentration schaute er auf den Patienten, sein Blick wandte sich den (�bersinnlichen) Wesensgliedern dieses Menschen zu; ihm war es m�glich, mit exaktem Hellsehen die Ursache der Krankheit zu erforschen (...) So konnte er einmal bei einem Patienten, der jahrelang an Ekzemen gelitten hatte, sagen, die Ursache liege in einer Vergiftung, die er sich als Kind zugezogen habe. Der Patient konnte sich zun�chst an nichts erinnern, dann aber fiel ihm ein, dass er etwa in seinem neunten Schuljahr versehentlich im Physiksaal Salzs�ure getrunken habe. Die jahrzehntelang zur�ckliegende Ursache der Erkrankung hatte Rudolf Steiner in dem heute vor ihm stehenden Menschen wahrgenommen" (zit. nach G. Wehr, Rudolf Steiner, 1993, 305).

Hier handelt es sich, wie auch offen gesagt wird, um nichts anderes als um >Hellsehen. An dieser Stelle sei eindringlich an die biblische Warnung erinnert:

"Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen l�sst oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime K�nste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschw�rungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. Denn wer das tut, der ist dem Herrn ein Gr�uel" (5. Mose 18,10-12).

Um zu zeigen, wie sehr Diagnose und Therapie in der anthroposophischen Medizin von der Steinerschen esoterischen Weltanschauung (z.B. Vier-Leiber-Lehre) bestimmt sind, w�hle ich ein Beispiel aus Steiners und Wegmans gemeinsamem Werk "Grundlegendes f�r eine Erweiterung der Heilkunst". Eine 26j�hrige, labile Patientin klagt �ber R�ckenschmerzen. Als "Diagnose" ergibt sich ein Ungleichgewicht der verschiedenen Leiber: "Die �berm��ige Eigent�tigkeit des Astralleibes bewirkt, dass zu wenig Kr�fte von diesem in den physischen Leib und �therleib �berstr�men." Als "Therapie" wird eine D�mpfung des Astralleibes empfohlen:

"Die �berm��ige Eigent�tigkeit des Astralleibes l�sst sich bek�mpfen durch kleinste Dosen von Blei, innerlich genommen. Blei zieht den Astralleib zusammen und weckt in ihm die Kr�fte, durch die er sich st�rker mit dem physischen Leib und dem �therleib verbindet" (701, 100 f.).

Die anthroposophischen Heilmittel werden auf der Basis der Hom�opathie Samuel Hahnemanns hergestellt. Der Anthroposoph Adolf Baumann schildert den Vorgang:

"Als Tr�gersubstanz ('Medium'), mit der der Heilstoff verd�nnt wird, dienen in der Regel Wasser oder Alkohol und Milchzucker, wenn es sich um eine Verarbeitung von fester Substanz handelt. Was f�r die Befreiung der Heilkr�fte aus den Substanzen eine Rolle spielt, ist dabei nicht der Vorgang der Verd�nnung, sondern die Aufschlie�ung der materiellen Substanz durch gr�ndliches Versch�tteln bzw. Verreiben bei jedem Verd�nnungsschritt. H�here und hohe Potenzen wie beispielsweise D 12 (1 : 1 Billion) oder gar D 30 sind so gewaltige Verd�nnungen, dass nach mathematischer Berechnung eine medizinisch angewandte Qualit�t eines Heilmittels mit gr��ter Wahrscheinlichkeit kein einziges Atom der potenzierten Heilsubstanz mehr enth�lt. Aus seiner geisteswissenschaftlichen Forschung best�tigt Steiner jedoch, dass besonders in so hohen Potenzen starke geistige Kraftwirkungen der verd�nnten physischen Substanz freigesetzt sind. Er erkl�rt sie als eine Art geistige Essenz der materiellen Substanzen, welche ihrerseits wieder nichts anderes als in einem langen Prozess der Erdentwicklung zu irdischer Dichte geronnene geistige Kr�fte sind" (ABC der Anthroposophie, 1986, 126).

Die Hom�opathie ist � selbst in christlichen Kreisen � sehr verbreitet. Es handelt sich hierbei aber nicht � wie etwa bei der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie), mit der die Hom�opathie manchmal verwechselt wird � um eine nat�rliche, pflanzliche Heilweise, sondern um eine Form der �bersinnlichen >Geistheilung, der eine Tr�gersubstanz zugrunde liegt. Das geht auch aus der obigen Beschreibung deutlich hervor. Die hom�opathische � und damit auch anthroposophische � Wirkung erfolgt nicht substantiell, etwa durch Pflanzenwirkstoffe, sondern geistig � aufgrund einer bei der "Potenzierung" eingefangenen "Kraft", vergleichbar mit dem >spiritistischen Mesmerismus. Der christliche Mediziner Georg M�ller schreibt in seinem Buch "Heilkraft durch Verd�nnen" (1992, 61ff.):

"Wenn nun die hintergr�ndigen Vorstellungen �ber Simileregel, Lebenskraft und Potenzenlehre bekannt sind, �berrascht es nicht, dass Hahnemann der Heilkraft des animalischen Magnetismus beinahe das gleiche Vertrauen schenkte wie der selbstentwickelten hom�opathischen Heilkunst. Dies best�rkt die Annahme, dass letztlich der sogenannte Geist der Hom�opathie aus �hnlichem okkulten Wissen gespeist wird, wie es offensichtlich f�r den Mesmerismus gilt (...) Sowohl die �hnlichkeitsregel (Simileregel) als auch die Potenzenlehre (Dynamisation) entspringen beide magisch-kosmischen Religionsvorstellungen (...) Die Hom�opathie ist kein Naturheilverfahren, sondern eine �bernat�rliche Heilkunst! (...) Wenn Gott auf �bernat�rliche Weise das Leben des Menschen beeinflusst, bedient Er sich Seiner unmittelbaren geistlichen Macht. Andere M�chte, welchen Namen sie auch tragen, wirken au�erhalb und somit in Opposition zu Gottes Geist."

S. auch: Steiner, Rudolf; Anthroposophie; Erkenntnisse h�herer Welten; Okkultismus; Spiritismus; Hom�opathie; >Gesundheit und Krankheit.

Lit.: R. Steiner/I. Wegman, Grundlegendes f�r eine Erweiterung der Heilkunst, Steiner-TA 701. � Kritisch: G. M�ller, Heilkraft durch Verd�nnen,1992; S. Pfeifer, Gesundheit um jeden Preis?, 1987; L. Gassmann, Rudolf Steiner und die Anthroposophie, 2002.

Lothar Gassmann


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Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de