Hare Krishna

Klick auf den Kompass öffnet den Index1. Der Gründer

Der ursprüngliche Namen des Gründers ist Abhay Bhakdivedanta Swami, doch kennt man ihn viel häufiger unter der Bezeichnung Prabhupada.

Geboren ist er in Kalkutta 1896. Er wuchs in der Atmosphäre einer aristokratischen Kaufmannsgilde auf und wurde von der bengalischen Tradition innerhalb des Hinduismus geprägt, wo das Stellen von Horoskopen eine besonders große Rolle spielt. Seine Familie pflegte intensiv den der Gottheit "Krishna" geweihten Kult, was von den Verehrern einen streng praktizierten Vegetarismus erforderte. Während den College-Jahren beschäftigte sich Prabhupada eingehend mit dem Politiker >Gandhi und seinen Schriften. Von ihm ließ sich Prabhupada dazu ermutigen, sich mit dem populärsten.Buch der Hl.Schriften der Hindus zu beschäftigen, nämlich mit der >Baghavadgita. Gandhi beeniflusste Prabhupada auch durch seine gesellschaftskritische Haltung in bezug auf das Kastenwesen. Den größten Impuls für sein Denken und Handeln empfing Prabhupada durch seine im Jahr 1922 gemachte Begegnung mit einem "Saddhu" (besonders heiliger Mann) mit Namen Bhaktisiddanta. Dieser beauftragte ihn, als Missionar die Menschen weltweit mit dem sog. "Krishna-Bewusstsein" vertraut zu machen. Erst in Anbetracht des durch den Zweiten Weltkrieg verursachten Elends durch Hungersnöte wurde Prabhupada dazu bewegt, als Missionar dem Westen das "Krishna-Bewusstsein" zu bringen. 1965 reiste Swami als Bettelmönch in die USA mit einem ihm von einem Gönner geschenkten Fahrschein.

2. Die Hauptlehren

2.1. Jüngerschaft durch Einweihung und strikten Gehorsam gegenüber dem Meister

Prabhupada lehrte zuerst unter den Hippies in New York. Er gewann vorwiegend Jünger aus dem Milieu der Randkulturen, darunter viele Drogensüchtige. In Abendkursen legte er das heilige Buch der "Bhagavadgita" aus.

Eine Art von Gemeinde begann sich langsam herauszubilden durch die von Prabhupada gewonnenen Jünger. Die Jünger mussten sich durch eine Einweihung ihrem Meister Prabhupada gegenüber zu vollem Gehorsam verpflichten, was der Verehrung einer Gottheit gleichkommt. Zur Initiation gehören auch heute noch Speiseopfer, verbunden mit Reinigungszeremonien und Versprechungen im Zusammenhang mit strenger Askese. Mit der Loyalitätserklärung gegenüber dem Meister Prabhupada wird der eingeweihte Jünger gleichsam der Gottheit Krishna übereignet. Die von Prabhupada gegründete Glaubensgemeinschaft nennt sich :

"International Society of Krishna Consciousness" (ISKCON).

2.2. Die Bedeutung der gesungenen (Kirtanas) oder gesprochenen Mantren

Der wichtigste Mantra, also eine Anrufungsformel einer hinduistischen Gottheit, ist das der Gottheit Krishna geweihte

"Hare Krishna. Hare Krishna, Krishna, Krishna, Hare Hare, Hare Rama, Hare Rama, Rama Rama, Hare Hare."

Wird ein Mantra gesungen, so nennt man das ein "Kirtana". Durch das Singen der Mantras, besonders des an Krishna gerichtete Mantra, verbreiten sich angeblich konstruktive Schwingungen im Kosmos, welche Heil verbreiten sollen. Dieses Mantra 108 mal zu sprechen oder zu singen, ist höchste Pflicht eines jeden Mönches der Hare Krishna.-Bewegung.

2.3. Die Bedeutung rigoroser Askese

Strenge Askese fordert Prabhupada von seinen Anhängern. Dazu gehören sexuelle Enthaltsamkeit und >Vegetarismus. Aus dem ewigen Kreislauf der Reinkarnation en kommt man nur heraus, wenn alles gemieden wird, was an die irdische Materie bindet. Die wichtigsten versklavenden Ketten sind Bejahung der Sexualität und der Fleischkonsum. Sexueller Kontakt ist nur dann geduldet, wenn eine Zeugung beabsichtigt ist. Fleischkonsum hat für einen Menschen die Konsequenz, dass er in der nächsten Wiederverkörperung die Gestalt eines jener Tiere annehmen muss, deren Fleisch er genossen hat. Wer sich an diese Vorschriften der Abstinenz hält, kann schon in diesem Leben aus dem Rad zwanghafter wiederholter Erdenleben (>Samsara) herauskommen.

2.4. Eine Besonderheit der Hare Krishna.-Bewegung im Unterschied zum übrigen Hinduismus

Die auf der Bhakti-Mystik beruhende Hare Krishna.-Bewegung betont die Liebe und Hingabe an die Gottheit >Krishna. Das Besondere ist die Lehre, dass die Individualität des Menschen sich eben nicht auflösen soll, wie das sonst die meisten hinduistischen Denksysteme einem beliebt machen wollen. Wenn auch die Gottheit Krishna als Person verehrt wird, so gibt es dennoch für Prabhupada nicht Gott als Schöpfer. Der Kosmos ist für ihn gleichsam aus der Gottheit herausgeflossen (>Emanation). Wie in den übrigen hinduistischen Systemen wird streng unterschieden zwischen Leib und Geist. Der Leib, der ein Feind des Geistes sei, und dessen Bedürfnisse müssten radikal bekämpft werden. Das Endziel ist die bewusste persönliche Gemeinschaft des von den irdischen Fesseln erlösten Individuums mit der Gottheit Krishna. Es gibt sogar die Auffassung einer verklärten Materie, die im "Himmelreich" Krishnas angeblich existieren soll. Die im irdischen Leben so verpönte Erotik kommt im "Paradies" von Krishna merkwürdigerweise zu ihrem Recht.

2.5. Schriftverständnis

Die Hare Krishna.-Anhänger begegnen ihrer Hl. Schrift, der Bhagavadgita, mit großer Ehrfurcht. Willkürlicher Umgang mit diesem Glaubensdokument ist verboten.

3. Würdigung und Kritik

Positiv ist, dass sich "Hare Krishna" vom Kastenwesen distanziert. Das Erreichen einer hohen "Gotteserkenntnis" ist nicht an Herkunft, Geschlecht, Nationalität, Bildung und sozialen Stand gebunden. Das Prinzip der Ehrfurcht gegenüber ihrer "Hl.Schrift", der Bhagavadgita, ist beeindruckend. Die kritische Haltung gegenüber einer einseitig lustbetonten Gesellschaft mit ihrem unvernünftigen Konsumverhalten ist sehr berechtigt.

Allerdings muss klar gesehen werden, dass die Gottheit "Krishna" sich deutlich vom biblischen Schöpfergott abhebt. Auch wenn "Krishna" als Person gedacht ist, so wird er mit Mantren von magischer Wirkung verehrt (Mantra, Magie). Die große Leibfeindlichkeit und die damit verbundene Askese hält der biblischen Botschaft nicht stand (vgl. Kol 3,20-23). Das Heil erreicht man in "Hare Krishna" aufgrund von Selbstkasteiung und dem genauen Einhalten gesprochener und gesungener Mantren, aber nicht durch den einzigen wahren Erlöser Jesus Christus. "Hare Krishna" zeigt uns unmissverständlich den Krampf und die Erfolglosigkeit typischer Praktiken der >Selbsterlösung. Demgegenüber steht die biblische Botschaft von Römer 3,23-26.

Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes, 24und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist; welchen Gott dargestellt hat zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben an sein Blut, zur Erweisung seiner Gerechtigkeit wegen des Hingehenlassens der vorher geschehenen Sünden unter der Nachsicht Gottes; zur Erweisung seiner Gerechtigkeit in der jetzigen Zeit, daß er gerecht sei und den rechtfertige, der des Glaubens an Jesum ist.

Literatur:

Quellen: Bhagavadgita, übersetzt aus dem Sanskrit von Prabhupada, 1987; Prabhupada, The Science of Selfrealization, 1984; Satsvarupa Dasa Goswami, "Prabhupada", 1984. – Verschiedene Meinungen zu "Hare Krishna": Edmund Weber, Hrsg., Krishna im Westen, 1985. – Kritisch: S. Leuenberger, Hare Krishna – Erlösung durch Mantras? 1999; B. Larson, Das große Buch der Kulte, 1992, S. 278 ff.

Lothar Gassmann


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de