Eurythmie

Klick auf den Kompass öffnet den Index(griech: eu rythmos = guter Rhythmus) ist eine Bewegungs-, Laut- und Ausdruckskunst innerhalb der Anthroposophie, die auch in anthroposophischen Heilst�tten, Schulen und Kinderg�rten eingesetzt wird. Am 24.8.1912 fand in M�nchen die Urauff�hrung des dritten Mysteriendramas Rudolf Steiners mit dem Titel "Der H�ter der Schwelle" statt.

Es enthielt zum ersten Mal ein k�nstlerisches Element, das den Kern der in den Monaten darauf ausgebildeten Eurythmie bildet: den Tanz der Geister. Betrachten wir die betreffende Stelle im sechsten Bild dieses Dramas:

"LUCIFER (mit breitem Tone jedes Wort hervorhebend):
In deinem Willen wirken Weltenwesen. (Von der Seite des Lucifer bewegen sich Wesen heran, welche Gedanken darstellen. In tanzartiger Weise f�hren diese Bewegungen aus, welche Gedankenformen, den Worten Lucifers entsprechend, darstellen.)

AHRIMAN (auch breit sprechend, doch rauh): Die Weltenwesen, sie verwirren dich. (Nach diesen Worten bewegen sich von Ahrimans Seite die Gedankenwesen und f�hren Tanzbewegungen, seinen Worten als Formen entsprechend, aus. Nach diesen werden die Bewegungen von beiden Gruppen zusammen ausgef�hrt.)" (Mysteriendramen, Steiner-TA 608,79).

Zur Erkl�rung sei an die Worte Steiners in der Einleitung zu seinem Drama erinnert:

"Die geistigen Wesenheiten, welche im 'H�ter der Schwelle' spielen, sind durchaus nicht allegorisch gedacht (...) Hielte der Schreiber dieser 'Seelenvorg�nge in szenischen Bildern' diese Wesen f�r Allegorien, so w�rde er sie nicht so darstellen, wie er es tut" (608,13).

Es handelt sich nach der Absicht Steiners also um wirkliche Geistwesen, die � verk�rpert in den Darstellern � auf der B�hne ihren Tanz auff�hren. Dies wird auch deutlich, wenn man die Definition betrachtet, die Steiner der im Sommer 1912 von ihm und Marie von Sivers entwickelten Eurythmie gibt.

"Wir denken uns unter dieser eurythmischen Kunst etwas, ich m�chte sagen wie eine Erneuerung, aber in durchaus moderner Form, der alten Tempel-Tanzkunst (...) Bei dieser handelt es sich nicht darum, irgend etwas Willk�rliches rein aus der Phantasie heraus zu schaffen, sondern darum, etwas hineinzustellen in die Welt, das aus dem Geistigen, aus den spirituellen Gesetzen des Weltendaseins selbst entnommen ist" (Eurythmie, Steiner-TA 642, 13f.).

Eurythmie wird verstanden als "sichtbare Sprache" oder "sichtbarer Gesang", der die Realit�t �bersinnlicher Welten auf Erden abbilden, ja, noch mehr: vergegenw�rtigen will:

"Wenn wir aber �bergehen zu dem Eurythmischen, wenn wir diese sichtbare Sprache der Eurythmie schaffen, dann stellt sich der Mensch gewisserma�en unbewusst (...) hinein auf den Plan der Erzengel, und er f�hrt die Bewegungen aus, die in der Erzengelwelt die Sprache bedeuten (...) Die Eurythmie ist das irdische Abbild der Erzengelsprache" (642,124).

Seit dem Jahr 1919 wurde die Eurythmie auch Kindern in den Waldorfschulen nahegebracht. Dass es mehr als eine harmlose Bewegungskunst oder ein "Turnen" ist, geht aus �u�erungen Steiners wie der folgenden hervor:

"Da kommen gew�hnlich die Lehrer der Stuttgarter Waldorfschule zu mir und sagen:
Dieses Kind hat diesen oder jenen seelischen oder k�rperlichen Fehler. � In solchem Falle ist es nur notwendig, mit einer gewissen �bersinnlichen Kraft des Sehens, mit einer gewissen Kraft des Schauens intuitiv zu erkennen, was man nun f�r eurythmische �bungen gerade diesem Kinde angibt, eurythmische oder Eurythmie-�hnliche �bungen. Und in der Tat, wir haben manchmal �berraschende Resultate erreicht ... " (642,94).

Kritik:

Durch der Bibel entlehnte Begriffe ("Engel", "Erzengel" usw.) bei Steiner darf man sich nicht t�uschen lassen, denn er meint damit etwas v�llig anderes als im christlichen Sinne: n�mlich h�herentwickelte Menschen, welche die "Engelstufe" erreicht haben und die noch im Erdenzustand lebenden Menschen angeblich geistig beschenken, damit auch diese sich zur "Engelstufe", "Erzengelstufe" usw. emporarbeiten k�nnen (vgl. 601,120f.; 613,37f.88). In Wirklichkeit kommen aber nicht die Engel Gottes und auch keine "h�herentwickelten Menschen", sondern nur die gefallenen Engel, die D�monen, dem Bestreben des Menschen entgegen, zu �bersinnlichen Welten zu gelangen, was die Bibel unmissverst�ndlich deutlich macht und wovor sie warnt (vgl. 1. Mose 3,1ff.; 1. Kor. 10,20; 2. Kor. 11,14; Jud. 6; Hebr. 1,4ff.; Offb. 12,8f. u.a.).

Eurythmie kann von ihren Wurzeln in der heidnischen Tempeltanzkunst her und gem�ss ihrem Selbstanspruch, dem Menschen unzug�ngliche �bersinnliche Welten auf Erden zu vergegenw�rtigen, aus christlicher Sicht nur als d�monisch inspirierte und D�monen herbeirufende Kunst verstanden werden. Betrachtet man die mit Geheimsymbolen gef�llten B�hnenbilder und seltsamen Bewegungsformen bei eurythmischen Auff�hrungen (einige sind in Steiners Buch "Eurythmie" fotografisch dokumentiert), dann ergibt sich f�r den unbefangenen Beobachter ein unheimlicher und finsterer Eindruck. Im "Lexikon des Geheimwissens" von H. Eurythmie Miers wird ausdr�cklich auf die �hnlichkeit zwischen der Steinerschen Eurythmie und dem brasilianischen >Macumba-Spiritismus hingewiesen:

"Nachdem von der Theosophie praktisch alle Religionen, der Okkultismus, die Magie und der Spiritismus bearbeitet worden waren, suchte Steiner auch die Kunst in den Dienst der anthroposophischen Theosophie zu stellen (...) Es handelt sich dabei (sc. bei der Steinerschen Eurythmie) besonders um Bewegungen, die das gesprochene Wort besser zum Ausdruck bringen sollen, �hnlich der Macumba, einem magischen Tanz der s�damerikanischen Eingeborenen" (Miers 1986, 138).

Steiner best�tigt dies indirekt, wenn er sagt:

"Der Rhythmus des Tanzes f�hrt zu den Urzeiten der Welt. Die T�nze unserer Zeit sind eine Degeneration der uralten Tempelt�nze, durch welche die tiefsten Weltgeheimnisse erkannt werden" (642,186).

Vor der Eurythmie als einer >okkulten Praktik ist somit deutlich zu warnen.

S. auch: Anthroposophie; Astrologie; Erkenntnisse h�herer Welten; >Macumba; Mystik; >Okkultismus; Reinkarnation; Spiritismus; Steiner, Rudolf; Waldorfpaedagogik.

Lit.: R. Steiner, Eurythmie, Steiner-TA 642. � Kritisch: L. Gassmann, Rudolf Steiner.

Lothar Gassmann


Index

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2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
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6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
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