Marienverehrung
der R�misch-Katholischen Kirche

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Die Katholische Kirche (KK) empfiehlt die Verehrung der Heiligen als F�rsprecher (Heiligenverehrung) sowie der "Gottesmutter" Maria als Urbild der Kirche. Irdische und himmlische Kirche geh�ren nach katholischem Verst�ndnis untrennbar zusammen. Die himmlische Kirche (ecclesia coelestis) besteht aus den verstorbenen Heiligen, die f�r die Glieder der irdischen Kirche F�rsprache tun. Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) hei�t es:

"Die Einheit der Erdenpilger mit den Br�dern, die im Frieden Christi entschlafen sind, wird also keineswegs unterbrochen, sie wird vielmehr nach dem best�ndigen Glauben durch die Mitteilung geistlicher G�ter gest�rkt ... Denn dadurch, da� die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche st�rker in der Heiligkeit ... h�ren sie nicht auf, ... beim Vater f�r uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben ... Daher findet durch ihre br�derliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe ... Unser Gebet f�r die Verstorbenen kann nicht nur ihnen selbst helfen: wenn ihnen geholfen ist, kann auch ihre F�rbitte f�r uns wirksam werden" (Lumen Gentium 49 f.; KKK Nr. 955 f. 958).

Besondere Verehrung wird Maria dargebracht. Als Mutter Christi ist sie zugleich Mutter des mystischen Leibes Christi, also der Kirche:

"Die Jungfrau Maria ... wird als wahre Mutter Gottes und des Erl�sers anerkannt und geehrt ... 'Sie ist ausdr�cklich Mutter der Glieder (Christi), ... weil sie in Liebe mitgewirkt hat, da� die Gl�ubigen in der Kirche geboren werden, die jenes Hauptes Glieder sind`" (Lumen Gentium 53; KKK Nr. 963).

Die Mitwirkung Marias bei der Geburt der Gl�ubigen erfolgt in Form ihrer F�rbitte. Diese wiederum setzt ihre durch die "unbefleckte Empf�ngnis" gew�hrleistete Gnadenmittlerschaft ("Mittlerin zum Mittler") sowie ihre "Aufnahme mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit" voraus � beides Dogmen, die erst im 19. und 20. Jahrhundert verk�ndet wurden. Einflussreiche Kreise und Vision�rinnen in der KK fordern inzwischen sogar, Maria zur "Miterl�serin" neben Christus zu erkl�ren � gegen klare biblische Aussagen wie Joh 14,6; Apg 4,12; 1. Tim 2,5 u.a.!

Papst Pius XII. hat die Hauptt�tigkeiten Marias nach katholischer Vorstellung in seinem Rundschreiben "Mystici corporis Christi" von 1943 zusammengefasst:

"Sie hat, frei von jeder pers�nlichen oder erblichen Verschuldung und immer mit ihrem Sohn aufs innigste verbunden, Ihn auf Golgatha zusammen mit dem g�nzlichen Opfer ihrer Mutterrechte und ihrer Mutterliebe dem Ewigen Vater dargebracht als neue Eva f�r alle Kinder Adams, die von dessen traurigem Fall entstellt waren. So ward sie, schon zuvor Mutter unseres Hauptes dem Leibe nach, nun auch aufgrund eines neuen Titels des Leids und der Ehre im Geiste Mutter aller seiner Glieder. Sie war es, die durch ihre m�chtige F�rbitte erlangte, da� der schon am Kreuz geschenkte Geist des g�ttlichen Erl�sers am Pfingsttag der neugeborenen Kirche in wunderbaren Gaben gespendet wurde. Sie hat endlich dadurch, da� sie ihr namenloses Leid tapfer und vertrauensvoll trug, mehr als alle Christgl�ubigen zusammen, als wahre K�nigin der M�rtyrer 'erg�nzt, was an den Leiden Christi noch fehlt ... f�r seinen Leib, die Kirche` (Kol 1,24). Sie hat den geheimnisvollen Leib Christi, der aus dem durchbohrten Herzen des Heilands geboren ward, mit derselben innigen Mutterliebe und Sorge begleitet, womit sie das Jesuskind in der Krippe und an ihrer Brust umhegte und n�hrte. Ihrem unbefleckten Herzen haben Wir vertrauensvoll alle Menschen geweiht. M�ge sie, die hochheilige Mutter aller Glieder Christi, strahlend jetzt in der Himmelsglorie mit Leib und Seele und herrschend droben mit ihrem Sohn, von Ihm inst�ndig erflehen, da� reiche Str�me der Gnade unaufh�rlich herabflie�en vom erhabenen Haupt auf die Glieder des geheimnisvollen Leibes" (Neuner-Roos Nr. 482).

Verschiedene Eigenschaften werden Maria zugeschrieben, die wir nachfolgend im Einzelnen betrachten und pr�fen.

B. Eigenschaften Marias gem�� r�misch-katholischer Lehre

Unbefleckte Empf�ngnis

Maria sei unbefleckt (ohne Erbs�nde) empfangen worden. Lateinisch ist hier die Rede von der Maria Immaculata, der unbefleckten Empf�ngnis. Das Dogma der von der "Unbefleckten Empf�ngnis" wurde verk�ndet durch Papst Pius IX. in der Bulle "Ineffabilis Deus" am 8. Dezember 1854 und nachtr�glich als Dogma unfehlbarer Art bezeichnet. Weil das Unfehlbarkeitsdogma erst 1870 kam, wurde jenes dann r�ckwirkend auch als unfehlbare Lehre verk�ndigt. Darin wird behauptet, dass Maria keinen Augenblick ihres Daseins unter der Herrschaft der S�nde gestanden habe und dass sie durch die zuvorkommende Erl�sung Christi die einzige Ausnahme vom Gesetz der Erbs�nde darstelle. Dieses Dogma lautet:

"Die Lehre, da� die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empf�ngnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allm�chtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erl�sers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbs�nde rein bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und deshalb von allen Gl�ubigen fest und standhaft zu glauben. Wenn sich deshalb jemand, was Gott verh�te, anma�t, anders zu denken, als es von Uns bestimmt wurde, so soll er klar wissen, da� er durch eigenen Urteilsspruch verurteilt ist, da� er an seinem Glauben Schiffbruch litt und von der Einheit der Kirche abfiel, ferner, da� er sich ohne weiteres die rechtlich festgesetzten Strafen zuzieht, wenn er in Wort oder Schrift oder sonstwie seine Auffassung �u�erlich kundzugeben wagt" (Neuner-Roos Nr. 479).

Maria war also angeblich ohne Erbs�nde. Das bedeutet unbefleckte Empf�ngnis. Die Urschuld der Stammeltern, Adam und Eva, sei nicht auf sie �bergegangen. Schon ihre Mutter, als sie sie empfangen hat, habe sie so empfangen, dass sie nicht mit der Erbs�nde infiziert wurde. Und dann wird weiter gesagt, dass Maria w�hrend ihres ganzen Lebens frei von jeder pers�nlichen S�nde geblieben sei, da ja die Erbs�nde nicht in ihr wohnte und sie somit bewahrt wurde � und zwar aufgrund der Verdienste ihres Sohnes Jesus Christus, welche ihr bereits r�ckwirkend zuteil wurden.

Die Jungfrau Maria gilt als Gegenbild zur Jungfrau Eva. So wie Eva ungehorsam war, war Maria gehorsam und hat durch ihren Glauben dem Sohn Gottes das irdische Leben erm�glicht. Indem sie selber eben schon unbefleckt empfangen worden war, war sie nach katholischem Verst�ndnis dazu in der Lage.

"Der Tod kam durch Eva, das Leben durch Maria",

wird im Anschluss an den Heiligen Iren�us in Lumen Gentium, Artikel 56, im Katechismus unter Nr. 494, zitiert.

Diese Lehre besitzt allerdings einen gro�en Schwachpunkt:

Nirgends in der Heiligen Schrift findet sich die leiseste Andeutung einer unbefleckten Empf�ngnis Marias. Im Gegenteil, in R�mer 3 hei�t es:

"Da ist keiner, der gerecht ist, nicht einer ... Es ist kein Unterschied: sie sind allzumal S�nder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erl�sung, die durch Christus Jesus geschehen ist" (R�m 3,10.23).

Selbst von katholischen Exegeten wird zugegeben, dass die Lehre von der "unbefleckten Empf�ngnis" Marias keine biblische Grundlage besitzt. So schreibt etwa der katholische Exeget Heinz Sch�rmann in Bezug auf das "voll der Gnaden" (gratia plena) in Lk 1,28:

"Da� sachlich die unbefleckte Empf�ngnis Mariens eingeschlossen sei, ist eine Erkenntnis, die wir nicht mit Hilfe der philologisch-historischen Methode erheben, sondern nur dem Tiefblick des kirchlichen Glaubensbewusstseins verdanken k�nnen" (H. Sch�rmann, Das Lukasevangelium. Erster Teil: Kommentar zu Kap. 1,1-9,50, HThK, Freiburg / Basel / Wien, 2. Aufl. 1982, S. 45).

Mutter Gottes

Ein weiterer Titel, der Maria schon beim Konzil von Ephesus 431 � gegen die Nestorianer gerichtet � zuteil wurde, ist der Titel "Mutter Gottes" oder "theotokos" (Gottesgeb�rerin). Nestorius wollte Maria nur als Mutter Jesu Christi bezeichnen, aber nicht als Mutter Gottes, da der ewige Gott keine Mutter haben k�nne. Nestorius wurde entgegen gehalten, dass deshalb, weil Jesus Christus die zweite Person der g�ttlichen Dreieinigkeit ist und damit eben auch in seiner Wesenheit Gott ist, Maria trotzdem als Mutter Gottes bezeichnet werden k�nne und solle. Ansonsten w�rde die Gottheit Jesu Christi geschm�lert.

Die Bezeichnung "Mutter Gottes" oder "Gottesgeb�rerin" � so ist kritisch anzumerken � ist freilich insofern nicht falsch, aber dennoch sehr missverst�ndlich. Man beachte etwa: In R�mer 1, 3-4 ist die Rede von

"Jesus Christus, unserem Herrn, der geboren ist aus dem Geschlecht Davids nach dem Fleisch"

(also durch seine irdische Mutter, die aus dem Geschlechte Davids stammt),

"und nach dem Geist, der da heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten".

Jesus ist Sohn Gottes, Gott ist sein Vater, Maria seine irdische Mutter. Aber Jesu Gottheit wird in der Bibel nicht gem�� seiner irdischen Abstammung von Maria, sondern aufgrund seiner Zeugung durch den Heiligen Geist betont. Den Begriff "Gottesgeb�rerin" auf Maria anzuwenden, kann deshalb zu dem Missverst�ndnis f�hren, Maria irgendwelche g�ttlichen Eigenschaften zuzuschreiben, was aber nach biblischer Aussage nicht der Fall ist. Gott ist Jesus allein aufgrund seiner Zeugung durch den Heiligen Geist � und nicht durch Maria. Dass diese Unterscheidung in der katholischen Lehre und Volksfr�mmigkeit nicht gewahrt wurde, zeigt die weitere Darstellung der r�misch-katholischen Mariologie.

Immerw�hrende Jungfr�ulichkeit Marias

Die "immerw�hrende Jungfr�ulichkeit Marias", wie sie im Katholizismus gelehrt wird, ist zu unterscheiden von der Jungfrauengeburt Jesu Christi. Jungfrauengeburt bedeutet, dass Jesus Christus von Maria ohne Samen eines Mannes durch den Heiligen Geist gezeugt und empfangen wurde und dass Maria bis zu diesem Zeitpunkt Jungfrau gewesen war. Diese Lehre, die auch von der Katholischen Kirche vertreten wird, besitzt eine klare biblische Grundlage, etwa in Matth�us 1, 20: "Das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.", spricht der Engel zu Josef.

Man kann sich unter Umst�nden auch bereits auf Jesaja 7, 14 berufen. Hier ist von der �Alma� die Rede:

"Seht, die Jungfrau wird ein Kind empfangen, einen Sohn wird sie geb�ren."

"Alma" kann "Jungfrau", aber auch "junge Frau" bedeuten. Die Septuaginta entschied sich f�r die �bersetzung "parthenos", "Jungfrau", was auch der wahrscheinlicheren lectio difficilior (schwierigeren Lesart) entspricht. Au�erdem w�re die Verhei�ung "Eine junge Frau wird ein Kind empfangen" kein besonderes Zeichen gewesen, aber dass eine Jungfrau ein Kind empf�ngt, das ist ein g�ttliches Gnadenzeichen, welches durch die Beschreibung bei den Evangelisten dann auch best�tigt wird.

W�hrend also die Jungfr�ulichkeit Marias bei der Zeugung Jesu eine gute biblische Grundlage hat, ist die andere Behauptung der R�misch-Katholischen Kirche �u�erst fraglich, n�mlich die Ansicht, Maria sei allezeit Jungfrau geblieben, auch noch nach der Empf�ngnis Jesu. Im Katechismus wird hierzu unter Nummer 500 gesagt:

"Man wendet manchmal dagegen ein, in der Schrift sei von Br�dern und Schwestern Jesu die Rede."

Hierzu werden auch Bibelstellen genannt: Markus 3, 31-35; 6, 3; 1. Korinther 9, 5 und Galater 1, 19. Im KKK hei�t es weiter:

"Die Kirche hat diese Stellen immer in dem Sinn verstanden, da� sie nicht weitere Kinder der Jungfrau Maria betreffen. In der Tat sind Jakobus und Josef, die als �Br�der Jesu` bezeichnet werden (Mt 13,55), die S�hne einer Maria, welche J�ngerin Jesu war und bezeichnenderweise �die andere Maria` genannt wird (Matth�us 28,1). Gem�� einer bekannten Ausdrucksweise des Alten Testamentes handelt es sich dabei um nahe Verwandte Jesu. Jesus ist der einzige Sohn Marias" (KKK Nr. 500 f.).

Dies ist jedoch � wie wir noch ausf�hrlicher darstellen werden � eine gek�nstelte Auslegung. Man geht hier von einem falschen platonischen Verst�ndnis von Heiligkeit aus, bei welchem man jede Form von geschlechtlicher Begegnung als verunreinigend betrachtet hatte. Weil man (gegen die Heilige Schrift) behauptet, Maria sei allezeit ohne S�nde geblieben (s.o.), muss sie also auch ohne geschlechtliche Begegnung mit einem Mann geblieben sein. Aber das ist keine biblische Lehre, sondern Gott sagt in seinem Wort ganz klar, da� innerhalb der ehelichen Gemeinschaft die Zeugung von Kindern m�glich, ja sogar geboten ist:

"Seid fruchtbar und mehret euch!" (1. Mose 1,28).

"Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk" (Ps 127,3).

Warum sollte Maria von diesem Gebot und Segen ausgenommen sein, nachdem sie den jungfr�ulich empfangenen Sohn Gottes zur Welt gebracht hatte? Nirgends in der Heiligen Schrift wird gesagt, Maria sei ihr ganzes Leben s�ndlos geblieben. Nirgends wird gesagt, sie habe nie mehr Kinder empfangen. Hingegen werden in den Evangelien Br�der und Schwestern Jesu erw�hnt, die in der katholischen Tradition als "Vettern" und "Cousinen" umgedeutet werden m�ssen, was aber sehr gek�nstelt ist (s.u.).

Mitwirkung Marias am Heilswerk

Maria, so wird behauptet, wirkt mit ihrem Sohn beim Heilswerk mit. Im r�misch-katholischen Katechismus wird unter Nummer 964 von einer Verbindung der Mutter mit dem Sohn im Heilswerk gesprochen. Es wird zitiert aus Lumen Gentium 58, wo es hei�t:

"Auch die selige Jungfrau ging den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz, wo sie nicht ohne g�ttliche Absicht stand, heftig mit ihrem Eingeborenen litt und sich mit seinem Opfer in m�tterlichem Geist verband, indem sie der Darbringung des Schlachtopfers, das sie geboren hatte, liebevoll zustimmte. Und schlie�lich wurde sie von Christus selbst, als er am Kreuz starb, dem J�nger zur Mutter gegeben mit den Worten: �Frau, siehe da, dein Sohn!� (Joh 19,26-27)."

Das aber ist eine gef�hrliche Tendenz, die das einzigartige Erl�sungswerk Christi tr�bt. Nun wird zwar behauptet, das Erl�sungswerk durch Christus werde nicht geschm�lert durch Maria � dieses sei wirklich einzigartig und zentral -, aber sie habe eben doch mitgewirkt, und zwar indem sie dem Erl�sungswerk ihres Sohnes "voll und ganz zustimmte". Dadurch sei sie

"das Vorbild des Glaubens und der Liebe" geworden und damit "das Urbild der Kirche" (KKK Nr. 967).

W�rtlich hei�t es in Lumen Gentium 61:

"Sie hat beim Werk des Erl�sers in ganz einzigartiger Weise in Gehorsam, Glaube, Hoffnung und brennender Liebe mitgewirkt, das �bernat�rliche Leben der Seelen wiederherzustellen. Deswegen ist sie uns in der Ordnung der Gnade Mutter."

In Lumen Gentium 62 wird Maria bezeichnet als "F�rsprecherin", "Helferin", "Beistand" und "Mittlerin", wobei der letzte Begriff besonders problematisch und missverst�ndlich ist und wir daher auch noch ausf�hrlicher darauf eingehen m�ssen. Ausdr�cklich wird betont in Lumen Gentium 60, zitiert im Katechismus, Nummer 970:

"Jeder heilsame Einflu� der seligen Jungfrau auf die Menschen ... flie�t aus dem �berflu� der Verdienste Christi hervor, st�tzt sich auf seine Mittlerschaft, h�ngt ganz und gar von ihr ab und sch�pft aus ihr seine ganze Kraft."

Aus all diesen Gr�nden k�nne Maria verehrt werden in der hyperdulischen Weise, in einem Kult eigener Art, als Gottesgeb�rerin, im marianischen Gebet, im Rosenkranzgebet

"Ave Maria", "Gepriesen seiest du, Maria, Mutter Gottes".

Zur Beurteilung siehe unten.

Himmelfahrt Marias

Erst sehr sp�t, im Jahre 1950, wurde ein weiteres Dogma verk�ndigt, ein "unfehlbares Dogma", wie es beansprucht wurde, die Aufnahme Marias nach Leib und Seele in den Himmel (Himmelfahrt Marias). Es wurde am 1. November 1950 am Allerheiligen-Fest von Papst Pius XII. definiert:

"Nachdem Wir nun immer wieder inst�ndig zu Gott gefleht und den Geist der Wahrheit angerufen haben, verk�nden, erkl�ren und definieren Wir zur Verherrlichung des allm�chtigen Gottes, dessen ganz besonderes Wohlwollen �ber der Jungfrau Maria gewaltet hat, zur Ehre seines Sohnes, des unsterblichen K�nigs der Ewigkeit, des Siegers �ber S�nde und Tod, zur Mehrung der Herrlichkeit der erhabenen Gottesmutter, zur Freude und zum Jubel der ganzen Kirche, in Kraft der Vollmacht unseres Herrn Jesus Christus, der heiligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer eigenen Vollmacht: es ist eine von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit, da� die unbefleckte, immer jungfr�uliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist. Wenn daher, was Gott verh�te, jemand diese Wahrheit, die von Uns definiert worden ist, zu leugnen oder bewu�t in Zweifel zu ziehen wagt, so soll er wissen, da� er vollst�ndig vom g�ttlichen und katholischen Glauben abgefallen ist."

Mit anderen Worten: Wenn ein Katholik dieses nicht glaubt, ist er vollst�ndig vom katholischen Glauben abgefallen! Also wenn jemand noch Mitglied der Katholischen Kirche ist, bereits auch wiedergeboren ist und trotzdem an dieser Lehre nicht festh�lt, dann ist er im Grunde gar nicht mehr wirkliches Mitglied der Katholischen Kirche. Im Grunde steht er oder sie dann schon drau�en!

In diesem Dogma wird also ausgef�hrt, da� Maria von der Verwesung des Todes bewahrt blieb, mit der Begr�ndung:

"Da er (Gott) ihr die gro�e Ehre erweisen konnte, sie vor der Verwesung des Todes zu bewahren, mu� man also glauben, da� er es wirklich getan hat" (Neuner-Roos Nr. 483).

Also was Gott tun kann, das tut er auch, wird argumentiert. Und Maria wurde schon seit dem zweiten Jahrhundert n. Chr. als die neue Eva, die bessere Eva, hingestellt. Sie blieb ...

"von der Verwesung im Grab verschont", um "als K�nigin zu erstrahlen" (Neuner-Roos Nr. 485). Im Katechismus wird zu diesem Dogma Folgendes ausgef�hrt:

"Die Aufnahme der heiligen Jungfrau ist eine einzigartige Teilhabe an der Auferstehung ihres Sohnes und eine Vorwegnahme der Auferstehung der anderen Christen" (KKK Nr. 966).

Es wird von der Katholischen Kirche zugegeben, dass es hierf�r keine biblische Grundlage gibt, aber betont, dass daf�r eine lange Tradition vorliege und man von daher dieses getrost als unfehlbares Dogma verk�ndigen k�nne, was ohnehin seit Jahrhunderten im Volksglauben vorhanden gewesen sei � eine �u�erst d�nne Basis f�r eine derma�en wichtige Lehr- und Glaubensentscheidung! Die Grundlage bildet die spezifisch katholische und umstrittene Lehre von Schrift, Tradition und Lehramt (siehe dort).

C. Das Verh�ltnis Marias zu Jesus Christus

Es wird behauptet, da� Marias m�tterliche Aufgabe gegen�ber den Menschen die einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise verdunkele oder mindere, sondern ihre Wirkkraft aufzeige (Neuner-Ross Nr. 493). Die Wirkkraft des einzigen Mittlers Jesus Christus wird also betont, aber die Wirkung Marias h�ngt r�ckwirkend ab von dem Verdienst Christi, welches er am Kreuz erworben hat. So hei�t es beim Zweiten Vatikanischen Konzil, die Wirkung Marias flie�e "aus dem �berflu� der Verdienste Christi", st�tze sich auf seine Mittlerschaft, h�nge von ihr vollst�ndig ab und erhalte aus ihr ihre ganze Wirkkraft (Neuner-Roos Nr. 493).

Man fragt sich dann nat�rlich, warum dies n�tig ist, wenn wir doch dieses vollg�ltige Opfer Christi haben: Warum braucht es dann noch jemanden, der diese Wirkkraft erweitert oder zur Geltung bringt? Reicht es nicht aus, wenn wir sagen: Jesus allein? Diese Frage ist nat�rlich an diese mariologische Position zu stellen Zur Beantwortung gehen wir jetzt noch etwas mehr in die Tiefe und betrachten die Argumentation etwa des katholischen Apologeten Alan Schreck in seinem Buch "Christ und Katholik". Bei ihm werden noch weitere Argumente angef�hrt, warum Maria so besonders gew�rdigt wird und die Hyperdulie, diese besondere Verehrung, erh�lt.

Das erste Argument ist, dass Gott Maria ehrte,

"indem er sie von Ewigkeit her vorherbestimmte, die Mutter des Erl�sers zu sein, durch die Gott selbst in die menschliche Geschichte eintreten w�rde" (Schreck, S. 170).

- Hierzu k�nnen wir auch aus evangelischer Sicht sagen: Es ist ein gro�es Gnadengeschenk, welches diesem Menschen Maria zuteil wurde. Aber wir k�nnen �berhaupt nichts sagen �ber die Voraussetzung, welche sie mitbrachte, weil die Heilige Schrift dar�ber sich nicht �u�ert. Man kann also nicht behaupten, Maria sei Erbs�nde gewesen; dar�ber sagt die Bibel nichts � im Gegenteil (s.o.)! Man kann auch nicht behaupten, Maria h�tte keine weiteren Kinder gehabt � das steht im Widerspruch zu mehreren neutestamentlichen Stellen (s.u.). Solche katholischen Lehren entstammen blo�er Lehrtradition, und diese ist entstanden aus der R�ckkonstruktion dessen, dass Maria als Jungfrau in einzigartiger Weise den Sohn Gottes zur Welt bringen durfte und hierzu von Gott gew�rdigt wurde. Aus diesem wurde von der katholischen Kirche r�ckgefolgert, dass Maria ein besonders zubereitetes Gef�� habe sein m�ssen. Dies ist eine theologische Folgerung ohne exegetische Verankerung in der Heiligen Schrift.

Nat�rlich geht aus der Heiligen Schrift hervor, da� Maria eine gehorsame Magd des Herrn war. So etwa in Lukas 1, 38, wo sie antwortet, als der Engel ihr die Geburt des Sohnes Gottes durch sie verhei�t:

"Ich bin die Magd des Herrn. Mir geschehe, wie du es gesagt hast." (Fiat mihi.)

Mehr k�nnen wir dar�ber aber nicht sagen. Alan Schreck schreibt hingegen in seinem katholisch-apologetischen Werk:

"Katholiken ehren Maria wegen dieses gro�en Glaubens und ihres Gehorsams. Viele fr�hchristliche Schriftsteller sprechen davon, da� Gott es zulie�, da� sein ganzer Heilsplan von Marias freier Zustimmung zur Botschaft des Engels abhing. Wegen ihres Ja zu Gott ist Maria die neue Eva, die das Nein der ersten Eva umkehrte. Durch den Ungehorsam Evas wurde die ganze Menschheit in die S�nde verstrickt; Marias Gehorsam Gott gegen�ber �ffnete den Weg f�r das rettende Werk Jesu" (S. 171).

Und dann folgert man daraus, dass Maria eine Miterl�serschaft insofern bewirkt habe, dass sie ihre Zustimmung gegeben habe und ein besonders zubereitetes Gef�� ohne Erbs�nde gewesen sei. Das sind dann weitere � allerdings willk�rliche und unbiblische � Konsequenzen. Es ist n�mlich mit Sicherheit eine �bertreibung, zur Rolle Marias zu sagen, Gott h�tte sein Heilswerk ohne sie nicht durchf�hren k�nnen. In Wirklichkeit h�tte sich Gott auch jemand anderen berufen k�nnen. Er besitzt ja sogar die Macht, "aus Steinen Kinder zu erwecken" (Mt 3,9). Weil Gott allm�chtig ist, ist er nicht auf Menschen angewiesen, sondern er l�dt Menschen ein, �Ja� zu sagen, und das hat Maria gehorsam im Glauben positiv beantwortet, aber diese positive Antwort Marias zur Erw�hlung durch Gott war auch das einzige, was �ber das Handeln Marias gesagt werden kann. Es geht auf jeden Fall zu weit, wenn A. Schreck Folgendes behauptet in Ankn�pfung an ein Zitat von Iren�us von Lyon (Gegen die H�resien III, 22, 4):

"So wurde der Knoten des Ungehorsams der Eva durch den Gehorsam Mariens gel�st; denn was die Jungfrau Eva durch ihren Unglauben angebunden hatte, das l�ste die Jungfrau Maria durch ihren Glauben" (A. Schreck, S. 172).

Im Neuen Testament steht �berhaupt nichts davon, dass die S�nde Evas und Adams durch Maria r�ckg�ngig gemacht wird, sondern allein durch Jesus als den neuen Adam. Adam und Eva waren ja ein Paar (man kann vielleicht sogar von Ehepaar reden), w�hrend Jesus und Maria in dieser Form nicht vergleichbar sind, sondern Jesus ist wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich. Maria ist eben nur ein Mensch, und Jesus hat ein unvergleichlich gr��eres Opfer gebracht im Vergleich zur S�nde Evas und Adams. �Pollo mallon� (griech.) � �um wie viel` mehr hat der zweite Adam gegen�ber dem ersten vollbracht (R�mer 5). Jesus Christus ist unvergleichlich gr��er als Adam, Eva oder Maria, denn Jesus Christus allein ist Gott.

Von Alan Schreck (S. 172) wird auch Lukas 11, 27 f. ins Feld gef�hrt, wo eine Frau Jesus zuruft: "Selig ist die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich gen�hrt hat." Aber was antwortet Jesus? "Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes h�ren und es befolgen." Das ist eine klare Abwehr einer �berbewertung Marias! Da will jemand Maria selig sprechen, man kann auch sagen: heilig sprechen, wenn man da noch weiter denken w�rde. Und Jesus antwortet:

"Selig sind die, die das Wort Gottes h�ren und bewahren!"

Nat�rlich geh�rte Maria auch zu den H�rern des Wortes Gottes dazu, aber man wollte sie ja gerade auf eine Person neben Jesus fixieren, und das lehnt der Herr ab. Selig sind alle (nicht nur Maria, sondern alle!), die das Wort Gottes h�ren und bewahren.

Das Zweite Vatikanische Konzil hat betont, dass Jesus der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen ist gem�� 1. Timotheus 2, 5. Aber der Vergleich zu Marias Aufgabe sieht dann so aus:

"Marias m�tterliche Aufgabe gegen�ber den Menschen aber verdunkelt oder mindert diese einzige Mittlerschaft Christi in keiner Weise, sondern zeigt ihre Wirkkraft. Jeglicher heilsame Einflu� der seligen Jungfrau auf die Menschen ... flie�t aus dem �berflu� der Verdienste Christi" (zit. nach Schreck, S. 176).

Wie bereits erw�hnt, findet sich hier eine gewisse Unlogik. Einerseits habe Jesus alles vollbracht, andererseits besitze Maria eben auch die Wirkkraft aus dem Verdienst Christi. Es ist eine schillernde Argumentation, bei welcher man Maria auf jeden Fall aufwertet � und wenn ein gesch�pfliches Wesen gegen�ber Jesus aufgewertet wird, wird Jesu einziges und einzigartiges Erl�sungswerk automatisch abgewertet, ob man es will oder nicht. Und so wird dann auch argumentiert, etwa wiederum bei Schreck, wenn er sagt:

"Gott selbst vollbringt und sorgt f�r alles, was wir Menschen brauchen; doch in dem Reichtum seines Planes hat er sich entschieden, seinen Gesch�pfen einen Anteil an seinem Werk anzuvertrauen" (S. 176).

Wie sieht dieser Anteil bei Maria aus? Schreck schreibt:

"Katholiken glauben, da� Maria eine herausragende Rolle der F�rbitte aufgrund ihres besonderen Platzes in Gottes Heilsplan inne hat. Jesus und Maria stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Jesus ist die Quelle aller g�ttlichen Gnade und allen Heils. Maria richtet ihre Gebete und unsere Aufmerksamkeit auf Jesus ... Gott hat Maria erw�hlt, ein einzigartiger Kanal der Gnade ihres Sohnes zu sein, aufgrund ihrer besonderen Beziehung zu ihm. Er gibt ihr eine m�tterliche F�rsorge f�r alle seine S�hne und T�chter. Weil Gottes Werk ewig w�hrt, war und ist Maria die Mutter Jesu und die Mutter aller Gl�ubigen. Sie ist nun bei Gott und f�hrt fort, f�r die N�te des Volkes Gottes einzutreten" (S. 176).

Maria sei also F�rsprecherin und Kanal der Gnade, die aus der Quelle Jesus flie�e. Diese Dialektik begegnet uns beim Zweiten Vatikanischen Konzil: einerseits Jesus als "einzige" Quelle, aber zugleich Maria als Vermittlerin, als Kanal. Dass der Begriff "Mittlerin" oder gar "Miterl�serin" �u�erst missverst�ndlich ist, wird im katholischen theologischen Denken selber zugegeben. So sagt etwa Schreck:

"Wenn Maria solche Titel wie �Mittlerin` oder �Miterl�serin` gegeben werden, mu� �u�erste Vorsorge getroffen werden, damit klar wird, da� Maria nur Teil hat an der Mittlerschaft und dem Erl�sungswerk Jesu Christi. Nichts, was sie getan hat oder tun k�nnte, k�nnte aus sich etwas verdienen und Erl�sung bringen. Wie wir, so kann auch Maria nur mit Gottes Gnade und seinem rettenden Plan mitwirken. Ihre besondere Rolle als F�rbitterin, als beispielhafte J�ngerin und als Mutter der Gl�ubigen stammt allein von Gottes souver�ner Wahl und seiner Gnade" (S. 177).

Es wird also � trotz aller vorsichtigen Formulierungen � letztlich doch eine "Mitwirkung" Marias behauptet. Wir stehen hier vor dem Ph�nomen des Synergismus (Zusammenwirken von Gott und Mensch am Erl�sungswerk) und auch Spiritismus (Kontakt mit Geistern), denn wo die F�rbitte von Verstorbenen in den Heilsplan einbezogen wird, begeben wir uns auf das Gebiet der jenseitigen M�chte, und das hat uns Gott in seinem klaren Wort verwehrt (5. Mose 18,9 ff. u.a.). So muss auch Schreck zugeben:

"Wo kommen diese Glaubensanschauungen her? In der Heiligen Schrift werden sie nicht ausdr�cklich gelehrt, und es ist auch nicht klar, da� sie durch die Predigt der ersten Apostel weitergegeben wurden. Eher sind diese Glaubensaussagen mit der Zeit entstanden, als die Christen st�rker die Aussagen der Bibel �ber Jesus und seine Mutter betrachteten. Als die Christen zu einem tieferen Verst�ndnis �ber Jesus als dem menschgewordenen Sohn Gottes kamen, begannen sie auch dar�ber nachzudenken, was das f�r das Verst�ndnis Marias bedeutet. Wenn Jesus wahrer Gott ist, ist es dann zum Beispiel nicht auch korrekt, wenn man von Maria als der Mutter Gottes spricht?" (S. 178).

So ist dies also im Laufe der Tradition entstanden. Als R�ckfolgerung aus dem Erl�sungswerk Christi, dann auf die Mutter, dann sogar auf die Gro�mutter Anna, die dann auch zwar nicht unbefleckt empfangen wurde, aber doch schon eine Vorstufe wiederum zu Marias S�ndlosigkeit gebildet habe. Da kann man letztendlich bis zu Adam und Eva zur�ckgehen, wenn man das in extenso weitertriebe. Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die beiden Grunds�tze, die im Katholizismus angegeben werden, damit eine Lehre sich herausbildet, die sich nicht in der Heiligen Schrift findet:

"Erstens wird kein christlicher Glaubenssatz der Bibel und der urspr�nglichen Tradition, die von den Aposteln an weitergegeben worden war, widersprechen" (Schreck, S. 178).

Also es darf eine neue Lehre der apostolischen Tradition nicht widersprechen. Was hei�t das nun aber? Es findet sich nat�rlich nicht alles und jedes in der Heiligen Schrift, und wenn man dann eine neue Lehre bildet, die zumindest dem nicht widerspricht, was schon dasteht, dann kann diese nicht unbedingt falsch sein, wird behauptet. Das ist aber ein Minimalargument, und man sagt nicht, es muss der Heiligen Schrift entsprechen, sondern darf ihr nicht widersprechen. Und damit hat man einen riesigen Raum, ein riesiges Feld f�r Spekulationen er�ffnet, der dann auch flei�ig genutzt wurde!

"Zweitens mu�te gezeigt werden, da� jede Einsicht, die sich aus der christlichen Offenbarung heraus entwickelt hat, schon �ber einen langen Zeitraum hinweg Annahme in Gottes Volk gefunden hatte" (Schreck, S. 178). � Hier findet sich das Argument der Dauerhaftigkeit einer Lehrtradition. Sie muss sich verankert haben im Volksglauben. Und was alle glauben, was die Kirche als Gesamtheit glaube, k�nne angeblich nicht falsch sein, auch wenn es in der Bibel selber nicht vorkommt. Und dies umso mehr, da der Katholischen Kirche ja der Beistand des Heiligen Geistes verhei�en sei, zugespitzt insbesondere in der Person des "unfehlbaren" Oberhauptes der R�misch-Katholischen Kirche, des Papstes � ein typischer Zirkelschluss (s. zur Kritik: Papsttum, Schrift, Tradition und Lehramt).

Aber in der Konsequenz dieser Argumentation wird in der r�misch-katholischen Lehre weiter behauptet: Die Tatsache, da� eine Lehre von den gro�en Hirten und Lehrern der Christenheit und durch die Gl�ubigen der Kirche best�ndig angenommen wurde, sei ein Zeichen daf�r, dass der Heilige Geist Gottes Volk zu diesem Verstehen gef�hrt habe. Mehrere Lehraussagen �ber Maria haben nach katholischer Ansicht diese Kriterien erf�llt und sind deshalb Teil der offiziellen Lehre der Katholischen Kirche, n�mlich "Maria als immerw�hrende Jungfrau", als "Mutter Gottes", als "unbefleckte Empf�ngnis" und die "Himmelfahrt Marias", die "unversehrte Aufnahme mit Leib und Seele in den Himmel" (Schreck, S. 178 ff.).

Die erste Lehre, die diese Kriterien erf�llt habe, sei "Maria als immerw�hrende Jungfrau". Das ist eine spezifisch katholische Lehre. Also nicht nur die Jungfrauengeburt Jesu wird gelehrt, sondern dass sie �berhaupt Jungfrau geblieben sei, sie h�tte keine weiteren Kinder bekommen (s.o.). Nun aber wei� auch Schreck um Stellen wie Matth�us 12, 46; Markus, 3, 31; 6, 3; Lukas 8, 19, wo von "Br�dern und Schwestern" (griech. adelphoi kai adelphai) Jesu die Rede ist.

Hinzu kommt Matth�us 1, 25:

"Er, Josef, ber�hrte sie, Maria, nicht, bis sie einen Sohn gebar und er gab ihm den Namen Jesus."

Hier steht im Griechischen: �eginosken�, was �erkennen� bedeutet, und das hat immer in diesem Zusammenhang den Sinn der geschlechtlichen Gemeinschaft. Es hei�t ausdr�cklich: "bis" sie Jesus geboren hatte, hatte Josef sie nicht ber�hrt, weil das Heilige in ihr eben jungfr�ulich zur Welt kommen sollte. Aber was war dann? Es w�re ja S�nde gewesen, h�tte sie sich ihrem Mann das ganze Leben verweigert. Dann w�re sie sicherlich nicht s�ndlos, wenn sie dann ihrem Mann das Leben so schwer gemacht h�tte, denn in 1. Kor 7,3 ff. lesen wir:

"Der Mann leiste der Frau, was er ihr schuldig ist, desgleichen die Frau dem Mann ..."!

Auch von Katholiken werden solche Bibelstellen zur Kenntnis genommen, aber sie werden anders interpretiert. Es wird betont, dass das griechische Wort f�r Br�der und Schwestern �adelphos� und �adelpha� auch gebraucht werde, um andere nahe Verwandte zu bezeichnen; Cousinen, Neffen, Nichten und andere. � Dieses Argument kann allerdings nicht �berzeugen, denn es wird im Neuen Testament ausdr�cklich immer wieder die N�he der Verwandtschaft zu Jesus betont, und wenn von Neffen oder Nichten die Rede w�re, gibt es im Griechischen andere Begriffe. Zum Beispiel in Kolosser 4, 10 wird Markus als Vetter des Barnabas vorgestellt, und da steht das griechische Wort �anepsios�. Oder Lukas gebraucht in Kapitel 1, 36 auch das Wort �syngenis� (Mitgezeugte), das die allgemeinere Bedeutung von Verwandten hat. Wenn die Evangelisten von "Vettern" oder "Cousins" Jesu h�tten berichten wollen, dann h�tten sie sicher diese eindeutigen Begriffe und nicht die Worte �adelphos� und �adelpha� benutzt, was gel�ufig f�r "Bruder" und "Schwester" steht. Diese Auslegung wird im �kumenischen "Evangelisch-Katholischen Kommentar zum Neuen Testament" best�tigt, wo es hei�t:

"�Br�der` und �Schwestern` m�ssen nat�rlich nach dem n�chstliegenden Verst�ndnis auf leibliche Geschwister Jesu gedeutet werden; es gibt keine Anhaltspunkt im Text, welche die Leser zu einem anderen Verst�ndnis f�hren w�rden ... Die Frage ist wegen des Dogmas von der immerw�hrenden Jungfr�ulichkeit Mariens heikel. Philologisch ist sie klar. �Die nach dem Semitischen bestehende M�glichkeit, da� in einzelnen F�llen mit adelphoi / adelphai weitere Verwandte bezeichnet werden, kann erst dann zu einem solchen Urteil f�hren, wenn das jeweils positiv nachgewiesen wird.` Wenn �Br�der` bzw. �Schwestern` im Griechischen ausnahmsweise �weitere Verwandte` hei�en soll, mu� das also durch den Kontext klar sein. Auch alte Kirchenv�ter wissen zwischen Br�dern und Vettern Jesu sehr wohl zu unterscheiden. Hundertprozentige Gewi�heit gibt es im Rahmen historischer Forschung nie; aber in diesem Fall ist die historische Wahrscheinlichkeit so hoch, wie sie nur sein kann" (Ulrich Luz, Das Evangelium nach Matth�us, Teilband 2: Mt 8-17, EKK I, Z�rich / Braunschweig 1990, S. 385.387).

D. Marienerscheinungen

Es existieren mehrere hundert angebliche Erscheinungen Marias in vision�rer Schau. Die bekanntesten Erscheinungen sind �berliefert aus Lourdes in S�dfrankreich, Fatima in Portugal und Medjugorje im fr�heren Jugoslawien. Wir beschr�nken uns nachfolgend auf Lourdes und Fatima.

Lourdes

Aus Lourdes werden insgesamt 18 Erscheinungen berichtet. Sie haben angefangen am 1. Februar 1858, als das 14j�hrige M�dchen Bernadette Soubirous in einer von Alters her spukverrufenen H�hle von Massabielle pl�tzlich eine Schau bekam und ihr angeblich Maria in wei�er Tracht erschien. Diese Erscheinung, "die sch�ne Frauengestalt", wie Bernadette Soubirous sagte, sch�rfte ihr das Beten des Rosenkranzes ein. Dabei wird Maria angerufen, vor Gott f�r uns einzutreten. Die Verehrung wird also sehr stark auf Maria gelenkt und nicht auf den dreieinigen Gott. Hier liegt eine Erscheinung vor, die vom eigentlichen Zentrum des Glaubens ablenkt, hin zu soteriologischen Nebenzentren (Nebenzentren des Heils).

Dieses M�dchen wurde nicht alt. Sie ist ins Kloster gekommen und hatte da unsagbare Schmerzen, wurde gepeinigt von Angriffen Satans und ist dann dort gestorben. 1933 wurde sie von Papst Pius XI. heilig gesprochen. Diese Angriffe des Teufels, verbunden mit Schmerzen und Krankheiten, sind typisch f�r etliche katholischen Heiligen und sprechen stark f�r d�monischen Einfluss (Heiligenverehrung).

Fatima

Die Erscheinungen in Fatima/Portugal begannen im Jahre 1917, inmitten des Ersten Weltkrieges � das ist der zeitliche Zusammenhang und entsprechend sind auch die Prophezeiungen von Fatima zu sehen. Sie h�ngen mit der Kriegssituation und mit dem Untergang des Zarenreiches zusammen. Und man kann sehr gut erkennen, dass hier auch der Wunsch der Vater des Gedankens ist, denn die urspr�nglich zum Teil geheimen Botschaften von Fatima (inzwischen wurden alle ver�ffentlicht) beziehen sich im wesentlichen auf Krieg, Beendigung des Krieges, Krisen in der Welt und in der Kirche. Vieles davon findet man ja auch schon im Neuen Testament, etwa in der Johannesoffenbarung und in Matth�us 24.

Wie erfolgten diese Erscheinungen? In Fatima sind es drei Kinder gewesen, denen Maria angeblich erschienen ist, und zwar

... "in einem wei�en Nebel schwebend, einen wundervollen Wohlgeruch verbreitend, als �Rosenkranz-K�nigin`; himmlischer Lichtschnee (der auch fotografiert wurde) rieselte vom blauen Himmel herab" (zit. nach: O. Markmann, Irrt�mer der Katholischen Kirche, S. 54).

Die Erscheinung hielt einen Rosenkranz in der Hand. Bei der sechsten Erscheinung geschah das "Sonnenwunder", angeblich von mehr als 70.000 Menschen beobachtet. Die Sonne habe pl�tzlich einen seltsamen Tanz aufgef�hrt, die Luft habe vibriert. Man kann sich vorstellen, dass es ein sehr hei�er Tag war und es muss irgendeine Himmelserscheinung geschehen sein, wie immer man sich das erkl�ren will. Das wird hier auf diese Marienerscheinungen hingedeutet. Nach diesen Erscheinungen stie� man auf eine Quelle in dem felsigen Boden, die 1921 pl�tzlich zu sprudeln begonnen habe. Auch das wurde als Erweis der G�te Marias gedeutet. Seither str�men unz�hlige Pilger nach Fatima, Hunderttausende pro Jahr, die sich dort Heilung erhoffen. Solche Wunder werden dann immer als echt anerkannt, wenn es die Katholische Kirche als mit ihrem Glaubensverst�ndnis vereinbar dokumentiert.

Das Unbiblische, Okkulte der Erscheinung wird vor allem daran deutlich, dass nicht auf Gott im Zentralen hingelenkt wird, sondern auf Maria im katholischen Sinn sowie auf das Beten des Rosenkranzes, also eine magisch-mantische Praktik, gegen die Jesus Christus sagt:

"Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erh�rt, wenn sie viele Worte machen" (Mt 6,7).

Ferner werden bei den Erscheinungen neue Offenbarungen zuteil, die �ber die Heilige Schrift hinausgehen (Neuoffenbarung en). Man kann die Erscheinungen erkl�ren als Wichtigtuerei von den Sehern, als Halluzination oder als d�monische Eingebungen, jedoch aus den genannten Gr�nden keinesfalls als g�ttliche Offenbarung.

E. Ergebnis

Maria war die Mutter Jesu, aber die Mutter Gottes kann sie nur mit Vorbehalt genannt werden, weil das sehr missverst�ndlich ist. Maria war Jungfrau, aber sie war keine immerw�hrende Jungfrau, sondern bekam nach der Empf�ngnis Jesu Christi weitere Kinder. Maria war kein s�ndloser �bermensch, sondern ebenfalls wie jeder andere der Erbs�nde �berworfen und kann nur durch Jesus Christus Erl�sung erlangen. Die Konstruktion, sie habe r�ckwirkend s�ndlos empfangen werden k�nnen, findet sich nicht in der Bibel, sondern ist eine gedankliche mariologische Konstruktion. In R�mer 5, 12 wird ausdr�cklich gesagt, dass der Tod zu allen Menschen durchgedrungen ist, weil sie alle ges�ndigt haben. Es steht nirgends: "mit Ausnahme von Maria"!

Gott hat Maria begnadet nach Lukas 1, 28. Das ist durchaus zutreffend, aber nicht dadurch, da� er sie vor der Erbs�nde Adams bewahrt h�tte, sondern indem er sie erw�hlt hat, seinen Sohn zu geb�ren. Die Katholische Kirche beruft sich auf Lukas 2, 34-35, wo es �ber Maria hei�t:

"Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird � aber auch durch deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen, damit �berlegungen aus vielen Herzen offenbar werden."

Dieses Schwert sei ein Symbol f�r Marias Teilhabe am Leiden Christi, wird behauptet. Aber Maria litt nicht f�r S�nden, sondern es waren Schmerzen des Mitleides. Es war kein Erl�sungsleiden, sondern ein Mitleiden mit ihrem Sohn, wie eine Mutter mit ihrem Kind mitempfindet, mittrauert und mitleidet. Mitleidsschmerzen k�nnen nicht verwechselt werden mit Erl�sungsschmerzen, die hat nur Jesus durchgemacht. Niemals ist Maria f�r unsere S�nden gestorben, sondern allein der Sohn Gottes.

Im Katholizismus wird Maria geradezu zu einer "Halbg�ttin" erhoben. Der Marienkult besitzt manche �hnlichkeit mit dem Kult der "Himmelsk�nigin", der in Jer 44 beschrieben und als "Gr�uel" von Gott verurteilt wird. Gegen alle Erhebungen der Mutter Jesu �ber ihre Rolle als gehorsame Magd des Herrn hinaus ist auf das Erste Gebot hinzuweisen:

"Ich bin der Herr dein Gott ... Du sollst keine anderen G�tter haben neben mir!`" (2. Mose 20).

Lothar Gassmann


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de