A. (griech. anthropos = der Mensch; sophia = die Weisheit) ist nach der klassischen Definition Rudolf Steiners "ein Er-kenntnisweg, der das Geistige im Menschenwesen zum Geistigen im Weltall f�hren m�chte" (Steiner-GA 26,14). Neben dieser (esoterischen) Definition f�r den "Sch�ler der A." zitiert Carl Unger eine weitere (exoterische) Definition Steiners f�r die �ffentlichkeit: "A. ist eine Erkenntnis, die vom h�heren Selbst im Menschen hervorgebracht wird." Unger f�hrt fort: "Schon aus dieser Definition geht hervor, dass A. kein Dogma ist und keine Wissenschaft im gew�hnlichen Sinn, sondern eine solche, f�r deren Zustandekommen tieferliegende Erkenntniskr�fte des Menschen in Anspruch genommen werden m�ssen" (C. Unger, die Grundlehren der Anthroposophie, 1968, 73f.). Der Steiner-Sch�ler und -Weggef�hrte Unger grenzt damit die A. sowohl gegen vorgegebene, geoffenbarte Wahrheiten � etwa in christlichen Dogmen � als auch gegen die gew�hnliche (natur-)wissenschaftliche Erkenntnis ab. Anthroposophie will, wie ihr Vertreter O. J. Hart-mann formuliert, "Erkenntnis-Weg" sein und "kein System von Lehrs�tzen, das dogmatisch hinzunehmen w�re" (Anthroposophie, 1950, 12). Steiner selber hat gesagt: "Eine Dogmatik auf irgendeinem Gebiet soll von der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen sein" (260,47). Freilich f�hrt der Steinersche Erkenntnisweg aber auch zu Erkenntnissen: "A. vermittelt Erkenntnisse, die auf geistige Art gewonnen werden" (26,14). Diese Erkenntnisse verdichten sich faktisch dann doch zu einem Dogmen- und Lehrsystem, n�mlich zur anthroposophischen Weltanschauung, die ihrerseits die Grundlage f�r den Erkenntnisweg darstellt (s. Erkenntnisse h�herer Welten).
Woher bezog Steiner den Begriff "A."? Neben seinem Studium an der Wiener Technischen Hochschule besuchte er zeitweise auch Vorlesungen an der Universit�t, etwa bei dem katholischen Theologen und Aristoteles-Forscher Franz Brentano und bei dem Philosophen Robert Zimmermann. Zimmermann war Anh�nger der Schule Johann Friedrich Herbarts, der die Philosophie eng mit psychologischen und p�dagogischen Kategorien verkn�pfte. Herbart und Zimmermann beanspruchten, die psychischen Vorg�nge nach streng kausalen Gesetzen analog zur Naturwissenschaft zu erforschen und zu systematisieren � eine Analogie, die sp�ter bei Steiner in der behaupteten Entsprechung von �bersinnlichen und naturwissenschaftlichen Vorg�ngen in formal �hnlicher Weise begegnen sollte. In Zimmermanns Vorlesung �ber "Praktische Philosophie" h�rte Steiner zum ersten Mal den Begriff "A.". In seinem Werk "A. im Umri�", das 1882 erschien, definierte Zimmermann diesen Begriff folgenderma�en: A. ist "eine Philosophie, welche (...) anthropozentrisch, d.i. von menschlicher Erfahrung ausgehend und doch Philosophie, d.i. an der Hand des logischen Denkens �ber dieselbe hinausgehend sein will" (zit. nach G. Wehr, Rudolf Steiner, 1993, 47). Wie bei Zimmermann wurde im 19. Jahrhundert auch bei L. P. V. Troxler und Immanuel Hermann Fichte, dem Sohn Johann Gottlieb Fichtes, der Begriff "A." philosophisch und psychologisch, aber noch nicht esoterisch (wie sp�ter bei Steiner) definiert. Adolf Baumann betont zu Recht, dass "die �bereinstimmung von Steiners A. mit diesen fr�heren Begriffen weitgehend verbaler Art (ist). Die A. beruht zwar auf einem streng bestimmten philosophischen Fundament, ist aber mehr als eine denkerische Konstruktion, n�mlich auch Erkenntnisweg und Lebenspraxis" (ABC der Anthroposophie, 1986, 9).
Die �lteste Erw�hnung von "A." allerdings findet sich im Werk "Anthroposophia Theomagica", das 1650 erschien. Sein Autor war Thomas Vaughan (Pseudonym: Eugenius Philatheles). Im "Lexikon des Geheimwissens" wird er beschrieben als Alchemist, Okkultist und "Feuerphilosoph" sowie als �bersetzer wichtiger Schriften des Geheimbundes der >Rosenkreuzer ("Fama Fraternitatis" und "Confessio Fratrum Rosae-Crucis"). Bei ihm ist der Begriff "A." sehr stark esoterisch gef�llt (vgl. Miers, Lexikon des Geheimwissens, 1986, 31.317). Obwohl Steiner selber nicht unmittelbar darauf hinweist, ist doch anzunehmen, dass er dieses Werk bei seiner sp�teren intensiven Besch�ftigung mit dem Rosenkreuzer-Schrifttum kennen gelernt hat.
Steiner untergliedert den gegenw�rtigen Menschen � unter Aufnahme und Variation von Lehren aus verschiedenen esoterischen Systemen � in vier Leiber: a) physischer Leib (stofflicher Leib); b) �therleib (�bersinnlicher Form- oder Lebensleib); c) Astralleib (�bersinnlicher Bewusstseinsleib, der beim Schlaf sowie zwischen Tod und neuer Geburt im Weltall weilt); d) Ich (Erinnerungsleib). In Zukunft wird sich der Mensch in einem Prozess von Wiederverk�rperung (Re-inkarnation) und Schicksalsgesetz (>Karma) �ber die Stufen "Geistselbst" und "Lebensgeist" zum "Geistesmenschen " weiterentwickeln. Die sieben Entwicklungsstufen erfolgen in sieben Weltzeitaltern, die mehrheitlich nach verschiedenen Himmelsk�rpern benannt sind: Saturn-, Sonnen-, Monden-, Erden-, Jupiter-, Venus- und Vulkan-Zeitalter. Gegenw�rtig befinden wir uns im vierten, im Erden-Zeitalter, das die Ausbildung des menschlichen Ich-Leibes zum Ziel hat. "Saturn", "Sonne" und "Mond" sind nicht einfach (im r�umlichen Sinn) mit den gleichlautenden Planeten unseres Sonnensystems gleichzusetzen, sondern sie sollen (in einem zeitlichen Sinn) "Namen f�r vergangene Entwickelungsformen sein, welche die Erde durchgemacht hat" (601,111). Ebenso sind "Jupiter", "Venus" und "Vulkan" Entwicklungsstufen, die die Erde durchmachen wird. Die Geschichte ist ein Wechselspiel von Evolution (Fortentwicklung der Materie) und Involution (Eingie�en des geistigen Prinzips aus unsichtbaren Welten). Dabei kommt es zu einer H�herentwicklung in Form auf-steigender Kreise (das Bild der Spirale als Verbindung �stlich-zyklischen und westlich-teleologischen Geschichtsdenkens). Dieses Geschichtssystem Steiners ist deutlich von Blavatskys "Geheimlehre" beeinflusst (Theosophie). Zudem kommt in der Grundanschauung vom Fall in die Materie und Wiederaufstieg zum Geist, die hinter den folgenden Auffassungen steht, grundlegendes gnostisches Gedankengut zur Geltung.
Die Aufw�rtsentwicklung des Menschen wurde laut Steiner gest�rt, weil er zu fr�h � n�mlich vor Ausbildung des Ich � nach Freiheit und Gott�hnlichkeit strebte. Schon vorher war es � und hier treten in der A. "h�here Geisteswelten" auf den Plan � zu einem Aufstand der in der Entwicklung zur�ckgebliebenen Mondenwesen gegen die guten, lebensspendenden Sonnenwesen gekommen � und wegen des Streits dieser Geister auch zur Trennung der Himmelsk�rper. Die aufr�hrerischen Mondenwesen gossen dem Menschen (der erst aus Astralleib, �therleib und einem unsichtbaren physischen Leib bestand!) Leidenschaften, Triebe und Begierden in seinen astralischen Leib. Dieser Vorgang wird von Steiner als "Luzifer-Ereignis" bezeichnet und mit der Schilderung in 1. Mose 3 gleichgesetzt. "Ihr werdet sein wie Gott" (Gen 3,5) � w�re dieser Satz sp�ter � an das Ich gerichtet � geh�rt und befolgt worden, dann h�tte er in ruhiger Weise die Entwicklung des Menschen zum Geistesmenschen fortgesetzt. So aber, an den astralischen Leib gerichtet, geriet die gesamte Entwicklung durcheinander. Der Mensch wurde tiefer als geplant in die Materie verstrickt, und Ahriman als polarer Gegensatz zum �bergeistigen Luzifer redet ihm jetzt ein, es g�be nichts als Materie. Der physische Leib wurde sichtbar. Egoismus, Krankheit, L�ge und die M�glichkeit zum B�sen traten in die Welt.
"Der Christus" � Steiner gebraucht fast immer diese Bezeichnung mit Artikel � soll die Verstrickung in die Materie wieder aufheben und die Wiedervergeistigung des Menschen und des Kosmos einleiten. Wer ist "der Christus" nach anthroposophischem Verst�ndnis? Er ist der "Logos", die "Summe der sechs Elohim [Mehrzahl; d. Verf.], die mit der Sonne vereinigt sind, die also die Erde mit ihren Gaben geistig beschenken" (103,130). Von ihnen hat sich Jahwe als siebter Elohim, als Beherrscher der Mondengeister, die als verh�rtende, entwicklungshemmende Prinzipien t�tig sind, abgespalten. Auch hier finden wir bei Steiner deutliche Ankl�nge an gnostische Anschauungen, etwa bei dem fr�hen Gnostiker Satornil (Anfang des 2. Jahrhunderts n. Chr.): "Satontil lehrt, gleich wie Menander, einen allen unbekannten Vater, der Engel, Erzengel, Kr�fte und Gewalten gemacht h�tte. Von sieben Engeln sei die Welt und alles in ihr entstanden, auch der Mensch sei ein Engelgebilde ... Und der Gott der Juden, sagt er, sei einer der Engel, und weil den Vater alle `M�chte' vernichten wollten, sei Christus zur Vernichtung des Gottes der Juden erschienen und zur Rettung derer, die ihm glauben, das seien die, die den Lebensfunken in sich h�tten" (Irenaeus, adv. haer. I 24,1-2). Solche gnostischen "Parallelen" lie�en sich leicht vermehren. Aufs Ganze gesehen vertritt die A. eine historisch gedehnte und in ihrer universalen Weite moderne Form des >Synkretismus. Denn jene hohe Sonnenwesenheit, die sich als "der Christus" in "Jesus" verk�rpert, hat vorher schon andere Figuren der Religionsgeschichte als H�llen benutzt, um ihre lichtvollen Impulse in die Menschheitsgeschichte hineinzugeben, z.B. Vishva-Karman bei den Indern, Ahura-Mazdao bei den Persern, "Ich bin" (Jahwe) und die Elemente (etwa Wolken- und Feuers�ule) bei den Hebr�ern, Mysterieneingeweihte bei den �gyptern sowie � in zunehmender Dekadenz � bei den Griechen und R�mern. Mit "Indern" und "Persern" meint Steiner zun�chst nicht die uns bekannten Kulturen aus historisch erforschbaren Zeitr�umen, sondern vorhistorische Formen, deren Erforschung nur dem Hellseher m�glich ist und die die Vorstufen der uns bekannten "Inder" und "Perser" bilden (vgl. 601,205ff).
Die Verk�rperung des Christus in Jesus nun ist H�hepunkt und Abschluss aller anderen Verk�rperungen, weil hierdurch der entscheidende Impuls zur Wiedervergeistigung und Emporentwicklung in die Menschheit einflie�t. Der Ertrag aller bisherigen Verk�rperungen str�mt hier zusammen. Weil eine Individualit�t diese F�lle nicht fassen kann (sie w�rde die physische Leiblichkeit sprengen), sind zun�chst zwei Jesusknaben zur Ausbildung der einzelnen Leiber notwendig, und zwar einer, der die indische Buddha-, und einer, der die persische Zarathustra-Str�mung verk�rpert. Mit zw�lf Jahren ist die notwendige Reife erlangt. Beide Knaben flie�en in eine Individualit�t zusammen, wobei der physische Leib des einen stirbt. Die Lehre von den "zwei Jesusknaben" ist eine Steinersche Sonderlehre, die � ebenso wie die weiteren Spezifika der nachfolgend geschilderten Christosophie � in der Theosophie kein Vorbild hat und zur Trennung Steiners von der Theosophischen Gesellschaft beitrug. Bei der Jordantaufe verl�sst das Zarathustra-Ich laut Steiner den Jesusleib, und das Christus-Ich, der Christus-Sonnengeist tritt � symbolisiert durch die Taube � in ihn ein. Dieser Christus wird nun zum Verk�nder des "Ich", das auch als "Kyrios" ("Herr") bezeichnet wird. Der Mensch soll den "Gott in sich" finden und dadurch zum wahren Ich-Menschentum, zur Freiheit des Geisteslebens und zur Selbstbestimmung aufsteigen. Durch die Predigt des Christus erfolgt die Bewusstmachung des Ich, durch seine Heilungen die Auferweckung des Ich im Menschen. In diesen modern anmutenden Gedanken ist der Einfluss von Fichtes Ich-Philosophie un�bersehbar.
Nach anthroposophischem Verst�ndnis liefert der Christus selbst den Impuls zur Selbstvergottung, Selbststeigerung, Wiedervergeistigung und Weiterentwicklung des Menschen und des Kosmos � und zwar durch das "Mysterium von Golgatha". Hier gibt es nun f�r Steiner ein Ereignis von zentraler Bedeutung, das die biblischen Autoren allerdings so nicht berichten: Das Blut des am Kreuz H�ngenden sei in die Erde getropft und habe dadurch den entscheidenden Impuls zur Vergeistigung der Erde gegeben. Denn im Blut des am Kreuz H�ngenden wohnte "Sonnenkraft", die die Erden-aura verwandelte und die Wiedervereinigung der getrennten Himmelsk�rper Sonne, Mond und Erde in die Wege leitete. Christus, der "Sonnengeist", ist zum "Geist der Erde" geworden (103,132). Das Flie�en des Blutes beim Kreuzestod Jesu wird somit als entscheidender Impuls f�r das Weitergehen der Evolution betrachtet, als geradezu naturgesetzlicher Prozess. Wie hier bedient sich Steiner oft naturalistischer Begriffe in seiner Auslegung geistlicher Tatsachen. Hier schwingen offensichtlich >alchemistische Vorstellungen der mittelalterlichen Esoterik und des >Rosenkreuzertums mit. Die Wirkung des Blutes wird mit einer chemischen Reaktion gleichgesetzt, so wie wenn sich zwei Elemente (hier: Sonnen- und Erdenkr�fte) verbinden. Das soll auch erkl�ren, warum im Blut noch die Christuskraft wohnte, obwohl laut Steiner der Christus bei der Kreuzigung gar nicht mehr im Jesusleib war: Die zeitweilige Verschmelzung des Christus mit dem Jesus halte das Blut umgewandelt. Bereits im Garten Gethsemane hatte sich hingegen das Christus-Ich selber mehr und mehr aus dem Jesusleib zur�ckgezogen, was nach Meinung Steiners z.B. durch das Blutschwitzen Jesu, vollends aber durch den fliehenden nackten J�ngling (Mk 14,51f), der dem Christus entsprechen solle, angedeutet wird. Dieses Christusverst�ndnis weist deutliche Parallelen auf zum >doketischen System des Gnostikers Kerinth, eines Zeitgenossen Satornils und angeblichen Gegners des Evangelisten Johannes. Gem�� Kerinth ist auf Jesus nach der Taufe "von der obersten Macht, die �ber allem ist, Christus in der Gestalt einer Taube herabgestiegen, und darauf habe er den unbekannten Vater verk�ndigt und Machttaten vollbracht. Am Ende aber habe sich Christus wieder von Jesus getrennt, Jesus sei gekreuzigt worden und auferstanden. Christus aber sei leidensunf�hig geblieben, da er pneumatisch gewesen sei" (Irenaeus, adv. haer. I 26,1).
Es w�re falsch, einfach zu sagen, dass Steiner die "Selbsterl�sung" lehre, dass bei ihm "alles nur aus eigener menschlicher Kraft" gehe, wie manche Kritiker der A. behaupten. "Der Christus" hat durchaus etwas getan: Er hat die "Erbs�nde" (f�r Steiner: den "S�ndenfall", den er mit den antiken Gnostikern im Anschluss an den >Platonismus als ein Gebundenwerden des Geistigen durch die Materie verstand) �berwunden und den Impuls zur Wiedervergeistigung gegeben. Diese "Erl�sung" macht die Selbsterl�sung (den karmischen Ausgleich der einzelnen Aktuals�nden) m�glich, indem der Christus uns zeigt, wie die Kr�fte zur Besiegung der Materie in uns selber (!) gefunden werden. Freilich l�uft diese Erl�sungsvorstellung letztlich f�r den einzelnen Menschen doch auf eine >Selbsterl�sung hinaus, aber sie ist komplizierter, als gemeinhin angenommen wird.
Die Auferstehung, d.h. die R�ckkehr des Christusgeistes in den verdichteten �therleib des Jesus, ist Best�tigung f�r die begonnene Wiedervergeistigung der Erde. Und der Christus als der herabgestiegene "Sonnengeist", der zum "Erdgeist" geworden ist, wird durch "�thersehen", eine besondere Art des >Hellsehens, erkannt. Deshalb sind nach dem Verst�ndnis Steiners Himmelfahrt, Pfingsten, das Damaskus-Erlebnis des Paulus und die Wiederkunft des Christus weniger objektive Ereignisse au�erhalb des Menschen als vielmehr unterschiedliche Wahrnehmungsstufen im Menschen. Bei der Himmelfahrt geht die Gabe, den Christus hellseherisch wahrzunehmen, vor�bergehend verloren. An Pfingsten und vor Damaskus wird sie in einzelnen J�ngern wiedererweckt. Und "Wiederkunft" bedeutet, dass nach dem Zuendegehen des "Finsteren Zeitalters" ("Kali Yuga") im Jahre 1895 nach und nach immer mehr Menschen den Christus und sein l�ngst begonnenes Werk der Vergeistigung der Erde hellseherisch wahrnehmen k�nnen, indem sie die Gabe des �thersehens erlangen. Auf diese Gabe, die im Laufe der evolution�ren Entwicklung zum Geistesmenschen jeder bekommen wird, kann man heute schon durch anthroposophische Schulung gezielt hinarbeiten.
Nach dem Zeugnis der biblischen Offenbarung ist Jesus Christus der Sohn des lebendigen, pers�nlichen Gottes. Jesus Christus ist der einzige und wahre Weg zum Vater (Joh. 14,6), der durch seinen stellvertretenden Kreuzestod auf Golgatha die vollst�ndige Erl�sung und Befreiung von unseren S�nden erwirkt hat und der kraft seiner Auferstehung jedem Menschen ewiges Leben anbietet, der an ihn glaubt. Bei Steiner hingegen, der Jesus und Christus trennt und aus "Christus" (in der Bibel ein W�rdetitel) ein "Prinzip" macht, erfolgt durch den Blut-Erde-Kontakt ein kosmischer Impuls zum Weitertreiben der Evolution. Das sind zwei v�llig verschiedene Welten. Der biblischen Offenbarung tritt die menschlich-okkulte Spekulation gegen�ber, die nicht nur unbiblisch, sondern dar�ber hinaus noch geschmacklos und gottesl�sterlich ist. Der Steinersche Christus schenkt keine Erl�sung, sondern gibt einen � wenn auch "wichtigen" � Impuls zur Selbsterl�sung, zum Weiterschreiten im evolutiven Prozess durch die Verk�rperungen hindurch und zum Anh�ufen guter Taten. Die heidnische Re-inkarnations- und Karmalehre wird an die Bibel herangetragen, der alte, l�ngst �berwunden geglaubte Weg der Werkgerechtigkeit wieder beschritten � etwa gem�ss dem Goetheschen Motto: "Wer immer strebend sich bem�ht, den k�nnen wir erl�sen" (Faust II, Chor der Engel). Damit aber wird das Evangelium, die Frohbotschaft von der Erl�sung des S�nders, verraten.
Unsere Antwort auf die anthroposophischen Lehren l�sst sich kurz und konzentriert anhand der biblisch-reformatorischen Hauptartikel zusammenfassen:
a. Allein Jesus Christus ist der lebendige Sohn Gottes, ist wahrer Gott und wahrer Mensch, ist Erl�ser und Herr. Wer andere M�chte �ber oder neben Jesus Christus stellt oder einen anderen Christus verk�ndigt, als die Bibel es tut, der verk�ndigt einen Anti-Christus (Mt 24,24).
b. Allein die Heilige Schrift, die Bibel, ist die vollg�ltige, ausreichende und heilsnotwendige Offenbarung Gottes an uns. Wir brauchen keine "Erkenntnisse h�herer Welten" und keine "Akasha-Chronik". Wer "geistliche Wahrheiten" verk�ndigen will, die �ber die Schrift hinausgehen oder gar in Widerspruch zu ihrem Gesamtkontext und Wortsinn treten, wie es bei der A. der Fall ist � der verk�ndigt ein anderes, ein Anti-Evangelium (Gal 1,6).
c. Allein die Gnade ist der Ausweg aus der real existierenden und knechtenden Macht der S�nde � und nicht ein spekulativer Evolutionsimpuls eines verf�lschten Christus, der den Menschen zur Selbsterl�sung anspornen soll � und ihn damit in die Verzweiflung f�hrt (R�m 3,23f.).
4. Allein der Glaube als die kindliche, vertrauensvolle Annahme des Erl�sungsopfers Jesu Christi am Kreuz l�sst die Gnade im Leben des Christen wirksam werden und schafft Erl�sung � und nicht eine Spekulations- und Erkenntnissucht nach gnostischem Vorbild, die der menschlichen Selbststeigerung dient und Gott verdr�ngen will (R�m 3,28).
Unser Ergebnis lautet somit: Anthroposophische Weltanschauung und christlicher Glaube sind unvereinbar.
Zur weiteren Darstellung und Kritik s.: Akasha-Chronik; Astrologie; Biologisch-dynamischer Anbau; Bock, Emil; Christengemeinschaft; Erkenntnisse h�herer Welten; Eurythmie; >Hellsehen; Neuoffenbarung; Okkultismus; Re-inkarnation; Rittelmeyer, Friedrich; Spiritismus; Spirituelle Interpretation; Steiner, Rudolf; Theosophie; Theosophische Gesellschaft; Waldorfpaedagogik; Weleda-Medizin.
Lit.: A. Baumann, ABC der Anthroposophie, 1986. � Kritisch: L. Gassmann, Anthroposophie, 2000; Rudolf Steiner, 2002.
Lothar Gassmann
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de