Mandala

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Mandala (skr. "Kreis, Bogen, Abschnitt").

Im Hinduismus, Buddhismus und bei >indianischen V�lkern religi�ses Hilfsmittel zur Meditation und Visualisierung. Der Meditierende, der sich selbst als Mikrokosmos versteht, dringt gedanklich von au�en in das Mandala ein und n�hert sich dem Zentrum, um auf mystische Weise (Mystik), je nach Philosophie, entweder die g�ttliche Mitte, die >Erleuchtung oder die Einheit mit dem Makrokosmos zu erlangen. Beispielsweise geh�rt "zu jedem tibetischen Mandala ein Text oder eine m�ndliche �berlieferung, die Anweisungen zur Erstellung eines "Geistbildes", einer Imagination oder Visualisierung des Mandalas enth�lt." (Zeitschrift "Visionen" 4/98, S. 15). Im Vajrayana-Buddhismus wird es als Schrein zur Aufbewahrung von Opfergaben u. Ritualgegenst�nden benutzt und die Psychologie deutet es als symbolische Darstellung des Pers�nlichkeitszentrums. Mandalas sind Diagramme aus Quadraten und Kreisen, die um eine Mitte angeordnet sind (im Hinduismus Symbole f�r kosmische Kr�fte).

Die Darstellungen sind vielf�ltig und traditionell festgelegt. Die grundlegende Form eines Mandala besteht aus einem quadratischen Palast mit einem Mittelpunkt, dessen vier Seiten mit einem Tor versehen sind. Den �u�eren Rand bilden oft Flammenkreise in den f�nf Grundfarben, die die f�nf Buddha-Familien und deren Schutzfunktion symbolisieren (Buddhismus). Mandalas k�nnen Symbole der Magie r, der >Freimaurer oder der indischen Chakrenlehre (Yoga) enthalten oder das chinesische Tao (Taoismus) zum Mittelpunkt haben (z.B. Kirchenfenster der Kathedralen von Lyon u. Toulouse). In der Esoterik werden Mandalas als "Urmuster des Daseins" gesehen, die die vollkommene Einheit und Ganzheit (>Monismus) darstellen. So, wie das Leben als "ein st�ndiges Kreisen um die Mitte" verstanden wird, so wird das Ausmalen eines Mandalas zum Ritual, zum "mikrokosmischen Nachvollzug eines ewig g�ltigen Urmusters" (Th.  Dethlefsen). Mandalas werden als gemaltes Bild (Thanka), durch gef�rbten Sand, durch Reish�ufchen oder durch ein dreidimensionales Modell dargestellt.

Im Schamanismus dient das Mandala als Hilfsmittel, um das Tor zur jenseitigen Welt der Finsternis zu �ffnen. Schamanen sind in der Lage, au�erk�rperliche Seelenreisen durchzuf�hren, bei denen sie Raum und Zeit blitzschnell �berwinden k�nnen und der K�rper in einem seelenlosen Trancezustand zur�ckbleibt. F�r diese Reise muss der Schamane zuerst eine �ffnung oder ein Tor visualisieren (z. B. den Mittelpunkt eines Mandalas), das in einen Tunnel f�hrt. Nur auf dem Weg durch diesen Tunnel kann die Seele die "andere Seite" erreichen.

Wer sich f�r das Mandala-Malen interessiert wird schnell feststellen, dass die entsprechende Literatur sich nicht nur auf die Darstellung von Formen und Farbkompositionen beschr�nkt, sondern heidnisch-okkultes Gedankengut verbreitet. Einige Zitate aus dem Buch "Kinder zur Stille f�hren" von G. Preuschoff, das besonders Eltern und Erzieherinnen anspricht, sollen dies deutlich machen. Das neunte Kapitel ist �berschrieben:

"Mit Mandalas zur Mitte finden", dann heisst es:

"Der Kreis ist ein uraltes Symbol der Menschheit. Wo immer er auftaucht � ob in alten Sonnenkulturen oder in M�rchen als Kugel, in religi�sen Darstellungen oder Meditationsbildern -, weist er uns auf einen Aspekt des Lebens hin: seine urspr�ngliche Ganzheit..." Es wird empfohlen, mit den Kindern zusammen aus Naturmaterialien ein Bild zu legen, n�mlich ein Mandala Weiter wird ausgef�hrt: "Sp�ter k�nnen Sie Ihrem Kind erz�hlen, dass Indianer und tibetische M�nche wundersch�ne, kunstvolle Muster aus Sand herstellen, um Menschen zu helfen und um sich selbst zu sammeln. Oft werden solche Mandalas in Heilungs-Rituale eingebettet, und immer werden sie nach dem Gebrauch mit Dankbarkeit der Mutter Erde zur�ckgegeben. Sie hat die vielf�ltigen Farben und Formen hervorgebracht, von ihr k�nnen wir lernen, dass alles w�chst und vergeht, dass Leben ein ewiger Kreislauf ist. Dass das Interesse und die Begeisterung f�r das Malen von Mandalas in unserer Zeit so gross ist, scheint auch ein Beweis f�r die Tendenz zur Selbstheilung zu sein, die allen Menschen innewohnt. Der Schweizer Psychologe C.G. Jung hat diese Kraft in uns �das Selbst` genannt, es ist unser Zentrum, unser g�ttlicher Funke oder unser gro�es Geheimnis, das auch in allen Lebewesen um uns wirkt. W�hrend �das Ich` sich oft einsam, verwirrt und hilflos f�hlt, hat das Selbst Anschluss an die gro�en Kraftquellen, an die g�ttliche Energie oder die Kraft des Universums, den Grossen Geist..."

Das Buch endet dann mit Yoga-�bungen f�r Kinder. (S. 89-92).

Hier sind auf nur wenigen Seiten fast alle Aspekte des neuen religi�sen Denkens zusammengetragen:

Aus christlicher Sicht erscheint es auch �u�erst bedenklich, dass teilweise in Kinderg�rten und Schulen bei der Durchf�hrung von Traum- oder Fantasiereisen Rituale vollzogen werden, die Parallelen zum Schamanismus aufweisen. Dabei soll die Konzentration auf ein Mandala den Kindern helfen, durch einen Tunnel in eine andere Welt zu gelangen. So schreibt Debora Rozman in ihrem Buch "Meditation f�r Kinder", S. 166:

"Jetzt setz dich aufrecht in Meditationshaltung hin und konzentrier dich mit Herz und Geist auf das Zentrum des Mandalas. Richte wirklich alle deine Aufmerksamkeit auf jenes Zentrum. Du f�hlst dich als w�rdest du da hereingezogen... Stell dir vor, dass du einen langen Tunnel entlang in das Zentrum hineinwanderst. Du gehst direkt in das Zentrum hinein, durch dieses Zentrum hindurch und kommst auf der anderen Seite in das reine Licht hinaus..."

Die Kinder werden angeleitet, auf ihrer R�ckreise genau den gleichen Weg zur�ckzukommen. Debora Rozman sagt sogar, dass sie "in ihren K�rper" zur�ckkehren sollen (S. 174).

Der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Reinhard Franzke wirft dazu folgende Fragen auf:

"Von wo sollen die Kinder eigentlich zur�ckkehren? Sie haben doch nie den Raum, die Gruppe, den Ort verlassen, oder etwa doch? Warum sollen sie unbedingt exakt den gleichen Weg zur�ckkommen? Sie sind doch angeblich nur in der Fantasie gereist. Wie kann es da zu Schwierigkeiten kommen, wenn man einen anderen R�ckweg nimmt?" (Stille�bungen und Fantasiereisen, 24)

Wie viele Erzieher die mystisch-religi�sen Aspekte der Mandalas tats�chlich an ihre Kinder weitergeben ist schwer einzusch�tzen. Bei jeder Besch�ftigung mit diesen ornamentalen Kreisen sind Eltern aufgerufen, genau zu differenzieren, ob es sich um eine reine Maltechnik handelt, oder ob auf spielerischem Wege esoterisch-okkultes Gedankengut weitergegeben wird, oder sogar entsprechende Praktiken angewandt werden. Niemand sollte die Gefahr, dass Kinder durch bestimmte Anleitungen und Rituale unter den Einfluss dunkler M�chte geraten k�nnen, untersch�tzen.

Beurteilung:

Mandalas sind eindeutig heidnisch-religi�sen Ursprungs. Ihr Vorhandensein in alten Kathedralen zeigt, wie stark der >Synkretismus schon in der fr�hen Kirche vertreten war, bedeutet aber keinesfalls, dass sie mit dem christl. Glauben zu vereinbaren sind (5.Mos. 12,2-4. 30.31; 18,9-14; 1.Kor. 10,14-22; 2.Kor. 6,15.16; Kol. 2,8). In Kinderg�rten und Schulen werden Mandala oft f�r >Stille�bungen verwendet. In entsprechenden Anleitungen werden den Erziehern teilweise fern�stliches Gedankengut und schamanistische Praktiken empfohlen, die von christlicher Seite abzulehnen sind. Das mystische Eindringen in das Mandala zum Zwecke der Erleuchtung ist ein Akt der >Selbsterl�sung, doch die Erl�sung des Christen geschieht allein aus Glauben und ist ein Gnadenakt Gottes (R�m.3,24). Durch die Visualisierung des Mandala-Zentrums entsteht eine psychische Sogwirkung, die das Tor zur Finsterniswelt �ffnet. Sie ist als okkulte Praktik einzuordnen. Selbst das reine Ausmalen eines Mandala von au�en nach innen, k�nnte � besonders bei psychisch labilen Personen � zu solch einem "Sog zur Mitte" f�hren.

Lit.: R. Dahlke, Mandalas der Welt. Ein Meditations- u. Malbuch, 1985; Lexikon der �stlichen Weisheitslehren, 2001; M. Roberts, Das neue Lexikon der Esoterik, 1995. � Kritisch: R. Franzke, Stille�bungen und Fantasiereisen (div. Auflagen); ders., New-Age-P�dagogik, 2003; L. Gassmann, Esoterik als Lebenshilfe?, 2001.

Werner und Monika Deppe


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de