Libertinismus

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Der Begriff Libertinismus (lat. libertinus = "der Freigelassene") (Libertinismus) wird in mehrfacher Weise benutzt.

1. Allgemein bezeichnet er ein Abweichen von anerkannter Norm, Lehre, Moral. Der Begriff wird im Regelfall abwertend gebraucht.

2. Oft wird er im historischen Sinne benutzt.

3. Wird der Begriff Libertinismus gegenwärtig nicht im historischen Sinn gebraucht, so bedeutet er abwertend moralische Freizügigkeit.

4. Darüber hinaus bezeichnet Libertinismus eine ungebundene, ja zügellose Lebensweise, die dem Neuen Testament gänzlich widerspricht und sich deshalb zu Unrecht auf die evangelische Freiheit beruft. Es ergeben sich also Berührungspunkte mit dem Antinomismus. Die Heilsbotschaft des Neuen Testaments wird missverstanden als Freiheit von jeglicher Ethik und damit faktisch zum Beharren in der Sünde (gegen Röm 6,1f.). – Das steht freilich gegen Jesus (Mt 5,17), Paulus und die gesamte Tendenz des Neuen Testaments, die die bleibende Bedeutung des Gesetzes in dreifacher Weise festhielten, wie dies durch die Reformation wieder ins Bewusstsein gerufen wurde: als Riegel (usus politicus), Spiegel (usus elenchticus seu theologicus), Regel (tertius usus). Vom Neuen Testament her ist eine positive Aufnahme des Begriffes Libertinismus nicht möglich. Auch in seiner historischen Verwendung bezeichnet er durchweg negative Erscheinungen.

5. Libertinismus stellt das Gegenteil des Perfektionismus dar. In der Praxis ist der Libertinismus mit "Zügellosigkeit" zu übersetzen. Alles sei erlaubt. Dietrich Bonhoeffer spricht von einer "billigen Gnade", welche der Libertinismus vertrete. Ein Christ könne leben wie er wolle, so wird behauptet, er habe ja die Gnade.

"Tue was Du willst, das sei dein ganzes Gesetz",

war aber auch das Motto des >Satanisten Aleister Crowley. Der Libertinismus stellt die Auflösung aller Werte und göttlichen Gebote in der Gegenwart dar.

Kritik: Jesus Christus spricht:

"Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten" (Joh 14,15).

Als Frucht des Glaubens ist dies möglich. Paulus ist auch kein Gegner des Gesetzes an sich, sondern er wandte sich nur dagegen, dass das Gesetz als Heilsweg verstanden werde. In Röm. 13,8-10 beschreibt er, wie der Glaube durch den Gehorsam Auswirkungen hat:

"Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den anderen liebt, der hat das Gesetz erfüllt ... Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe die Erfüllung des Gesetzes."

Es gibt also keine göttliche Liebe ohne die Gebote Gottes. Dies wäre eine willkürliche Interpretation und letztendlich Verführung. Der Libertinismus wird im >antichristlichen Reich enden.

S. auch: >Ethik; Gemeinde; Liebe; >Gnade; Autonomie; Anarchismus; Antichrist.

Lit.: Art. Libertiner 1. – 3. RE (Realenzyklopädie für protestantische Theologie), hg. v. A. Hauck, Bd. 11, 456-461, 1902.

Walter Rominger (1-4) / Lothar Gassmann (5)


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Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de