Meditation

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Meditation aus lat. meditatio "das Nachdenken".

1.) Nachdenken, sinnende Betrachtung, Suche nach �u�erer und innerer Stille, um �ber bestimmte Bilder, Gedanken oder Texte (auch Bibeltexte) nachzusinnen. Davon zu unterscheiden ist:

2.) Geistig-religi�se �bung (bes. im Hinduismus u. Buddhismus), die zur Erfahrung des "innersten Selbst", zur "Erleuchtung" und zur "Einheit mit der g�ttlichen Universalseele" oder mit einem hinduistischen Hochgott f�hren soll. Im Unterschied zu >Entspannungstechniken, die sich �berwiegend auf eine k�rperliche und geistige Entspannung beziehen und auf das vegetative System einwirken sollen, ist die geistig-religi�se Meditation ein Weg, der in seelische Tiefen und ver�nderte Bewusstseinszust�nde f�hrt. W�hrend sich das Bewusstsein in der Entspannung in einem ged�mpften Zustand befindet, tritt es in der Meditation in einen Zustand besonderer Wachheit und Aufmerksamkeit, in der die Logik aber keinerlei Wirkung mehr hat. Der Geist soll entleert werden. Dazu wurden � je nach religi�sem Hintergrund � verschiedene Techniken und Wege entwickelt. Der Wille dient zur Konzentration auf unterschiedliche Objekte. Das k�nnen symbolische Formen sein, wie Mandalas oder Yantras; Mantras (Klangsilben wie OM), die immer in Beziehung zu einem hinduistischen Gott stehen; oder Empfindungen wie "Liebe" oder "Erbarmen"; >Visualisationen (bildhafte Vorstellungen); oder die Sammlung auf ein Koan (>Zen). Die Fixierung auf das "dritte Auge" oder den "Seelenpunkt" (zwischen den Augenbrauen) soll zu einem intensiven geistigen Kontakt zum Meditations-Lehrer oder Guru f�hren, ebenso die Meditation auf dessen Bild. Eine weitere Rolle spielen >Atemtechniken, bei denen bestimmte Worte ein- und ausgeatmet oder der Atem kontrolliert, gez�hlt oder in bestimmte K�rperregionen gelenkt werden soll. K�rper�bungen wie im Hatha-Yoga dienen als Vorbereitung, um im fortgeschrittenen Stadium den Geist besser disziplinieren zu k�nnen.

W�hrend der Meditation werden unterschiedliche Erfahrungen gemacht: angenehme k�rperliche u. geistige Entspannung; tiefer Friede u. unbeschreibliche Gl�cksgef�hle, die zu suchtartiger Realit�tsflucht f�hren k�nnen; Seelenreisen, bei denen die Seele den K�rper verl�sst (Schamanismus); Angstzust�nde und Horrorvisionen. Die Konzentrationsf�higkeit w�chst, und ge�bte Yogis k�nnen ihren Kreislauf steuern, Schmerz, Hunger u. Durst ignorieren. Die physiologischen u. psychologischen Auswirkungen �hneln denen nach dem Genuss von Drogen. Intensive �bungen f�hren den Meditierenden in einen nicht-dualistischen Bewusstseinszustand, in dem eine Unterscheidung zwischen Objekt und Subjekt nicht mehr vorhanden ist. Zeit und Raum verlieren ihre Bedeutung. Meditation kann auch zur Gedankenbeeinflussung anderer Personen genutzt werden.

Beurteilung:

Zu 1: Hier kann es auch um das Nachsinnen �ber bibl. Texte gehen (Jos.1,8; Ps.119,16; 27; 48; 97; 1.Tim 4,15), um eine "christliche Innerung" (Friso Melzer), die die Verinnerlichung des Wortes Gottes und eine durch den Heiligen Geist hervorgerufene Selbsterkenntnis und daraus resultierende positive Gesinnungs- u. Herzensver�nderung des Gl�ubigen zum Ziel hat. Eine gleichzeitige k�rperliche Disziplinierung in Bezug auf Atemtechniken, Sitzhaltung oder die Konzentration auf bestimmte Objekte ist der Bibel aber fremd. Es geht auch nicht � wie in der fern�stlichen Meditation � um eine mystische Verschmelzung mit Christus, sondern wenn Jesus darum bittet, dass alle Gl�ubigen mit ihm und dem Vater eins seien (Joh.17,21,22), bittet er um eine geistlich-personale Gemeinschaft des Gl�ubigen mit Christus und um die Gemeinschaft der Christen untereinander (vgl. das unter Mystik Ausgef�hrte).

Zu 2: In der �stlichen Mystik soll der Verstand des Menschen verdr�ngt werden, weil er angeblich den Zugang zum "inneren Selbst" blockiert. Gottes Wort aber fordert uns auf, unseren Verstand zu gebrauchen (Eph. 5,10; Phil. 1,10; 1.Thess. 5,21; 1.Joh. 4,1) und zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit zu suchen (Mt. 6,33) und nicht das "Selbst" oder den "Gott in mir". Insider bezeichnen die Meditation als ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Nicht nur bei einer geleiteten Meditation wird das Bewusstsein einer Fremdsteuerung ausgesetzt, was die Gefahr der mentalen Abh�ngigkeit in sich birgt. Labile und psychisch kranke Personen werden vor Meditation gewarnt.

Atemtechniken, Mantras und Visualisationen, die zur Entspannung f�hren sollen, kommen in der Heiligen Schrift nicht vor, werden aber seit Jahrtausenden von Schamanen angewandt, um die Grenze zur unsichtbaren Welt der Finsternis zu durchbrechen und mit Geistern in Kontakt zu treten (Schamanismus). Au�erdem k�nnen bestimmte Atem�bungen zu ver�nderten Bewusstseinszust�nden f�hren und physische und psychische Sch�den hervorrufen. Welche Auswirkungen das Durchbrechen der Bewusstseinsgrenze auf die menschliche Psyche hat, ist bisher nicht explizit belegt. Die Fachliteratur weist aber auf Risiken hin. Schon Ignatius von Loyola, der Gr�nder des Jesuitenordens, sprach von "psychischen Ausnahmezust�nden" w�hrend der Meditation, von "unkontrollierbaren Untiefen" u. "trance�hnlichen Ersch�pfungen". Nach biblischer �berzeugung st��t der Meditierende hier in einen d�monischen Machtbereich vor, er �berschreitet eine vom Sch�pfer festgesetzte Grenze (D�monen). Dieser Grenz�bertritt geschieht individuell (auch unbeabsichtigt) zu einem vorher nicht erkennbaren Zeitpunkt. Jede Technik, die den Verstand verdr�ngt und zu einem entleerten, passiven Geisteszustand f�hrt, macht den Geist blind f�r die Wahrheit des Evangeliums und �ffnet ihn f�r falsche Lehren. Jesus sprach in diesem Zusammenhang von einem "unbewachten Haus" , in das D�monen eindringen k�nnen (Lk.11,24-26).

Der christliche Gott ist ein Heiliger Gott, dem alle heidnischen Praktiken ein Gr�uel sind (1.Kor. 10,14-22; 2. Kor. 6,15.16). Im AT warnt er sein Volk vor den religi�sen Riten ihrer Nachbarv�lker (5.Mos. 12,2-4. 30.31; 18,9-14 u.a.) und im NT vor der Verf�hrung durch Philosophien (Kol. 2,8).

S. auch: Meditatives Tanzen; Erkenntnisse h�herer Welten; Trance; Passivit�t; Mystik; Okkultismus.

Lit.: Lexikon der �stlichen Weisheitslehren, 2001; Handbuch Die andere Medizin, Stiftung Warentest 1996; D. Bendrath, Brahma Kumaris/Raja Yoga: Darstellung � Berichte � Dokumente, 1985; J. F. Boeckel, Meditationspraxis. Ein Weg zur Besinnung und Selbstfindung. Techniken und Methoden, 1989; R. Franzke: Entspannungstechniken, 2001.

Werner und Monika Deppe


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de