Zeugen Jehovas

Klick auf den Kompass öffnet den IndexZeugen Jehovas ist nicht der urspr�ngliche Name der Gruppierung. Urspr�nglich trug sie gar keine Bezeichnung. Die ersten Anh�nger Charles Taze Russel ls nannten sich einfach "Christen", "Urchristen" und �hnliches. Bald schon kam die Selbsttitulierung "Millennial Dawnists" ("Anh�nger der Morgenr�te des Tausendj�hrigen Reiches") auf. Der Volksmund machte daraus "Millenniumtagesanbruchleute". Seit 1913 gab sich die Gruppierung den Namen "International Bible Students Association" ("Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher"). 1931 schlie�lich erfolgte die Umbenennung in "Jehovah`s Witnesses" ("Zeugen Jehovas"). In sp�teren Jahren wurden Bezeichnungen wie "New World Society" ("Neue-Welt-Gesellschaft") oder "Theokratische Gesellschaft" immer mehr gebr�uchlich. Namen wie "Russelliten" oder "Rutherfordianer" bezogen sich auf die ersten beiden Hauptrepr�sentanten oder Pr�sidenten dieser Vereinigung und werden heute nicht mehr von deren Anh�ngern verwendet.

Zu ihrer Geschichte s.: Wachtturm-Gesellschaft; Russel l; Rutherford; Knorr; Franz. Im folgenden eine kurze Gegen�berstellung von ZJ-Lehre und christlichem Glauben:

1. Die Bibel:

ZJ-Lehre: Die Bibel ist v�llig von Jehova inspiriert, in allen ihren Teilen gleichwertig, auf das K�nigreich Jehovas ausgerichtet, kann nur von der Wachtturm-Gesellschaft richtig und ma�geblich ausgelegt werden; ist an vielen Stellen durch Vorschattung, Parallelisierung und Allegorese zu verstehen; enth�lt Daten zur genauen Berechnung historischer und endzeitlicher Ereignisse; hat in der Neue-Welt-�bersetzung, etwa durch Einf�gung des Jehova-Namens, ihre gottgewollte Gestalt gewonnen.

Christl. Glaube: Die Bibel ist v�llig von Gott inspiriert; ist von einer heilsgeschichtlichen Dynamik (Altes Testament � Neues Testament, Verhei�ung � Erf�llung, Gesetz � Evangelium, Buchstabe � Geist) erf�llt; ist auf Christus und sein Erl�sungswerk zentriert; legt sich selbst aus und kann unter Leitung des Heiligen Geistes in ihren heilsnotwendigen Aussagen von jedem Christen verstanden werden; ist grunds�tzlich vom Wortsinn und Textzusammenhang her zu verstehen; enth�lt Daten, erm�glicht aber keine l�ckenlose Chronologie und warnt vor Spekulationen im Blick auf Endzeit-Termine; beruht auf dem Text hebr�ischer, aram�ischer und griechischer Handschriften, von welchem die "Neue-Welt-�bersetzung " durch Paraphrasen, sinnentstellende Worteinf�gungen, Falsch�bersetzungen sowie irref�hrende Fu�noten und Apparate abweicht.

2. Gott:

ZJ-Lehre: Gott tr�gt den Namen "Jehova"; ist einer; die Dreieinigkeitslehre ist unbiblisch und heidnischen Ursprungs.

Christl. Glaube: Gott tr�gt den Namen "JHWH" (Tetragramm), der wahrscheinlich "Jahwe" ausgesprochen wird; ist ein Wesen in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist; in der Bibel findet sich zwar nicht der Begriff, aber die Sache der Dreieinigkeit.

3. Jesus Christus:

ZJ-Lehre: Jesus Christus ist ein Sohn Gottes, n�mlich der Erzengel Michael (= das erste Gesch�pf Jehovas), der ein vollkommener Mensch wurde und nach Tod und Auferstehung (im Sinne von Neuerschaffung) zu einer h�heren Engelstufe aufstieg; steht als vollkommener Mensch auf der gleichen Stufe wie Adam.

Christl. Glaube: Jesus Christus ist der Sohn Gottes, d.h. Gott der Sohn als zweite Person der Dreieinigkeit, wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich; steht als wahrer Mensch und wahrer Gott unendlich viel h�her als Adam und alle Gesch�pfe.

4. Der heilige Geist:

ZJ-Lehre: Der heilige Geist ist Jehovas unpers�nliche "wirksame Kraft" oder "inspirierte �u�erung".

Christl. Glaube: Der Heilige Geist ist Gott, d.h. die dritte Person der g�ttlichen Dreieinigkeit: Er spricht, denkt, lehrt, kennt die Zukunft, kann betr�bt, belogen und gel�stert werden; er ist der Tr�ster (Paraklet), der Jesus nach dessen Erh�hung in seiner Gemeinde vertritt.

5. Der Mensch:

ZJ-Lehre: Der Mensch hat keine Seele, sondern ist eine Seele; stirbt beim irdischen Tod ganz und gar; Auferstehung gibt es nur im Sinn einer v�lligen Neuerschaffung aufgrund des im Ged�chtnis Jehovas gespeicherten Lebensmusters; der Mensch gelangt im Falle der Ablehnung Jehovas nicht in die ewige Verdammnis und Qual ("H�lle"), sondern wird einfach vernichtet; "H�lle" bedeutet "Grab" und ist ein Ort der Ruhe (Ganztod-Lehre).

Christl. Glaube: Der Mensch ist eine Seele als Gesamtwesen, hat aber auch eine Seele im Sinne eines unzerst�rbaren Kerns seiner Personalit�t; geht beim irdischen Tod in Gestalt seiner unzerst�rbaren Personalit�t in einen Zwischenzustand (Weiterexistenz ohne irdischen Leib) �ber, in welchem er die Auferstehung (�berkleidetwerden mit einem ewigen Leib) erwartet; gelangt im Falle der Ablehnung des dreieinigen Gottes in die Gehenna ("Feuerh�lle", Gottesferne, ewige Verdammnis), die in der Bibel als Ort unaufh�rlicher bewusster Qual gekennzeichnet wird (H�lle).

6. Erl�sung:

ZJ-Lehre: Erl�sung geschieht, indem Michael-Christus als zweiter Adam am Marterpfahl seinen vollkommenen Leib opfert, um eine Grundlage f�r die Menschen zu schaffen, durch entsprechende Werke ebenfalls zur Vollkommenheit zu gelangen (Loskaufopfer). Menschliche Werke sind also f�r die Erl�sung notwendig.

Christl. Glaube: Erl�sung geschieht durch das vollkommene S�hneopfer Jesu Christi am Kreuz, der dort alles f�r uns vollbracht und S�nde, Tod und Teufel besiegt hat. Menschliche Werke sind eine Folge und Frucht des Glaubens an Jesus als Erl�ser, aber keine Voraussetzung der Erl�sung

7. Die Gemeinde:

ZJ-Lehre: Die Gemeinde existiert als endzeitliche Heilsgemeinde der Zeugen Jehovas, die als solche den Staaten und Religionsgemeinschaften (= Hure Babylon) gegen�bertritt und sich so weit wie m�glich von ihnen fernh�lt; gliedert sich auf in 144.000 Personen, die seit Pfingsten, insbesondere aber innerhalb der Wachtturm-Gesellschaft, gesammelt werden, um mit Christus als himmlische Klasse zu regieren, und in mehrere Millionen "andere Schafe" (= "gro�e Volksmenge"), denen ein ewiges Leben auf der paradiesisch erneuerten Erde (und nicht im Himmel) bestimmt ist; besitzt in Gestalt der ">Leitenden K�rperschaft" innerhalb der Wachtturm-Gesellschaft eine "sichtbare Regierung Jehovas auf Erden".

Christl. Glaube: Die Gemeinde ist die unsichtbare Gemeinschaft aller durch das vollkommene Opfer Christi erl�sten und durch den im Glauben empfangenen Geist Gottes wiedergeborenen Christen, die sich in verschiedenen sichtbaren Denominationen sammeln und dort mit Heuchlern und Ungl�ubigen vermischt leben; sie gliedert sich zwar heute in Denominationen sowie in Heidenchristen und messianische Juden, die aber sp�testens in der Ewigkeit in der himmlischen Herrlichkeit vereint sind; sie untersteht allein Christus als ihrem Haupt ohne irdische Stellvertreter (zumindest im Protestantismus).

8. Die Endzeit:

ZJ-Lehre: Die Endzeit hat 1914 begonnen, als Christus sein unsichtbares K�nigreich im Himmel errichtete und den Satan auf die Erde warf; Christus ist also seit 1914 unsichtbar gegenw�rtig; es gibt keine sichtbare Wiederkunft Jesu Christi; die Endzeit l�uft auf die Schlacht von Harmagedon zu, in der weltweit die Feinde Jehovas und der Wachtturm-Gesellschaft vernichtet werden; anschlie�end wird die Erde durch die �berlebenden von den Auswirkungen der Zerst�rung gereinigt und in ein ewig dauerndes Paradies umgewandelt, welches f�r die "gro�e Volksmenge" bestimmt ist; die ZJ-Lehre enth�lt himmlische Hoffnung nur f�r die begrenzte Zahl der 144.000 besonders Erw�hlten der "Johannes-Klasse".

Christl. Glaube: Die Endzeit hat mit der Erh�hung und Himmelfahrt Christi (ca. 33 n. Chr.) begonnen, wobei sich die Zeichen der Zeit (v.a. die Staatsgr�ndung Israels 1948) vor der Wiederkunft Christi verdichten; Christus wird in der Zukunft sichtbar wiederkommen in Macht und Herrlichkeit; die Endzeit l�uft auf die Wiederkunft Christi, das Vergehen der jetzigen Welt und die Erschaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde zu (welcher m�glicherweise ein � zeitlich begrenztes � "Tausendj�hriges Reich" vorausgeht); der christliche Glaube enth�lt himmlische Hoffnung f�r alle Menschen, die Jesus Christus lieben und zu ihm geh�ren.

Aufgrund dieser gravierenden Abweichungen von der biblisch-christlichen Lehre m�ssen die Zeugen Jehovas als Sekte eingestuft werden.

S. auch: Arianismus; Blutgenuss und Bluttransfusion; Dreieinigkeit; Endzeit-Berechnungen; Ganztod-Lehre; Gemeinschaftsentzug; Jehova-Name; Leitende K�rperschaft; Loskaufopfer; Neue-Welt-�bersetzung; Wachtturm-Gesellschaft; Zwei-Klassen-System.

Lit.: L. Gassmann, Zeugen Jehovas, 2000.

Lothar Gassmann


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handb�chern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines �kumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handb�cher (�ber Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de