Weltmission

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F�r "Weltmission" werden heute zwei grunds�tzlich unterschiedliche Definitionen gegeben:

a) Weltmission ist die Missio Dei (Sendung Gottes) an die Welt.

Ihr Hauptschwerpunkt besteht darin, ungerechte Strukturen (soziale Ausbeutung und Unterdr�ckung, Hunger, Armut, Umweltverschmutzung, Rassen-, Klassen- und Geschlechterdiskriminierung) durch aktiven Einsatz, mitunter Befreiungsk�mpfe, zu ver�ndern und zu beseitigen. Mission ist identisch mit sozialem Engagement und politischer Aktion. Dieses Missionsverst�ndnis begegnet uns seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts sehr stark beim Weltkirchenrat, aber auch bei Teilen der r�misch-katholischen Kirche, et-wa im Rahmen einer "Theologie der Hoffnung ", einer ">Theologie der Befreiung", einer ">Schwarzen Theologie" und einer ">Feministischen Theologie". Ziel ist die h�ufig mit dem "Reich Gottes" identifizierte gerechte Gesellschaft, der allumfassende Friedenszustand, der innerweltliche Schalom.

b) Mission ist prim�r die Verk�ndigung des Evangeliums von der Rettung des S�nders allein aus Gnaden an Menschen aller St�mme, Sprachen und Nationen,

namentlich an die heidnischen V�lker oder Bev�lkerungsgruppen. Ihr Inhalt ist die Einladung zur Umkehr aus dem Reich Satans in das Reich Gottes durch den Glauben an Jesus Christus und seinen stellvertretenden Opfertod am Kreuz zur S�hnung unserer S�nden. Diese Umkehr (Bekehrung) schlie�t soziale Verantwortung nicht aus, sondern ein, teilt ihr aber nicht die erste Stelle zu. Durch die Wiedergeburt (Einwohnung des Heiligen Geistes) des einzelnen Menschen n�mlich ver�ndern sich �ber die Umkehr des Einzelnen auch die Verh�ltnisse, ohne freilich in diesem der S�nde verhafteten "k�smos" zu irdischer Vollkommenheit zu gelangen. Das Ziel dieses in der evangelikalen Theologie, etwa der Lausanner Bewegung, vertretenen Missionsverst�ndnisses ist das Reich Gottes als in erster Linie zuk�nftige Gr��e. Es strahlt zwar in Gestalt der Gl�ubigen und der Gemeinde in die Gegenwart hinein, wird aber erst mit der Wiederkunft Jesu Christi sichtbar aufgerichtet.

Beurteilung:

Die Position a) vermittelt den Eindruck, dass sie den zweiten Schritt ohne den ersten tut, d.h. dass sie gerechte Verh�ltnisse in dieser Welt erwartet und erk�mpfen m�chte, ohne vorher die radikale Umkehr des Einzelnen zu Jesus Christus als dem einzigen Weg zu Gott dem Vater (Joh 14,6) zu verk�ndigen. Ein solches verk�rztes, weil letztlich rein immanentes und �u�erliches Verst�ndnis der Missio Dei ohne die transzendent-geistliche Grundlage h�ngt eng mit einer Verk�rzung der biblischen Eschatologie zusammen (s. dort).

Wir erleben in unserer Zeit � trotz gleichzeitig zunehmender Christenverfolgung und Verf�hrung � einen Siegeszug der Weltmission . Alle Angriffe der "vor-antichristlichen" Zeit k�nnen die Mission zwar bedr�ngen, aber nicht verhindern. Sie wird weitergehen, bis Jesus wiederkommt:

"Und es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis f�r alle V�lker, und dann wird das Ende kommen" (Mt 24,14).

Menschen aus allen Volksst�mmen der Erde werden die M�glichkeit erhalten, die rettende Frohbotschaft vom Sieg Jesu Christi am Kreuz von Golgatha zu h�ren. Sie werden vor die Entscheidung gestellt werden, Jesus als Erl�ser anzunehmen oder abzulehnen. Eine unz�hlbare Schar von Geretteten "aus allen Nationen und St�mmen und V�lkern und Sprachen" wird einmal vor dem Thron Gottes stehen und rufen: "Das Heil ist bei dem, der auf dem Thron sitzt, unserm Gott, und dem Lamme!" (Offb 7,9f.).

Im 20. Jahrhundert hat die Weltmission � trotz wachsender Behinderungen in vielen L�ndern � gro�e Fortschritte gemacht. Das Christentum stellt rund ein Drittel der Weltbev�lkerung (darunter befinden sich allerdings viele "Namenschristen", die nicht wiedergeboren sind). Nach Angaben des Religionsstatistikers David Barrett ist der Anteil der nicht-evangelisierten Bev�lkerung weltweit z.B. in den Jahren 1970 bis 1995 von 1,4 Milliarden (37,6 Prozent) auf 1,12 Milliarden (19,3 Prozent) zur�ckgegangen und fiel bis zur Jahrtausendwende weiter auf 16,6 Prozent. Trugen 1970 noch 240.000 Missionare das Evangelium in fremde L�nder, so waren es 1995 bereits 398.000. Den 99 Milliarden Arbeitsstunden in der Evangelisation im Jahr 1970 standen 417 Milliarden Stunden im Jahr 1995 gegen�ber � ein gewaltiger Einsatz und Fortschritt! Mitte der 90er-Jahre wurden j�hrlich 62 Millionen Bibeln verbreitet. Es gibt weltweit rund 30.000 christliche Zeitschriften, und jedes Jahr erscheinen ca. 25.000 neue christliche B�cher, freilich von unterschiedlicher Qualit�t. Rund um den Erdball existieren �ber 3.600 christliche H�rfunk- und Fernsehstationen. Von 1970 bis 1995 ist die Zahl der H�rer und Zuschauer christlicher Sendungen von 750 Millionen auf 1,9 Milliarden gestiegen. Die am Projekt "World by 2000" beteiligten Radiomissionen haben sich das Ziel gesetzt, christliche Radioprogramme in allen Sprachen auszustrahlen, die von mehr als einer Million Menschen gesprochen werden. Als viele Staatsgrenzen f�r Missionare zugingen, hat Gott seiner Gemeinde mit der Rundfunkmission eine neue M�glichkeit geschenkt. Die Botschaft auf Radiowellen dringt durch eiserne Vorh�nge und Stacheldraht zu den Herzen der Menschen. In vielen L�ndern, welche Evangeliumsverbreitung und Mission verbieten, sind durch evangelistische Radiosendungen Hauskreise und Gemeinden entstanden.

Weltweit gibt es mindestens 6.000 Sprachen. Die Bibel oder Teile von ihr wurden bisher in rund 2.300 Sprachen �bersetzt, darunter die vollst�ndige Bibel in die ca. 400 Hauptsprachen, die von rund 98 Prozent der Weltbev�lkerung verstanden werden. Der Weltbund der Bibelgesellschaften, dem rund 140 nationale Bibelgesellschaften angeh�ren, arbeitet an ca. 700 weiteren �bersetzungsprojekten. Die Bibel ist damit das meist�bersetzte Buch der Welt.

Eine weitere, sehr effektive M�glichkeit der Evangeliumsverk�ndigung ist die Schallplatten- und Kassettenmission. Mitarbeiter des Missionswerkes "Gospel Recordings" sprechen die Kernbotschaft, wie man gerettet werden kann, auf Band. Die einfachen Schallplatten zum Beispiel k�nnen von Hand gedreht und in jeder Eingeborenenh�tte mit einem Metallstift ohne Strom abgeh�rt werden. Bisher wurden Schallplatten und Kassetten bereits in den weitaus meisten Sprachen der Welt besprochen und verteilt, n�mlich in sage und schreibe rund 5.000 Sprachen!

Gro�e Erweckungen gab es in der zweiten H�lfte des 20. Jahrhunderts vor allem in Afrika, Indonesien, Lateinamerika, China und S�dkorea. Man sch�tzt, dass allein in China in den ersten Jahren nach dem Scheitern der maoistischen Kulturrevolution ca. 50 Millionen Menschen zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. In Lateinamerika gelten bereits 20 Prozent der Bev�lkerung als evangelikale, bibeltreue Christen. S�dkorea und viele afrikanische L�nder beginnen neuerdings, eigene Missionare zu uns � in das ehemalige "christliche Abendland" � zu schicken, wo es schon seit l�ngerer Zeit keine bedeutenden Erweckungen mehr gibt.

Trotz solcher erfreulicher Fortschritte ist doch noch vieles unerreicht. Patrick Johnstone, Herausgeber des Buches "Gebet f�r die Welt", dr�ckt es so aus:

"Wenn nach Offenbarung 7,9-10 aus allen Sprachen, V�lkern und Nationen Menschen vor dem Thron des Lammes stehen werden, muss es in jeder ethnolinguistischen (volkssprachlichen) Gruppe wenigstens eine aktive, zeugnisgebende Gemeinde geben. Von den in diesem Buch erw�hnten 12 017 ethnolinguistischen Gruppen haben 8 000-9 000 eine solche Gemeinde, 3 000-4 000 nicht."

Dies schrieb er im Jahre 1987. Inzwischen kamen viele ethnolinguistische Gruppen hinzu. Das Ziel ist somit zwar noch nicht erreicht, aber doch n�her ger�ckt. Und in jedem Jahr h�ren weitere bisher unerreichte Volksst�mme das Evangelium zum ersten Mal. Wahrlich,

"es wird gepredigt werden dies Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zum Zeugnis f�r alle V�lker, und dann wird das Ende kommen" (Mt 24,14).

Lit.: P. Johnstone, Gebet f�r die Welt (viele Auflagen).

Lothar Gassmann


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Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de