Traditionelle Chinesische Medizin

A. Beitrag von Adelgunde Mertensacker:

Klick auf den Kompass öffnet den IndexDer weltanschauliche Hintergrund der Traditionellen chinesischen Medizin ist eine Mischung aus

Die Chinesen sprechen von "Lehren" oder "Schulen", da die chinesische Sprache das Wort "Religion" nicht kennt. Grundlegend f�r das therapeutische System der TCM ist die Vorstellung, dass Makrokosmos und Mikrokosmos durchzogen sind von der kosmischen Lebensenergie Qi und dass das gesamte Universum bestimmt ist von den polaren Kr�ften Yin und Yang. Krankheiten entstehen nach dieser Theorie, wenn das Gleichgewicht von Yin und Yang gest�rt ist, so dass die Lebens-Energie Qi nicht mehr ungehindert durch die Meridiane (Energiebahnen) flie�en kann. Die Gesundheit kann nur durch die Harmonisierung von Yin und Yang wiedererlangt werden und zwar:

1. durch Medikamente, k�rperliche �bungen (Qi Gong, Tai Qi Quan), die richtige Atemtechnik und Meditation,

2. durch Einwirken auf die Energiebahnen des K�rpers, in denen Qi flie�t (Nadelung, Akupressur, Moxitherapie) und

3. durch Gestaltung der Umwelt (Feng Shui).

Da die kosmische Energie Qi, die Energiebahnen, Chakren (Energie-Tore), Akupunkturpunkte, Yin und Yang mit wissenschaftlichen Methoden nicht nachweisbar sind, handelt es sich bei der Traditionellen Chinesischen Medizin um einen Glauben: Fundament der TCM ist der Glaube an das Wirken kosmischer Kraft unter dem ewigen Prinzip des Tao, zahlreicher Gottheiten und Geister, vor allem der Ahnengeister, denen regelm��ig geopfert werden muss, um sie gn�dig zu stimmen. Qi als zentraler Begriff der TCM ist gleichzusetzen mit Universalkraft, Lebenshauch, Prim�r- oder Urenergie, Heil-Energie, kosmischer Energie. In ihrem Selbstverst�ndnis ist die TCM eine >Religion. Sie will nicht nur Krankheiten heilen, sondern religi�se Werte vermitteln: Friede, Ruhe, Harmonie, das Heil, d.h. die volle Gesundheit des K�rpers und der Seele. "Gesund" sein hei�t ,"heil" zu sein; "heil" sein hei�t, "eins" zu sein mit der kosmischen Energie Qi.

Die TCM ist mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar: Der Irrglaube an die allgegenw�rtige, unpers�nliche kosmische Kraft tritt an gegen den personalen Gott, den Sch�pfer und HERRN des Kosmos, Himmels und der Erde, gegen den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.

Grundkonzept der TCM ist das Leben in Harmonie mit Yin und Yang. Diese Zielvorstellung geht an dem einzigen Weg zu Gott vorbei, an dem Erl�ser Jesus Christus. An die Stelle Seines Erl�sungswerkes tritt die Selbsterl�sung durch die Anwendung chinesischer Therapien, an die Stelle von S�nde und Vergebung tritt der energetische Ausgleich mangelnder Harmonie mit Qi.

Erfolge der TCM m�ssen als Placebo-Effekt oder okkult erkl�rt werden. Dass die TCM au�er der Seele auch dem K�rper Schaden zuf�gt, beweisen u.a. Untersuchungen des Medizinischen Labors Bremen. Heilkr�uter-Rezepturen, die auch in Apotheken angeboten werden, sind belastet mit Cadmium, Thallium, Blei, mit Pestiziden, Schwermetallen und Schimmelpilzen. Helmut Dietrich Koester, Umweltmediziner des Bremer Labors stellt fest:

"Die Pestizidwerte halte ich f�r bedenklich. �ber die hohe Schwermetallbelastung bin ich erschrocken." (Greenpeace-Magazin, 4/04). "Der Handel mit den Arzneimitteln neu auf den Markt dr�ngender, nicht erfasster Therapierichtungen wie der chinesischen Medizin bedarf dringend der Kontrolle. Hier gibt es hohe Risiken durch Toxizit�t selbst in vermeintlich harmlosen Tees, oder es gibt Beimengungen von Pharmaka wie Cortison u.a. in derartigen Mitteln. Man muss sich von dem Gedanken freimachen, dass auf dem Gebiet der Au�enseitermedizin reine Idealisten eine naturgem��e, �sanfte` Medizin betreiben, vielmehr ist dies auch ein Tummelplatz geldgieriger Scharlatane, mit und ohne �rztliche Approbation, die die Patienten schamlos ausnehmen" (K.-D. Bock und M. Anlauf, Am Ende des Weges: Magie als Kassenleistung? www.konsequente-positivliste.de).

Die chinesische Kr�utermedizin, die ausschlie�lich genuine pflanzliche, tierische und mineralische Substanzen zusammenstellt, unterscheidet bei der Rezeptherstellung vier Wirkweisen: Der "Herrscher" ist das Hauptmedikament. Es bek�mpft die eigentliche Krankheit � unterst�tzt vom "Minister", vom "Assistenten" und dem "Gehilfen". Dem Analogiezauber entsprechend wird z.B. der gelbe Safran eingesetzt gegen Gelbsucht, der Leuchtk�fer gegen Augenleiden. St�rungen der oberen K�rperh�lfte werden mit Medikamenten aus Knospen und Bl�ten behandelt, Krankheiten der unteren K�rperh�lfte mit Arzneien aus Wurzeln. Geerntet werden die Pflanzen nachts bei Vollmond. Zubereitet werden sie in irdenen Gef��en.

W�hrend die Medikamente energetisch als sog. "innere Therapie" wirken, werden andere Verfahren als "�u�ere" Therapie eingesetzt: Die Akupunktur soll das Gleichgewicht zwischen Yin und Yang und damit das ungehinderte Flie�en des Qi wiederherstellen. Die Kinesiologie geht davon aus, dass verspannte Muskeln ein Ungleichgewicht von Yin und Yang zeigen. Die Moxibustion will die Harmonisierung durch W�rme bewirken. Qi Gong, im 2. Jahrhundert nach CHRISTUS von dem chinesischen Arzt Hua Tuo entwickelt, soll Qi durch bestimmte k�rperliche �bungen aktivieren, durch bestimmte Vorstellungen durch den K�rper leiten und so Blockaden l�sen und energetische Mangelzust�nde beeinflussen. Qi-Gong-Meister �bertragen die Heil-Energie auch aus der Ferne, wirken auf Gegenst�nde ein, sind f�hig, massive Steine und dicke Stahlstangen mit ihren H�nden zu zerbrechen und durch "Schleudern" ihrer Energie Feuer zu entz�nden. Diese �bermenschlichen F�higkeiten werden auch bei Besessenen beobachtet.

B. Beitrag von Michael Kotsch:

Die TCM ist das Ergebnis einer mehrere tausend Jahre umfassenden Entwicklung, in der sich einzelne empirische Daten und statistische medizinische Erfahrungen mit weltanschaulichen �berzeugungen des Schamanismus, Taoismus, Konfuzianismus, Buddhismus und Universismus sowie abergl�ubischen, magischen und okkulten Riten aus diesen Bereichen miteinander vermischt haben. Mit der Zeit entstand daraus ein komplexes diagnostisches und therapeutisches System. Grundlage dieses Systems bildet die Vorstellung der alles durchziehenden kosmischen Lebensenergie Qi, die sich in die polaren Kr�fte yin und yang aufspaltet. Von der Harmonie dieser Kr�fte sind der Zustand der Welt und auch die Gesundheit des einzelnen Menschen abh�ngig. Der Bezug zwischen diesem Weltbild und den empirischen medizinischen Symptomen wurde �ber eine ausgekl�gelte, aber wissenschaftlich nicht nachweisbare Systematik geschaffen. Demnach sind alle Organe entweder yin oder yang gepr�gt und stehen in einer durch die F�nf Wandlungsphasen bestimmten Abfolge der Erzeugung und Bezwingung. In diese Systematik werden au�erdem alle Umweltbedingungen, Schmerzen, Pulsqualit�ten, Emotionen, Speisen usw. einbezogen. Krankheiten werden durch ein Ungleichgewicht im Gesamtsystem hervorgerufen und k�nnen letztlich nur durch die wieder harmonisierende Lebenskraft Qi geheilt werden:

"Die in allen Gesch�pfen str�mende Grundenergie des Universums ist es auch, die heilt. ... Die Lebensenergie ist jene Heilenergie, auf die die �stliche Heilkunde baut.�

Diese Harmonisierung kann

erreicht werden.

Durch eine k�rperliche (Schmerzen, Ger�che, Puls, ...), psychische (Emotionen, Interessen) und seelische Symptome obiger Energiesystematik zuordnender Diagnose wird der Einsatzort der Therapie bestimmt. Zahlreiche Heilungserfolge in der Geschichte der TCM wie auch in der Praxis der Gegenwart bezeugen eine gewisse Wirksamkeit.

In der naturwissenschaftlichen �berpr�fung konnte weder die Energiesystematik noch der angegebene Wirkungsvorgang der TCM entdeckt oder auch nur plausibel gemacht werden. Eine den Naturgesetzen entsprechende Wirksamkeit der TCM-Therapien muss eher ausgeschlossen werden. F�r bestimmte, eng umgrenzte Teilgebiete der TCM (z.B. Akupunktur zur Schmerz- und Anspannungsbek�mpfung, Wirkstoffe einzelner Pharmaka) konnte unabh�ngig von deren weltanschaulichem Hintergrund eine naturwissenschaftlich nachvollziehbare Wirkungsweise nachgewiesen werden. Diese Einsatzm�glichkeiten scheinen f�r Christen genauso denkbar wie ein Auto, auch wenn der Medizinmann eines Eingeborenenstammes erkl�rt, dasselbe fahre durch magische Kr�fte. In diesem Fall muss lediglich die Erkl�rung, nicht aber der Vorgang an sich abgelehnt werden. Wenn wir die naturwissenschaftliche Wirksamkeit der Akupunktur, bis auf die genannten Ausnahmen, generell ablehnen m�ssen, bleibt nur noch die M�glichkeit psychischer Heilung durch Placebos (Heilung durch den festen Glauben an ein an sich unwirksames Scheinmedikament) oder okkulter Heilung durch �bernat�rliche Kr�fte. Auch wenn sich einige Ph�nomene als psychische Reaktionen deuten lassen, bleibt ein gr��erer Bereich von Heilungen, die weder naturwissenschaftlich noch psychisch erkl�rbar sind, beispielsweise wenn schwere psychisch nicht beeinflussbare Krankheiten, wenn der Akupunktur skeptisch gegen�berstehende Personen, oder wenn psychisch nicht beeinflussbare Tiere geheilt werden. Die Akupunktur selbst nimmt f�r ihre Heilungen �bernat�rliche Kr�fte in Anspruch. Die Beschreibung von Aussagen, Wesen und Wirkung dieser Kr�fte (Gottesbild, Menschenbild, Weltbild, Wirklichkeitsbild, Verst�ndnis von Krankheit, Gesundheit, Heil, S�nde ...) steht in krassem Widerspruch zur biblischen Selbstoffenbarung Gottes, so dass wir die Wirksamkeit des biblischen Gottes in den Heilungen der Akupunktur ausschlie�en m�ssen (s. ausf�hrlich unter Akupunktur).

Christen werden aber in der Bibel ausdr�cklich davor gewarnt, sich mit geistigen Kr�fte neben Gott einzulassen oder >kosmische Kr�fte f�r sich in Anspruch zu nehmen (Kol.2,8). Diese gehen von den M�chten des Kosmos (Eph.6,12) und letztlich vom F�rsten des Kosmos (Joh.12,31) aus. Der F�rst dieser Welt will den Menschen von Gott isolieren und wird einmal daf�r gerichtet werden, dass an die Stelle Gottes treten wollte und den Menschen vorgab, sie k�nnten durch ihn sein wie Gott (1.Mo.3,4-5). Diese Zielrichtung entspricht offensichtlich der Selbsterl�sungstendenz der TCM und deren Vorstellung der g�ttlichen Kr�fte im Menschen, die eine Heilung bewirken k�nnten. Christen sollten daher die Gefahr okkulter Besessenheit erkennen und die Therapien der TCM (mit Ausnahme der oben genannten naturwissenschaftlich nachweisbaren) meiden. Nicht nur das scheinbar positive Ergebnis der Heilung darf den Christen blenden, er muss immer auch nach der Legitimit�t des Heilungsweges fragen. Heilung durch Betrug, L�ge oder den Teufel, d.h. im offenen Widerspruch zu den moralischen und geistlichen Ordnungen Gottes, muss abgelehnt werden. Auch Jesus hat bei seiner Versuchung die positiven G�ter wie Brot, Schutz Gottes oder Eigentum der Welt aufgrund der falschen Mittel, die dazu f�hren sollen, abgelehnt. Heilung, die in unserer menschlichen Verantwortung steht, die wir durch richtige Ern�hrung, einen gesunden Lebenslauf oder mit den Mitteln der von Gott zur Verf�gung gestellten Naturwissenschaft erlangen k�nnen, sollten wir anstreben. Heilungen durch �bernat�rliche M�chte sollten Christen ablehnen, wenn diese Kr�fte nicht eindeutig dem Willen und Wesen Gottes entsprechen. �ber alledem k�nnen wir in der Gewissheit leben, dass Gott in unserer Krankheit an unserer Seite steht, uns ertragen hilft, unsere Gesundung will und es einmal in seinem Reich keine Krankheit mehr geben wird (Jes.11,1-9, 53,4f; Off.7,17; 21,4 ).

S. auch: Alternativmedizin; Esoterische Medizin; Okkultismus.

Lit.: M. Kotsch, Chinesische Medizin, 2000.

Adelgunde Mertensacker (A) / Michael Kotsch (B)


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de