Kult (lat. cultus = "Verehrung") ist eine Gruppe von Menschen, die ihren Glauben auf die Weltanschauung einer isolierten Führergestalt stützen, welche zentrale Glaubenslehren der Christenheit, wie sie von der Bibel gelehrt werden, verleugnet. Man unterscheidet westliche, östliche und New-Age-Kulte.
Westliche Kulte
entstammen der christlichen Tradition, weichen aber in wesentlichen Punkten davon ab. Sie benutzen die Bibel als eine Art Steinbruch, die sie zur Begründung und Untermauerung ihrer eigenwilligen Ansichten gebrauchen und mit vielfältigen bibelfremden Lehren vermischen. Beispiele sind etwa die ">Kinder Gottes" ("Familie der Liebe", "Familie") des David Moses Berg und die "Vereinigungskirche" San Myung Muns. Auch die "klassischen christlichen Sekten (z.B. Zeugen Jehovas, Mormonen, Christliche Wissenschaft) können als "westliche Kulte" bezeichnet werden. Bei all diesen Gruppierungen spielt Jesus Christus vordergründig eine zentrale Rolle. Allerdings ist es nicht der biblische Jesus Christus, sondern eine umgedeutete Gestalt ("Engel", "Meister", "Heiler" oder ähnliches). Dabei fühlen sich westliche Kulte als wirkliche Verkörperung christlicher Lehre und Weltanschauung.
Die östlichen Kulte
sind solche, die nicht die Bibel oder Jesus Christus als Mittelpunkt sehen, sondern von der östlichen Philosophie herkommen. Insofern wäre z.B. die Anthroposophie zu den westlichen Kulten zu rechnen, aber die Theosophie im Gefolge H. P. Blavatskys zu den östlichen Kulten. Die Theosophie beansprucht, von Hinduismus und Brahmanismus oder Buddhismus auszugehen, Steiner und die Anthroposophen aber von westlicher, abendländischer, "christlicher" Tradition. Allerdings sind die Grenzen fließend, denn auch die Theosophen reden von Jesus Christus (wenn auch viel peripherer), wobei eine Umdeutung vorliegt. "Jesus" wird in östlichen Kulten – und hierzu zählen z.B. auch Hare Krishna, >Divine Light Mission, >Ananda Marga, die Transzendentale Meditation und die >Bhagwan-Bewegung – selten, aber manchmal doch "verehrt" als einer von etwa 330 Millionen Göttern im Hinduismus, im Rahmen östlicher Philosophie. Die Wurzel ist aber Hinduismus, Buddhismus oder Taoismus und nicht das biblische Christentum.
Die New-Age-Kulte
versuchen, östliches und westliches Denken zu vereinigen. Bei Autoren wie z.B. Fritjof >Capra und Carl Friedrich von Weizsäcker findet eine Synthese statt zwischen fernöstlicher Religiosität und westlicher Philosophie bzw. (schein)wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Schau ist dementsprechend auch oftmals monistisch oder pantheistisch (>Monismus = Alleinheitslehre; Pantheismus = Lehre, dass alles göttlich sei).
Lit.: L. Gassmann, Was sind Sekten – und was nicht?, 1998.
Lothar Gassmann
Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):
1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch
Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de